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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Und auch das nicht immer. Aber Waren lieferte man auf einem anderen Weg.
    »Mein Planet hat keinen Kontakt mit der Handelsliga«, teilte ich Schnee die reine Wahrheit mit. »Was ist das denn?«
    »Ihr habt euch vor der Liga abgeschottet?« Schnee wunderte sich ein wenig. »Deine Heimat muss komisch sein … Die Liga, das sind die freien Händler. Was man so hört, ist, dass sie an keinen Planeten gekoppelt sind …«
    »Nehmen sie Fremde auf?«
    Schnee antwortete nicht.
    »Na?«
    »Was soll das heißen? Hast du etwa schon genug von unserer Welt?«
    »Die hat mir von Anfang an nicht gefallen.«
    »Hmm. Also, Pjotr … vielleicht …«
    Der Alkohol hatte ihn offensichtlich in eine melancholische Stimmung versetzt.
    »Vielleicht hast du recht. Die Welt hier ist schon ziemlich bedrückend. Inzwischen bin ich sieben Jahre hier …«
    Dann konnte er also entweder nicht knapp über zwanzig sein, wie ich bisher vermutet hatte, oder er musste schon als Teenager angefangen haben zu kämpfen.
    »Galis sieht das natürlich völlig richtig. Eine mit Gewalt herbeigeführte Entscheidung – das funktioniert nicht. Die Grünen muss man ganz langsam zurückdrängen. Allerdings versuchen sie das jetzt schon tausend Jahre bei denen! Und es wird noch tausend Jahre so weitergehen!«
    Er nahm einen Schluck aus der Flasche und hielt sie mir anschließend ungefragt hin.
    Brav trank ich. Beim zweiten Anlauf brannte mir der Kognak schon nicht mehr in der Kehle. Mein Großvater sollte mich jetzt mal sehen!
    »Methodisch … geplant … die muss man ganz gezielt vom Planeten jagen! Sie werden noch mehr Sümpfe anlegen, sich in Kröten verwandeln, Eier legen …« Schnee lachte heiser. »Weißt du, was ich wollte?«, fragte er mit tragischem Ton in der Stimme. »Als ich hierhergekommen bin, meine ich? Ich wollte eine Maschine. Ein Klassepilot werden. Und den Grünen so einheizen, dass sie sich alle auf einmal durch die Tore stürzen! Damit ich danach durch die Straße schlendern konnte – nein, nicht mit stolzgeschwellter Brust, sogar mit gesenktem Blick – aber trotzdem würden mich alle anstrahlen. Und jeder – jeder! – auf diesem Planeten würde wissen, dass er sein Glück mir verdankt! Glaub nicht, ich hätte mich auf meinen Lorbeeren ausruhen oder nur meinen Ruhm auskosten wollen. Nein! Aber jeder sollte wissen, dass er das alles nur mir verdankt! Mir!«
    Er atmete tief durch. »Ich bin ein Idiot, nicht wahr?«, fragte er kläglich.
    »Nein. Nur ein kleiner Junge.«
    »Hmm. Ein kleiner Junge. Das war ich. Aber was ist mir dir? Träumst du nicht auch genau davon?«
    Ich fuhr zusammen, als hätte ich einen Schlag erhalten.
    Konnte Schnee recht haben?
    Spielte womöglich allein dieser eine Wunsch eine Rolle – entgegen allem, was ich über mich selbst dachte? War ich – Danilow und meinem Land zum Trotz – nur deshalb hierhergekommen, um als alleiniger, als verdienter … Retter der Welt dazustehen?
    »Nun schweigst du«, stellte Schnee zufrieden fest. »Also habe ich ins Schwarze getroffen!«
    Wir nahmen beide noch einen Schluck. Ich würde mich einfach betrinken. Diesmal würde ich mich mit Sicherheit betrinken.
    »Dürft ihr zu jeder Tageszeit trinken?«, wollte ich wissen. »Was ist denn, wenn es Alarm gibt?«
    »Mal den Teufel nicht an die Wand! Wenn es Alarm gibt, dann werden wir schon nüchtern sein, darauf kannst du Gift nehmen!«
    Na klar. Solche Helden hatte ich selbst schon erlebt. Nur gut, dass es da Bestimmungen gab: Sie flogen im Handumdrehen aus dem Ausbildungsprogramm.
    »Wirklich, Pjotr, wenn du gehen willst, dann wünsche ich dir viel Glück!«, erklärte Schnee warmherzig. »Ich weiß nicht, was dich an der Handelsliga reizt … die sind auf ihre Weise auch verrückt … sie kämpfen gegen den Schatten …«
    »Was?«
    »Du hast schon richtig gehört! Wahrscheinlich mögt ihr sie deswegen nicht … diese Revolutionäre, diese lächerliche Bande. Allerdings sind sie ganz interessant, das ja …«
    Seine Worte wurden von einem Heulen übertönt, einem tiefen Heulen, das durch Mark und Bein ging.
    »Mist, und du hast’s beschrien!«, brüllte Schnee los. »Dabei haben wir gerade so nett …«
    Das Heulen erstarb, als es einen kaum noch zu hörenden Ton erreicht hatte. Schnee stand da und presste die Flasche an sich. Nach einer Weile stellte er sie sorgsam auf dem Tisch ab. »Nach dem Einsatz genehmigen wir uns noch einen«, brummte er.
    Seine Stimme klang absolut nüchtern.
    Übrigens merkte auch ich nichts von dem

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