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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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ausgelöst haben?«
    »Der?« Fred zögerte. Warum tat er das? Er wusste doch ganz genau, dass Iason nichts damit zu tun hatte. »Ja, wenn ich mich recht erinnere, habe ich den dreckigen Loduuner sogar hinter der Theke gesehen.«
    »Herr Hirl.« Eine unmissverständliche Warnung klang im Tonfall des Richters mit. »Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass ich rassistische Äußerungen in diesem Saal nicht dulde.«
    Fred verschränkte die Arme. Fort war sein weltmännisches Getue. Jetzt wirkte er eher wie ein trotziger Teenager. »Also gut, nein, ich habe nicht gesehen, wie das Mädchen an dem Griff gezogen hat. Er könnte es auch gewesen sein.«
    Das war ja wirklich die Höhe! Wenn ich mir nicht sicher wäre, dass Iason einen mir unerklärlichen Plan verfolgte, wäre ich aufgesprungen und hätte lautstark protestiert.
    Iasons Miene war unergründlich, ein perfektes Pokerface.
    Jetzt war er es, der wieder das Wort ergriff. »Herr Richter, ich weiß nicht, ob Sie darüber informiert sind, dass wir Loduuner keine Geschichten kennen. Sie sind Kunst, eine bloße Gabe der Irden.«
    »Nein, das wusste ich nicht.«
    Iason drehte sich zu mir um. »Mia, könntest du das, was ich eben sagte, bestätigen.«
    »Äh, ja. – Ja, das ist so«, stammelte ich. Worauf zum Teufel wollte er hinaus?
    Greta schenkte mir einen wütenden Blick. Ich entschuldigte mich mit einem Achselzucken.
    Iason wandte sich wieder an den Richter. »Worauf ich hinauswill, ist: Wenn wir nicht die Fähigkeit besitzen, Geschichten zu erfinden, wie sollten wir dann lügen können?«
    Der Richter besprach sich leise mit seinen Schöffen und zog sich dann mit ihnen zur Beratung zurück, jedoch gab er vorher dem Gerichtsdiener ein Zeichen, auf Greta zu achten.
    Als er wiederkam, sagte er: »Die Verhandlung wird aufgrund eines anderen Tatverdächtigen neu aufgerollt.«
    Allgemeines Raunen ging durch die Zuschauerschar.
    »Aber er kann nichts beweisen!« Es gelang Greta kaum noch, ihre Stimme im Zaum zu halten.
    Der Richter wandte sich jetzt an sie. »Junge Dame, kraft meines Amtes liegt mir bei einer derart schwierigen Beweislage ein Ermessensspielraum zugrunde.«
    Dann winkte er Iason zu sich heran und beugte sich über den Tisch. »Die Liebe macht so manches Mädchen zur Märtyrerin.«
    Iason nickte.
    Greta fuhr vor Wut fast aus der Haut. »Chauvinisten! Ihr seid alle Chauvinisten!«, brüllte sie in die Runde.
    »Komm, Liebes, beruhige dich«, sagte Iason sanft.
    »Halt die Schnauze!«, fuhr sie ihn an.
    Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch. »Junge Dame, beherrschen Sie sich! Sonst werde ich Sie des Saales verweisen.«
    Greta riss die Augen auf. »Sie können mich nicht von meiner eigenen Verhandlung ausschließen.«
    »Dies ist nicht länger Ihre Verhandlung. Sie sind freigesprochen.«
    »Aber«, stammelte Greta, »das hat er sich doch alles nur …«
    »Die Sitzung wird hiermit geschlossen«, unterbrach der Richter sie. Es folgte ein lauter Hammerschlag.
    Greta sprang wie ein Feuerwerkskörper von der Anklagebank auf. Bevor sie das Podium verließ, rempelte sie Iason mit der Schulter an. »Wir sehen uns draußen«, knurrte sie im Vorbeigehen.
    Der Richter beugte sich erneut zu ihm vor. »Sie sollten Ihre Partnerwahl vielleicht noch einmal überdenken«, riet er besorgt.
    Iason seufzte. »Sie kann auch sehr liebenswert sein. Und irgendeiner muss sie doch im Zaum halten.«
    Ich biss mir in die Faust, um ein Lachen zu unterdrücken.
    »In Ihrem Fall werde ich Milde walten lassen.«
    »Danke, Herr Richter«, sagte Iason ernst.
    Der Richter klappte die Akte zu und gab sie dem Schöffen neben sich weiter. Die beiden verabschiedeten sich nickend, und Iason ging zu seinem Platz zurück. Seine Miene verriet nichts. Erst als er mir mit einem Auge zuzwinkerte, wusste ich, dass sein Plan eins zu eins aufgegangen war. Er setzte sich neben uns, und Lena empfing ihn mit einem versteckten Schulterklopfer.
    »Warum auch immer du das getan hast, danke«, sagte sie leise. »Ich gehe schon mal raus zu Greta und verschaffe dir den nötigen Mindestabstand.« Sie stand auf, nahm ihre Jacke und beugte sich noch einmal zu ihm hinab. »Du solltest zehn Minuten warten, ehe du das Gebäude verlässt. Dann kommt ihr nächstes Schiff. Wenn Greta erst mal am anderen Ende der Stadt ist, dürftest du einigermaßen sicher sein.« Lena drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe sie verschwand.
    Der Gerichtssaal begann sich zu leeren. Die Leute strömten alle dem Ausgang

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