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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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war so leise im Flur, für einen Moment befürchtete ich, Iason könnte wieder gegangen sein. Schnell öffnete ich die Tür. Er saß am Klavier und strich wie gebannt über die Tasten.
    Ich ging zu ihm hin. »Kommst du mit in die Küche? Ich will noch ein bisschen aufräumen.«
    Jetzt erst tauchte er aus seiner Versunkenheit auf. »Ich hoffe, das mit dem Quark bedeutet nicht, du bist unzufrieden mit deinem Äußeren?«
    »Sollte ich?«, fragte ich irritiert.
    Er wich mir aus und deutete auf das Klavier. »Darf ich?«
    »Klar.«
    Iason schlug leise ein paar Tasten an. Dann senkte er die Lider und wiederholte die kleine harmonische Tonfolge. »Weißt du, was ich so faszinierend an eurer Musik finde? Sie klingt nicht nur, man kann sie auch fühlen.«
    Ich mochte dieses Behutsame, mit dem er ihm Unbekanntes auf der Erde ausprobierte.
    »Hast du schon im Park für uns abgesagt?«, fragte ich, nachdem der Resonanzkörper des Klaviers verstummt war.
    Er öffnete wieder die Augen und drehte sich zu mir um. »Das musste ich nicht. Ich habe bereits die Arbeit für uns beide erledigt.«
    »Wie? In der kurzen Zeit?«
    »Es war kaum jemand da, und sobald keiner hingesehen hat, habe ich ein wenig … getrickst, wenn du verstehst.«
    »Ein schlechter Weg, nicht aufzufallen«, sagte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Die Umstände waren zwingend.«
    »Danke.« Iason erstaunte mich immer wieder aufs Neue. »Ich mach’s dann morgen.«
    »Warte.« Er hob die Hand und ging ein paar Schritte Richtung Küche.
    »… begrüßen euch mit dem Neusten vom Neuen bei Starlight , dem Radiosender, der immer einen Zacken früher aufsteht als die anderen. – Die Belagerung Südloduuns schreitet immer weiter voran …«
    Ich ging zum Radio und drehte es lauter.
    »… Inzwischen hat sich bestätigt, dass Lokondra illegalen Waffenhandel mit der Erde betreibt. Der Präsident der Vereinigten Nationen beteuert, er habe nichts von einem Handel mit den Restbeständen aus einem der alten Waffendepots gewusst …«
    »Pah!« Iason machte eine verdrossene Handbewegung.
    »… In einer Pressekonferenz wies er ausdrücklich darauf hin, es handele sich hierbei um ein Verbrechen, gegen das vonseiten der Regierung mit deutlicher Schärfe vorgegangen würde. Das Parlament sei sich einig, nur auf diese Weise dem Krieg auf Loduun ein Ende bereiten zu können. Seit gestern würde mit Hochdruck nach den Verantwortlichen gefahndet, doch bisher gäbe es von den Tätern keine Spur.
    Und nun zum Sport …«
    Und nun zum Sport???  – W ie ungeniert er das sagen konnte. Zwei unvergleichbare Themen, und dennoch switchte der Sprecher mit einer Leichtigkeit von einem zum anderen. Schweigend stellte ich das Radio ab.
    Iason sank auf einen der Küchenstühle und fixierte mit versteinerter Miene die Gardine. Seine Finger griffen um die Tischkante. »Es macht mich krank, hier abzuwarten, während all dies da oben passiert.«
    Das Wort krank hatte er so wütend und verzweifelt ausgesprochen …
    Ich ging zu ihm und legte die Hand auf seine Schulter. Jeder seiner Muskeln war angespannt. Viele Atemzüge vergingen. Erschreckende Fragen und Ängste schwirrten in unseren Köpfen herum, aber weder er noch ich wagten sie auszusprechen.
    Sein Griff verstärkte sich, bis die Sehnen an seinem Unterarm hervortraten.
    Ich drückte seine Schulter. »Wir dürfen nicht aufgeben«, sagte ich beinahe im Flüsterton. »Wenn wir es nicht tun, wer glaubt dann an sie?«
    Stille.
    Langsam löste er die Hand vom Tisch und nahm meine. Er stand auf und zog mich zu sich heran.
    »Irgendwann ist das alles vorbei und ihr kehrt zurück«, sagte ich.
    Er antwortete nicht.
    »Es wird so sein, ich weiß es.«
    Weich und warm strich sein Atem über meine Stirn.
    Verwirrung nahm Besitz von mir. »Was …?«
    Iasons Blick ruhte auf meinem Gesicht, brachte mich zum Schweigen, denn es war, als würde er jeden Zentimeter darin erforschen. Dann traf er auf meine Augen. Ich konnte es mir nicht erklären, aber irgendetwas fand er darin, was ihm die Sorgen zu nehmen schien. Seine grauen Augen erhellten sich wie durch einen Dimmer und seine Lippen bargen ein sanftes Lächeln.
    Atmen, befahl ich mir. Schwindel bekämpfen und atmen.
    »Wie machst du das, Mia?«, drang seine wundervolle Stimme in mein Ohr. »So viel Hoffnung.«
    Ich regte mich nicht, als er mir eine Strähne aus dem Gesicht schob und sie langsam durch seine Finger gleiten ließ.
    »Um auf deine Frage zurückzukommen.« Seine Hand glitt meinen Hals

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