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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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entgegen, während Iason und ich vor unseren Plätzen warteten. »Na toll. Ich hab einen Polygamisten zum Freund«, flüsterte ich.
    Er senkte unauffällig den Kopf in meine Richtung. »Nur solange wir uns in diesem Saal befinden.«
    In meiner Miene lagen Frage und Vorwurf zu gleichen Teilen.
    Er tat so, als müsste er seine folgenden Worte mit Bedacht wählen. »Stehe ich mal wieder unter Erklärungszwang?«
    »Genau!«, sagte ich.
    Da lag dieser versteckte Schalk in seinen Zügen.
    Der Saal war inzwischen fast verlassen. Auch der Richter nahm nun seine Tasche und stieg vom Podium. Doch ging er nicht an Iason und mir vorbei, nein, er trat geradewegs auf uns zu.
    »Wie geht es eigentlich Ihrer Schwester?«
    Aha! Sie kannten sich also. Ich hätte mir denken können, dass an der Sache was faul war.
    »Gut, danke. Und wie ist das Befinden Ihrer werten Frau? Hat sich ihr Asthma ein wenig gebessert?«
    Nein, die Sache war nicht nur faul, sie stank bis zum Himmel!
    » Danke der Nachfrage. Ja, die Meditationstechniken, die Sie ihr beigebracht haben, helfen nahezu bei jedem Anfall. Vielen Dank noch einmal.«
    Deshalb war Iason also nach unserem Einbruch im Labor von einer Gefängnisstrafe verschont geblieben! Wenn er mit diesem abgekarteten Spiel nicht gerade meiner Freundin aus einer äußerst brenzligen Lage verholfen hätte … spätestens jetzt wäre ich total empört gewesen. Aber so … Ich wollte ihm dafür am liebsten um den Hals fallen.
    Iason nickte dem Richter zu. »Das freut mich. Sie kann sich jederzeit melden, wenn sie wieder Unterstützung braucht.«
    Das strenge Auftreten des Richters war wie weggewischt. »Jetzt müssen wir erst einmal zusehen, dass wir Ihre Angelegenheiten in Ordnung bringen. Um ein paar weitere Arbeitsstunden werden Sie jedoch nicht herumkommen, fürchte ich.«
    »Die habe ich verdient.«
    »Einsicht ist ein erster Schritt zur Besserung. Und nebenbei, sie wirkt sich auch strafmildernd aus.« Dann beugte sich der Richter zu ihm vor. »Die junge Dame an Ihrer Seite macht übrigens auch einen sehr netten Eindruck, wenn Sie verstehen?«
    »Danke, ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen«, lenkte Iason ein.
    Der Richter sah auf seine Uhr. »Jetzt muss ich aber gehen. Bestellen Sie Ihrer Schwester schöne Grüße«, sagte er auf dem Weg zur Tür.
    Iason hob die Hand und verabschiedete sich freundlich.
    Kurz darauf waren wir allein.
    Streng sah ich ihn an. »Deine Erklärungsnot wächst.«
    Iason lächelte. »Weißt du eigentlich, wie schön du bist?«
    »Das hilft dir jetzt auch nicht weiter. Komm mit.«

    Wir verließen den Vorplatz des Gerichts und steuerten geradewegs auf den anliegenden Cold Rainforest zu.
    Iasons Augen wanderten über den verglasten Garten. »Was ist das?«
    »Der Cold Rainforest ist ein riesiges Gewächshaus. Hier werden Pflanzenarten aus ehemals kälteren Regionen erhalten und vor Degeneration bewahrt.«
    Als wir durch die aufgleitenden Metalltüren traten, wehte uns ein Duft von Harz und feuchten Blättern entgegen. Wie benommen blieb Iason vor der Pflanzenfülle stehen.
    »Ist es nicht toll?« Ich drehte mich im Kreis und zeigte die riesigen Fichten hoch empor bis zu den Wipfeln. Überall wuchsen Baumriesen und Büsche. Farne reckten sich dem abgetönten Dach entgegen und breiteten sich schützend über den Flechten aus, die über das dichte Unterholz kletterten. Die Kälte und das dämmrige Licht verliehen dem Urwald etwas Düsteres, ließen ihn so alt und unberührt wirken, wie es heute wohl nirgendwo sonst mehr zu finden war.
    Iason sog die kalte Luft ein. »Hier drinnen ist es angenehm frisch.«
    »Ein wenig zu frisch, wenn du mich fragst.«
    Iason legte den Arm um mich. Mmh, er roch so gut. Ich kuschelte mich an ihn und legte die Hand an seinen harten Bauch.
    Je tiefer wir in den Garten eindrangen, desto dichter wurde sein Bewuchs. Vorbei ging es an moosumpelzten Baumstämmen, zwischen denen sich immer wieder andere Pflanzen breitmachten. Eine Weile brachten wir damit zu, die gigantische Fauna im Halbdunkel des Waldes zu bewundern.
    »Also, schieß los«, sagte ich dann.
    »Gut«, riss er sich aus den beeindruckenden Fängen der Vergangenheit. »Ich bin nicht polygam.«
    Ich klapste ihm auf die Brust. »Jetzt mal ernsthaft.«
    »Was willst du zuerst wissen?«
    Ich überlegte kurz. Da mir die Antworten auf all meine Fragengleichermaßen unter den Nägeln brannten, entschied ich, der Reihe nach vorzugehen.
    »Du hast vor Gericht gelogen.« Das war keine Frage,

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