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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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seine Arbeit vertieft, dass er meineFrage erst nach mehreren Handgriffen beantwortete. »Hab’s gleich.«
    Erneut vergingen stille Sekunden. Iason schien ebenfalls vertieft – aber in die Eistüte.
    »Willst du mal probieren?«, schlug ich vor.
    Er nickte und öffnete das Kühlpapier.
    »Du auch, Frank?«
    »Gleich.«
    »Schmeckt gut«, sagte Iason, nachdem er ein Stück abgebissen und auf der Zunge zergehen lassen hatte. »Und es kühlt. Nach dem Sleiten wäre das bestimmt sehr heilsam.« Ein Geistesblitz erhellte sein Gesicht. »Sleitermedizin. Klingt nach einer lukrativen Geschäftsidee. Was meinst du, Frank?«
    »Gleich.«
    Iason drehte den Stiel in seiner Hand und betrachtete das Eis von allen Seiten.
    »Vielleicht sollte ich mich später auf Loduun als Eisverkäufer selbstständig machen«, dachte er laut. »Schickst du mir dann immer die neusten Rezepte von der Erde, Kumpel?«
    Frank hob die Hand. »Gleich.«
    Ich mochte es gar nicht, wenn Iason über die Zeit nach seinem Abschied von der Erde sprach.
    »Um das Kühlpapier herzustellen, müsstest du erst mal eine Fabrik bauen«, torpedierte ich seine Idee.
    Er sah mich an wie ein Lehrer, der seinen Schüler tadelte, weil dieser nicht richtig aufgepasst hatte. »Wir brauchen kein Kühlpapier. Vier Fünftel des Jahres könnte das Zeug bei uns sogar in der prallen Sonne liegen.« Iason ließ es sich noch einmal schmecken. »Frank, belieferst du mich dann für das eine Fünftel im Jahr mit Kühlpapier? Wenn du mir außerdem die neusten Rezepturen und Zutaten schickst, könnte das ein florierendes Geschäft für uns beide werden.«
    »Hmhm.«
    »Vergiss es«, sagte ich. »Frank hat vielleicht Ahnung vonTechnik, aber er ist miserabel im Organisieren, stimmt’s, Frank?«
    »Ja, ja.«
    »Wieso«, konterte Iason. »Er muss doch lediglich im One-Nationnet nach den neusten Eissorten forsten, einige Kisten mit Tüten aus euren Fabriken besorgen und mir beides samt den Zutaten schicken. Das schaffst du doch, Frank, oder?«
    »Hmhm.«
    »Nein, das schafft er nicht, weil die Rezepte guter Eisdielen nämlich nicht auf dem freien Markt verfügbar sind. Stimmt’s, Fr…«
    »Ha!« Frank lehnte sich zurück und strich mit den Händen durchs Haar. »Ich glaube, jetzt funktioniert’s.«
    Eilig traten wir neben ihn. Frank drückte auf zwei Knöpfe und sogleich drang ein leises Knistern aus den Kästen.
    »Äh, das hört sich aber nicht so gut an. Soll das so sein?«, zweifelte ich.
    »Früher machten diese Dinger immer solche störenden Hintergrundgeräusche.« Frank zog zwei verkabelte Haarreifen aus seinem Rucksack, an deren Enden jeweils untertellergroße Schaumstoffkreise klebten. »Hier, setzt euch die an die Ohren.«
    »Was ist das denn jetzt schon wieder?« Skeptisch nahm ich meinen Haarreif entgegen.
    »Man nennt es Kopfhörer, ein Vorgänger der Voicetroden.«
    Ich wiegte das Teil in meinen Händen. »Kopfteller wäre ein treffenderer Ausdruck.«
    »Ich weiß, sie sind mir etwas groß geraten. Aber dafür erfüllen sie ihren Zweck. Probiert sie mal aus.«
    Iason zog sich seinen Haarreifen auf den Kopf, sodass die Untertassen seine Ohren bedeckten. Zaghaft tat ich es ihm gleich. Frank stöpselte unsere Kabel in die Maschinen ein. Die erste bekam ich, die zweite drückte er Iason in die Hand.
    »Okay, und jetzt geh vor die Tür, Mia.«
    »Ich soll … was? Allein, mit diesem Ding? Frank, weißt du,ich hab heute schon einiges hinter mir, und der Kasten hier tickt wie ’ne Bombe.«
    »Jetzt stell dich nicht so an, Mia.«
    »Ich mach das schon«, sagte Iason.
    Dass Iason statt mir draußen in die Luft flog, konnte nicht die Lösung meines Problems sein. Also hielt ich ihn am Arm zurück. »Tu’s nicht. Weißt du, die Technik war früher noch nicht so sicher wie heute.«
    Frank überging mich einfach. »Wenn du auf den blauen Knopf drückst, kannst du sprechen«, wies er Iason ein, der sich nun zur Tür begab. »Wenn du ihn wieder loslässt, hörst du uns.«
    »Wird gemacht«, sagte Iason und verschwand.
    Ich war sehr erleichtert, kurz darauf zwischen lautem Rauschen, seine Stimme auszumachen.
    »Es funktioniert!«, beglückwünschte ich Frank und schämte mich etwas für meine Skepsis. »Frank, du bist ein Genie.«
    Frank drückte auf den roten Off-Schalter. »Der Empfang reicht fast bis zur Haltestelle. Wenn es mir gelingt, ihn noch zu verbessern, können wir vielleicht über weite Strecken inkognito miteinander funken«, sagte er stolz. »So etwas hat heutzutage

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