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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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das ich von mir gab, schaute er nur noch gebannter auf die Flasche in seiner Hand. Und irgendwann glaubte ich, eine leichte Schmelzung an der Stelle zu erkennen, die er fixierte. Aber vielleicht täuschte ich mich da auch.
    »Warum bist du weggelaufen?«, versuchte ich ihn zum wiederholten Mal hinter der Festung des Schweigens hervorzulocken. Vergeblich.
    In diesem Moment kam Iason zurück. Er brachte Ariels Rucksack mit und legte ihn auf den Küchentisch. Nach und nach packte er die darin verstauten Konserven aus und stellte sie an ihren ursprünglichen Platz in das Regal zurück.
    »Wie hast du es nur geschafft, in Vulko reinzukommen?« Ein gewisses Maß Anerkennung konnte er in seinem Tonfall nicht verbergen. Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, auf den er mit einem Achselzucken reagierte. »Na ja, wenigstens hast du mitgedacht und Proviant für Monate eingepackt.«
    Die Stimme des Nachrichtensprechers drang zu uns in die Küche. Er interviewte gerade einen Möchtegern-Spezialisten und wollte von diesem wissen, welche Schwierigkeiten einige meiner Landsmänner mit der wachsenden Flüchtlingsschwemme auf uns zurollen sahen. Ich hatte gerade dringendere Probleme und hörte wieder weg.
    Iason verstaute den leeren Rucksack unter dem Waschbecken. Anschließend ließ er sich neben Ariel auf einen freien Stuhl sinken. »Jetzt mal ernsthaft, hast du wirklich geglaubt, die würden dich nach Loduun mitnehmen?«
    Wie immer erhielten wir keine Antwort auf unsere Fragen.
    Ratlos massierte sich Iason die Stirn. »Nun gut«, sagte er nach einer Weile. »Aber wenn ich dich noch ein Mal in der ganzen Stadt suchen muss, binde ich dich eigenhändig an diesem Stuhl fest, das schwör ich dir.«
    Wie schön, dass wir jetzt schon bei solchen Methoden angelangt waren! Das würde Ariels Vertrauen garantiert enorm steigern!
    »Und der wütende Blick, den Mia gerade auf mich abfeuert, wird dir in diesem Fall auch nicht helfen. Ich habe die Faxen nämlich langsam dicke, verstehst du?« Diese Aussage war eindeutig an Ariel und mich gerichtet.
    Ich riss die Kühltruhe auf und wühlte darin herum.
    »Was machst du da?«, erkundigte Iason sich.
    »Ich brauche Eis.«
    »Warum?« Er klang verwundert.
    »Weil ich mich gerade aufrege. Deshalb.«
    »Aha.«
    »Es beruhigt die Nerven. Es ist sozusagen ein Allheilmittel.«
    Sein nächstes Aha kam verständnisvoller.
    »Mia, Iason, wo bleibt ihr!«, rief Luna.
    Ariel sprang auf und wollte gerade aus dem Zimmer stürmen, als Iason ihn im letzten Moment am Kragen zu fassen bekam. »Ein Mal fortlaufen am Tag genügt. Du kommst mit.«
    Ich machte die Kühltruhe zu. »Nichts zu finden. Bert bunkert nur Gemüse.«
    Als wir das Wohnzimmer betraten, bekamen wir gerade noch das Ende des Interviews mit.
    » Sie sehen Irden sehr ähnlich, dennoch unterscheiden sie sich gravierend von uns.«
    »Aber Sie sind weiterhin der Meinung, dass es richtig ist, irdische Kinder und loduunische Abkömmlinge in denselben Schulen zu unterrichten?«
    »Unterschiede bergen immer ein Konfliktpotenzial, deshalb müssen wir die Loduuner integrieren, sie uns weitestgehend angleichen. Nur so können wir Eskalationen vorgreifen.«
    Iason und ich tauschten kurze Blicke.
    Ariel versuchte erneut, sich aus Iasons Griff zu winden.
    »Nichts da«, sagte Iason scharf und zog ihn zurück.
    »Was meinen die damit?« Luna starrte auf den Hologrammbildschirm.
    »Sie wollen uns zu Irden machen«, knurrte Iason. »Das wird ihnen nicht gelingen.«
    »Müssen wir deshalb in diese langweilige Schule?«
    Er lächelte sie mitleidig an. »Ich fürchte schon.«
    Luna seufzte.
    Wenige Minuten später kamen auch Bert und Finn zurück. Es waren nicht viele Worte, die Bert für Ariel fand, doch schienen es die richtigen gewesen zu sein. Zum ersten Mal seit Wochen zeichneten sich Gefühle auf dem Gesicht des Jungen ab. Das war immerhin ein Anfang. Wie machte Bert das bloß?
    Das Abendessen verlief dennoch sehr schweigsam. Natürlich. Unsere Stimmung wirkte sich auch auf die Kinder aus. Danach zogen sich alle in ihre Zimmer zurück. Finn wollte bei Arielübernachten. Das beruhigte mich. Tony bestand wie jeden Abend auf ein Schlaflied von mir. In seinen Augen war ich nämlich nicht nur die begabteste Heu-Mach-Hilfe sondern auch die beste Ins-Bett-Bring-Sängerin.

    Eine halbe Stunde später wurde es still im Haus.
    Ich nahm meine Tasche und trat auf die Veranda hinaus. Dunkelheit umhüllte mich und ich versank in Gedanken. Was hatte man Ariel nur angetan?

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