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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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wie das Material einer Röntgenschürze.
    »Wenn ich ›jetzt‹ sage, ziehst du Tony das Hemd wie einen Umhang über. Vergiss die Arme, nur der Hals ist wichtig. Und sofort den Kragen schließen, hörst du?«
    Ich nickte hastig und hielt den Kragen auseinander. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
    »Jetzt«, sagte Bert und zog die Hand zurück.
    Zitternd legte ich den kalten Kragen um Tonys Hals und knöpfte ihn vorn zusammen. Was ich gesehen hatte, ließ mich fassungslos auf den kleinen Jungen starren. Ein rundes, etwa amulettgroßes Tattoo leuchtete rechts über dem Schlüsselbein an seinem Hals. Von seinen feinen Linien ging das Strahlen aus; verteilte sich um Tonys Körper! Ich traute meinen Augen kaum, konnte es einfach nicht glauben, ja, ich wagte fast nicht zu denken, was ich vermutete. Das Strahlen, das aus seinen feinen Linien kam, pulsierte wie – ein Herz!
    Ich rang nach Atem, dann drehte ich mich erschrocken zu Iason um.
    Während Tony erstaunlich schnell wieder die Augen öffnete und sich kurze Zeit später sogar aufrichtete, als wäre nichts geschehen, sackte Iason jetzt auf einen Berg Taue und war ungesund blass geworden.
    Finn gab ihm das verworrene Knäuel an Angelschnur und zerfetztem Halstuch und Iason schob es unter die Hand an seinem Hals.
    »Du musst aus der Sonne raus«, drängte Finn.
    Ich stürzte auf Iason zu. »Was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?«
    »Mia. Lass uns vorbei!«
    Ich fuhr herum. Bert und Frank standen hinter mir. Sie wollten Finn helfen, Iason unter Deck zu bringen.
    Panisch wandte ich mich wieder Iason zu. »Verflucht, was ist das für ein Tribal?« Ich starrte auf seine Hand. »Warum ist es am Hals? Und strahlt?« Meine Angst sprach für sich selbst. Ich schluckte. »Wie gefährlich ist es für dich ohne …?«
    »Mia«, unterbrach Iason, »könntet ihr mich bitte nach unten bringen.«
    »Oh – ja, na… natürlich.« Meine Stimme überschlug sich fast vor Eile. Ich sprang auf und wollte ihn stützen. Verdammt, war er schwer!
    »Ich möchte nicht … undankbar erscheinen …, aber vielleicht sollten Bert, Finn und Frank das machen«, keuchte Iason .
    » A… alles klar.« Ich wich zur Seite, sodass Frank seinen Kopf unter Iasons Arm schieben konnte. Erst als dieser sich aufrichtete, ließ ich Iason los.
    Es dauerte keine Minute, da hatten sie ihn in die Kajüte gebracht.
    In meiner Angst schnappte ich mir das Küchenhandtuch, mit dem Luna den Kirschkuchen abgedeckt hatte, kletterte die Leiter an der Reling hinab, bis ich es in das kühle Meerwasser tauchen konnte. Dann eilte ich wie ein aufgescheuchtes Huhn hinter den anderen her.
    Iason saß auf der cremefarbenen Klappcouch und hielt immer noch das zerfetzte Tuch an seinen Hals.
    »Schließ die Tür«, wies Bert mich an. »Es darf sowenig Sonne wie möglich hier eindringen.«
    Ich tat, was Bert sagte. Anschließend drehte ich mich zu Iason um und streckte ihm das nasse Geschirrtuch entgegen. »Hilft das vielleicht?«
    Er nahm es mit einem angeschlagenen Lächeln entgegen und legte es statt des zerrissenen Stoffs auf seinen Hals. Gott sei Dank, er sah schon etwas besser aus.
    »Geht’s?«, fragte Bert nach einer Weile des Schweigens.
    Iason nickte, umhüllt von glitzerndem Blau.
    »Dann verschwinde ich jetzt nach oben. Wer weiß, was Ariel sonst noch alles anstellt.«
    »Warte«, beeilte sich Frank zu sagen. »Ich komme mit und werfe den Motor an, dann sind wir schneller im Hafen.«
    Als die beiden die Kajüte verlassen und rasch die Tür hintersich geschlossen hatten, trat jene Stille in den Vordergrund, die das Gefühl tiefer Erleichterung ausmacht.
    »Die Kälte tut gut«, sagte Iason schließlich.
    »Soll ich’s noch mal ins Wasser halten?«
    »Danke, später vielleicht.«
    Dann sah er zu mir auf – glitzernd und leuchtend wie ein … es lässt sich gar nicht beschreiben wie was.
    »Hat es dich sehr schockiert?«, fragte er mich.
    »Ein wenig«, untertrieb ich maßlos.
    Der Motor heulte auf. Frank gab offensichtlich Vollgas.
    »Ich glaube, ich bin dir eine Erklärung schuldig.«
    Ich nickte nur.
    Iason wandte sich an Finn.
    »Könntest du …«
    »Ich sehe mal nach Tony«, sagte der und ging nach oben.
    Nun waren wir allein. Reglos blieb ich in der winzigen Ecke stehen, die vom spärlichen Licht, das durch das herabgelassene Rollo in den kleinen Raum fiel, ausgespart blieb.
    »Das Tribal besteht aus loduunischen Schriftzeichen«, sagte Iason schließlich. »Was für dich wie ein Tattoo aussieht, nennen

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