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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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ungläubig den Kopf. »Ich hätte eher gedacht, du würdest nun alle Einzelheiten der loduunischen Anatomie erfragen, oder schlimmer noch, schockiert von unserer Andersartigkeit einen Nervenzusammenbruch erleiden. Stattdessen willst du wissen, warum ich auf einmal netter zu dir bin?« Er musterte mich. »Du erstaunst mich immer wieder aufs Neue.«
    Glaub mir, du willst gar nicht wissen, was ich über dein Schicksal denke, seufzte ich still in mich hinein. Dann seufzte ich noch einmal, aber so, dass auch er es hören konnte. »Ich hab jetzt wirklich weder die Kraft noch die Lust, dir meine unverständlichen Gedankengänge zu erklären. Nebenbei, das wäre wahrscheinlich sowieso ein Fass ohne Boden.«
    »Aha«, sagte er nur.
    »Außerdem wolltest du, dass ich dich frage. Und nun tue ich es.«
    Iason war deutlich anzusehen, wie wenig er mich verstand, aber er erhob keine Einwände mehr.
    »Also, warum bist du plötzlich anders?«, hakte ich nach.
    Er sah mich an. »Ich habe mich geirrt. Es tut mir leid«, kam es aus vollem Herzen. »Als ich dir meine Vermutung an den Kopf geworfen habe, da hast du völlig anders reagiert als erwartet. Du warst traurig, nicht wütend oder gekränkt. Damit hatte ich nicht gerechnet.«
    Ich wich wieder etwas zurück und starrte auf den Dielenboden. Seine schlimmen Worte von damals nagten noch immer an mir.
    Iason kam einen Schritt auf mich zu. »Dir liegt wirklich etwas an uns, nicht wahr? Du machst das alles nicht nur, weil esrichtig ist, so wie du es in der Strandbar gesagt hast.« Dem Wort »richtig« fügte er eine abschätzige Betonung bei.
    »Iason, hör zu.« Ich machte eine verzweifelte Handbewegung. »Was du da neulich gesagt hast, teilweise stimmte es. Zumindest war das am Anfang so. Ich hab’s einfach nicht gecheckt, verstehst du?« Ich schluckte, bevor mir die folgenden Worte leise über die Lippen schlichen. »Doch was dich betrifft, da … da war es immer anders.«
    Während ich gesprochen hatte, war er weiter und weiter auf mich zugekommen. Und als ich zu ihm aufblickte, stand er so dicht vor mir, dass sein Schimmern auch mich umgab.
    Als er merkte, dass ich nichts mehr sagen würde, näherte er sich meiner Wange, ganz vorsichtig, so, als wollte er mit den Fingerspitzen meine gelöste Strähne berühren. »Wie anders?«, drang seine tiefe und warme Stimme in mein Ohr.
    Tu es, flehte ich in Gedanken. Tu’s.
    Aber er berührte sie nicht.
    Ich wollte seine Hand nehmen, aber ich konnte nicht. Alles an mir gehorchte einer fremden Macht, die mich ihn einfach nur dastehen und ihn anschauen ließ.
    In diesem Moment klopfte es an der Tür.
    Wir regten uns nicht. Es war wie ein magnetisches Band, das uns nicht voneinander lösen wollte; uns die Worte raubte. Auch als Iason mit einiger Verzögerung »Herein!« sagte, verweilten seine Augen auf meinen.
    Finn trat ein und hielt ihm ein neues Hemd entgegen.
    Iason und ich waren aber noch immer so weit von Normalität entfernt wie Tiefseefische vom Gipfel des Mount Everest.
    Finns Blick wechselte zwischen Iason und mir hin und her. »Äh, Iason, stört es, wenn ich kurz mal dein Leben rette?«, fragte er schließlich.
    Doch außer Iasons Hand, die wie von selbst nach dem Hemd griff, schenkten wir ihm keine Beachtung.
    Finn vergaß vor lauter Irritation, die Kajüte zu schließen. DieSonne senkte sich über dem Meer und ein schmaler Lichtstreifen wanderte durch den offenen Spalt. Erst als Iason von ihrem Schein getroffen wurde, sog er mit einem leisen Pfeifen Luft durch die Zähne ein. Und das brach den Bann zwischen uns.
    »Verdammt!« Finn hechtete zur Tür zurück und schlug sie zu. »Tut mir leid, Kumpel.«
    Während Iason rasch das Hemd überzog, suchte ich fahrig meine verstreuten Sinne zusammen. Wo waren sie nur hingekommen? Hatte sich der Großteil etwa unterm Sofa versteckt?
    Kurz darauf klopfte es wieder. »Ist alles in Ordnung da drinnen?«, drang Berts Stimme durch das dicke Holz.
    »Alles bestens«, sagte Finn grinsend.
    »Gut.« Die Erleichterung in Berts Stimme war überdeutlich. »Ich hab das Flugschiff direkt am Kai parken können.«
    Iason bedachte mich erneut mit einem Blick. »Wir kommen«, sagte er und hielt mir die Tür auf.
    Ich blinzelte, bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, und wir begaben uns zum Flugschiff, wo Bert bereits an der offenen Fahrertür auf uns wartete.
    »Es ist kaum zu glauben, wie schnell eure Sonne uns aushebeln kann«, meinte Finn, als Bert uns eingeladen hatte und erleichtert

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