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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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wir Shanjas, die Linie des Sinns.«
    Die Wellen schlugen dumpf gegen die Außenwand des Unterdecks.
    »An dieser Stelle vertragen wir die Strahlung eurer Sonne schwer. Sie sendet zu viel Hitze aus«, fuhr er fort. »Das Shanjas ist über Meridiane mit unserem Herzen verbunden. So, wie es das innere Schimmern, den Puls unseres Herzens, nach außen leitet, zieht es auch jede äußere Strahlung nach innen.« Dann machte er eine Pause, um mir die Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen. – Ich konnte nicht.
    » Wie gefährlich sie für uns ist, wissen wir nicht genau. Bis eben hatte es noch keiner ausprobiert.« Seine Mundwinkel hoben sich zu einem bitteren Lächeln. »Für Kinder scheint sie gefährlicher zu sein.«
    Schaudernd erinnerte ich mich daran, wie Tony in kürzester Zeit die Augen verdreht hatte und bewusstlos geworden war.
    »Mia?«, fragte er vorsichtig.
    Nur das Knacken der niedrigen Deckenbalken antwortete.
    Er seufzte, nahm es aber hin.
    »Die Halstücher«, er sah auf die Verstrickung von Angelschnur und der zerrissenen Überreste dessen, was er meinte, »sie schützen unsere Kinder vor dem Sonnenlicht auf der Erde. Außerdem unterdrücken sie unseren Schein. Das ist gut so, denn dadurch fallen sie weniger auf.« Er unterbrach sich, als fiele es ihm schwer, darüber zu reden. Vielleicht wollte er aber auch nur sichergehen, dass ich ihm noch folgen konnte. »Finn und mir wurde der gleiche Stoff in unsere Hemdenkragen eingearbeitet. Bei den Kindern aber haben wir Angst, sie könnten ihre Oberteile aus Übermut versehentlich ausziehen, weil ihnen zu heiß auf der Erde ist.«
    Er legte das Tuch beiseite und das gab mir erstmals die Gelegenheit, sein amulettgroßes Shanjas am Hals zu betrachten. Es hatte einen blau schimmernden Außenring aus klaren loduunischen Schriftzeichen. Davon eingeschlossen, begann oben eine durchkreuzte Linie, die sich auf der Hälfte des Weges teilte. Das Ganze hätte etwas sehr Gleichmäßiges gehabt, wenn die eine Hälfte der Linie so wie die andere am unteren Rand geendet hätte. Aber sie wies eine Lücke auf. Was hatte das zu bedeuten?
    Iason erhob sich. »Mia, könntest du bitte mal aus dieser dunklen Ecke da rauskommen und etwas sagen. Ich fühle mich gerade wie ein Alleinunterhalter, der nicht genau weiß, wie seine Nummer beim Publikum ankommt.«
    Ich machte einen winzigen Schritt auf ihn zu.
    »Ihr seid sehr schwer.« Das war eine Feststellung und keine Frage, aber immerhin etwas.
    »Schwerer als ihr Irden«, stimmte er mir zu, während er mich musterte.
    Verflucht, verdammt, verflixt noch mal. Ein einfaches Ich hatte Angst um dich würde jetzt alles ausdrücken, was er wissen musste. Aber nein, ich war zu verklemmt, zu borniert oder keine Ahnung was, um es einfach so, wie es war, auszusprechen. Natürlich musste er jetzt denken, dass mich der Anblick seines Shanjas total geschockt hatte. Dabei war es mir scheißegal, was alles anders an ihm war, solange es ihn nur gab! Verflucht, ich sollte mit dem Fluchen aufhören.
    Viele Minuten standen wir schweigend da.
    Er vor dem Sofa.
    Ich in meiner Ecke.
    Beide nicht mutig genug, uns anzuschauen.
    Irgendwann prallte die Jacht gegen den Steg und ich trat einen Schritt zur Seite, um mein Gleichgewicht zu halten.
    Kurz darauf klopfte es an der Tür.
    »Alles in Ordnung da drinnen?« Es war Finn.
    »Mir geht’s gut«, antwortete Iason. »Mia hingegen scheint etwas verstört zu sein.«
    »Reicht es, wenn ich nur ein frisches Hemd für dich besorge, oder muss ich für sie auch noch ’nen Psychiater mitbringen?«
    Iason sah mich fragend an. »Wie entscheidest du dich? Reden oder Psychiater?«
    Geschlagen hob ich die Hände. »Okay, okay, wir reden.«
    Er strich sich das Haar zurück. »Ein Hemd genügt.«
    Als Finn mit einem »Ich beeile mich« die Jacht verließ, wandte Iason sich wieder mir zu. »Also?«, forderte er mich auf und wartete.
    Ein letztes Mal rang ich nach Worten. Dann brachen sie wie ein Strudel aus mir heraus. »Warum bist du mit einem Mal so nett zu mir? Ich dachte, du findest mich gönnerhaft, rassistisch und selbstverliebt?«
    Er hob eine Braue.
    »Was?«, fragte ich irritiert.
    »Nichts, fahr fort.«
    »Du guckst aber nicht so, als wäre nichts.«
    »Es ist nur … Mia, du hast erst kürzlich erfahren, dass uns Loduunern der Tod vorherbestimmt ist, was dich ganz offensichtlich aus der Fassung gebracht hat. Und jetzt stürmte auch noch der Anblick von zwei pulsierenden Shanjas auf dich ein.« Er schüttelte

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