Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
pfeifend auf die breite Luftstraße abgebogen war.
    Finn saß neben ihm auf dem Beifahrersitz, während Iason und ich hinten Platz genommen hatten.
    Iason lehnte mit der Schulter am Fenster. Den Arm locker auf sein Knie gestützt, blickte er hinaus. Ich glaubte, ein letztes Strahlen am Rand seines Hemdskragens auszumachen. Es pulsierte beruhigend gleichmäßig und kraftvoll, ehe es gänzlich unter dem Schutz des Stoffs verschwand. Auch der intensive blaue Schein auf seiner Haut hatte nachgelassen. Außer seinen leuchtenden Augen erinnerte jetzt fast nichts mehr an das umwerfend Besondere, das ihn von den Irden unterschied. Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf und erwischte mich dabei, wie Zeit und Raum mit mir zu spielen begannen. Es war, als trügemich eine Welle des Glücks durch die Gegenwart, und gleichzeitig drohte der nächste Morgen damit, dass dann wieder alles anders sein könnte. Hatte das Morgen schon begonnen? Jetzt, da wir nicht mehr allein waren? Wann würde sich Iasons Schicksal erfüllen? Mir war, als hätten seine Worte ein Ende eingeläutet, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte. Und dieses Ende rückte näher, von Tag zu Tag. Zeit ließ sich nicht besiegen.
    Eine seltsame Müdigkeit überfiel mich, oder nein, es war etwas anderes, mich verließ die Kraft. Sie floss aus meinem Körper, als hätte er ein Loch. Die Ereignisse des Tages hatten mich doch geschafft.
    »Ich glaube, Frank hat der Anblick unserer Shanjas ganz schön mitgenommen«, wandte sich Finn erneut an uns. »Er hat auf der ganzen Rückfahrt von nichts anderem geredet.«
    »Ihr hättet uns echt was sagen können.« Ich straffte die Schultern, um mich wach zu halten.
    »Mit der empfindlichsten Stelle seines Körpers geht man ungern hausieren«, erklärte er.
    Das war nur allzu verständlich. Schließlich waren sie fremd auf der Erde und den Irden völlig ausgeliefert. Uns, die ihren Krieg überhaupt erst möglich gemacht hatten … Natürlich wollten sie so etwas Empfindliches wie ein Shanjas nicht den Irden preisgeben. Sie mussten nicht erwähnen, dass ich es ebenfalls für mich behalten sollte. Was mich allerdings wunderte, war, dass Bert offensichtlich davon gewusst hatte.
    »Soll ich dich zu Hause absetzen, Mia?«, drang Berts Stimme zu mir durch.
    »Danke, aber fahr Iason lieber gleich zum Tulpenweg. Ich kann das Schiff nehmen.«
    Erst jetzt drehte Iason den Kopf zu mir. Nein, seine Besonderheit war ganz und gar nicht verschwunden.
    »Mir geht es gut. Du hingegen siehst müde aus, Mia.«
    Wie schön es klang, wenn er meinen Namen sagte …
    »Mia?«
    Ich zuckte aufgeschreckt. »Was?«
    »Wir bringen dich nach Hause«, sagte er nun endgültig überzeugt.
    Ich war schon im Dämmerzustand, als Iason die Tür auf meiner Seite öffnete.
    »Sind wir schon da?«, nuschelte ich.
    Er nickte.
    Mühsam richtete ich mich auf, doch als ich auf den Beinen stand, geriet ich ins Wanken.
    »Wie weit ist es noch bis zu eurer Wohnung?«, fragte er besorgt.
    »Vier Stockwerke.«
    »Soll ich dich hochbringen?«
    Ich spähte zu unserer Küchengardine, die in ebenderselben Sekunde mit einer ruckartigen Bewegung wieder zugezogen wurde. Offensichtlich brannte meine Mutter darauf, einen Blick auf Iason zu erhaschen. Ich schüttelte den Kopf, auch um meinen Geist aus seiner Ermattung zu locken. »Schon in Ordnung. Danke.«
    Als ich mich zum Gehen umwandte, stolperte ich über die Bordsteinkante. Nur der blitzartigen Reaktion von Iason war es zu verdanken, dass ich nicht hinfiel.
    »Geht schon.« Ich hob die Hand. »Alles okay.«
    Er bedachte mich mit einem Blick, der ausdrückte, dass er augenblicklich weder meiner körperlichen Verfassung noch meinen Worten Vertrauen schenkte.
    Was war bloß los mit mir?
    »Wenn du dich jetzt nicht an mir festhältst, trage ich dich«, warnte Iason mich.
    Die Küchengardine schob sich wieder einen Spaltbreit zur Seite.
    »Wage es bloß nicht«, sagte ich.
    »Warum nicht?«
    »Weil es kitschig und peinlich ist. Deshalb.«
    »Mia«, protestierte er, »du kannst kaum noch geradeaus …«
    »Au! Wer hat denn hier die Treppenstufen höher gelegt?«
    Iason seufzte und machte seine Ankündigung wahr. Kurzerhand hob ich vom Boden ab.
    »Hey, was soll das?« Ich protestierte lauthals.
    »Es ist wirklich erstaunlich, in welchem Zustand du noch meckern kannst«, sagte er gelassen.
    Als in diesem Moment auch noch der Summer wie auf Kommando brummte und Iason mit dem Rücken die Tür aufstieß, legte ich beschämt und

Weitere Kostenlose Bücher