Sternenschweif 09 - Flug durch die Nacht
„Irgendetwas stimmt doch nicht mit dir. Bist du krank? Sollich den Tierarzt rufen?“
„Nein, nein, nicht nötig“, wehrte Sternenschweif ab. „Ich bin einfach nur müde und möchte mich ausruhen. Würdest du mich bitte wieder zurückverwandeln?“
Laura streichelte ihn nachdenklich. Sternenschweif benahm sich ausgesprochen merkwürdig. Aber was sollte sie tun? Sie drückte ihm einen Kuss auf die Nase. Dann sagte sie die Zauberworte und schon stand er wieder als Pony vor ihr. Sie verabschiedete sich und ging langsam zum Haus zurück. Hoffentlich war Sternenschweif bald wieder der Alte.
Am nächsten Morgen stand Laura ganz früh auf, um nach Sternenschweif zu sehen. Zuihrer großen Erleichterung wieherte er ihr fröhlich entgegen. Der besorgte Blick war aus seinen Augen verschwunden. Laura fiel ein Stein vom Herzen. Er war vielleicht wirklich nur müde gewesen.
Nach dem Frühstück ritten sie erneut zur Lichtung. Laura summte zufrieden vor sich hin. Es war so schön, mit Sternenschweif durch den stillen Wald zu traben, das fröhliche Zwitschern der Vögel zu hören, ab und zu einen Blick auf ein Reh zu erhaschen, das durch das Unterholz davonsprang, oder ein Eichhörnchen zu beobachten, das von Ast zu Ast hüpfte.
Auf der Lichtung waren bereits zwei Reiterinnen. Verwegen galoppierten sie die steilen Böschungen hinunter und feuerten sich gegenseitig dabei an. Unschlüssig blieb Lauramit Sternenschweif stehen.
Plötzlich bemerkte sie eines der Ponys, eine hübsche kastanienbraune Araberstute mit vier weißen Fesseln, und wieherte laut. DieReiterin schaute zu ihnen herüber.
„Hallo, ihr da drüben!“, rief sie und trabte ihnen entgegen. Ein kurzer blonder Pferdeschwanz lugte unter ihrer Reitkappe hervor.
„Hallo!“, erwiderte Laura schüchtern.
„Wolltest du auch hier reiten?“
Laura nickte. „Ja, aber das macht nichts. Ich komme ein anderes Mal wieder.“
„Warum denn? Hier ist genug Platz für uns alle. Ich heiße übrigens Jo-Ann. Und das ist mein Pony Beauty.“
Laura bewunderte die hübsche braune Stute mit dem edlen Kopf und den großen dunklen Augen. „Beauty heißt Schönheit. Der Name passt wirklich gut zu ihr!“
„Finde ich auch!“ Jo-Ann lächelte. „Und wie heißt du?“
„Laura. Und das ist Sternenschweif.“
Das zweite Mädchen gesellte sich zu ihnen. „Ich bin Grace“, sagte sie. „Und das ist Lucky.“ Sie tätschelte den Hals ihres fuchsfarbenen Ponys.
„Hast du Lust mitzumachen?“, fragte Jo-Ann.
„Ja, warum nicht?“, erwiderte Laura.
Sternenschweif war etwas kleiner als die beiden anderen Ponys, aber er hielt gut mit und galoppierte genauso wendig und trittsicher wie sie. Jo-Ann war eine äußerst waghalsige Reiterin. Als sie keine Lust mehr hatte, die Hügel hinauf- und hinunterzugaloppieren, begann sie über jeden Busch und umgefallenen Baumstamm zu springen, der ihr in den Weg kam. Selbst vor Stämmen, deren verbliebene Äste gefährlich spitz aufragten oder dieauf unebenem Gelände lagen, machte sie nicht Halt. Sie schien sich vor nichts zu fürchten. Ihr Mut war wirklich bewundernswert. Die anderen beiden Mädchen blieben stehen, um ihr zuzusehen.
Laura sog scharf die Luft ein, als Beauty es nur haarscharf über einen riesigen Baumstamm schaffte.
„Puh, das war ganz schön knapp!“ Jo-Ann grinste, als sie die Zügel kürzer nahm und Beauty zur Belohnung den Hals tätschelte. „Was steht als Nächstes auf dem Programm?“ Sie erspähte einen besonders steilen Hang. „Na, wie wäre es denn damit?“
„Nie und nimmer!“, rief Grace. „Das ist viel zu gefährlich!“
„Ach was“, erwiderte Jo-Ann. „Ich wette, Beauty schafft das locker!“
„Versuch’s erst gar nicht“, bat Grace. „Die Ponys haben für heute wirklich genug geleistet.“
„Wahrscheinlich hast du Recht“, gab Jo-Ann zögernd nach. „Wir sollten jetzt wohl besser heimreiten.“ Sie wandte sich an Laura. „Hat Spaß gemacht mit dir. Vielleicht bis zum nächsten Mal!“
„Bis bald!“ Laura winkte den beiden nach. „Wir sollten auch langsam zurückreiten“, wandte sie sich an Sternenschweif. Er musste genug Zeit zum Erholen haben, denn heute Nacht wollte sie unbedingt wieder mit ihm fliegen.
Als sie daheim gerade in die Hofeinfahrt einbogen, kamen ihr Max und sein Berner Sennenhund Buddy entgegen. „Gehst du rüber zu Leo und Steven?“, fragte Laura.
Max nickte. „Leo hat ein neues Skateboard. Er hat gesagt, dass ich es ausprobieren darf, bevor wir mit Buddy
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