Sternenschweif 11 - Spuren im Zauberwald
Allison!“ Kate winkte wild und zeigte auf den freien Stuhl. „Den haben wir extra für dich frei gehalten.“
„Prima!“ Das Mädchen drängte sich an Laura vorbei. „Damit ist der Falkentisch dann ja komplett.“
Mel schaute Laura verlegen an. Laura zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich sollte ich mich sowieso lieber zu den Eulen setzen“, sagte sie leise. Sie wollte sich ihre Enttäuschung vor den anderen nicht anmerken lassen. Insgeheim hoffte sie, dass Mel mitkommen würde. Doch da hatte sie sich getäuscht.
Während des Essens hörte Laura immer wieder lautes Gelächter vom Tisch der Falken. Ausgelassen bombardierten sie die anderen Tische heimlich mit Serviettenkügelchen, bis Emily ihnen das untersagte. Mel schien sich köstlich zu amüsieren. Niedergeschlagen stocherte Laura in ihrem Essen herum. Der Appetit war ihr gründlich vergangen. Eigentlich sollte sie doch mit Mel herumalbern und nicht die anderen. Stattdessen saß sie an einem Tisch, an dem niemand sich für sie zu interessieren schien.
Nach dem Essen begannen die Falken, im Aufenthaltsraum mit großem Gelächter Karten zu spielen. Laura zögerte eine Weile, dann gesellte sie sich zu ihnen. „Kann ich mitspielen?“, fragte sie unsicher.
Kate sprang auf. „Tut mir leid, aber wir wollten gerade in unser Zimmer gehen. Schließlich müssen wir uns noch die beste Taktik überlegen, um den Lagerpokal zu gewinnen. Dass wir siegen werden, ist natürlich klar, fragt sich nur noch, mit wie vielen Punkten Vorsprung.“
Die anderen Falken schauten sie bewundernd an und standen auf.
Laura blickte fragend zu Mel. „Gehst du auch schon?“
Mel fühlte sich sichtlich unbehaglich. „Ich …“
„Worauf wartest du noch, Mel? Komm schon!“, wurde sie von Kate unterbrochen. „Bis morgen, Lisa.“
„Laura“, verbesserte sie Laura. „Ich heiße Laura.“
Kate zuckte die Achseln. Das war ihr offensichtlich egal. „Lass uns gehen, Mel!“
Mel stand auf. „Wir sehen uns morgen!“, versprach sie Laura leise, bevor sie den anderen folgte.
Laura nickte. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie presste die Lippen zusammen und rannte Richtung Stall.
Vorsichtig öffnete sie das Tor und schlich hinein. Alles war ruhig, nur gelegentlich hörte sie ein Schnauben oder das Stampfen von Hufen.
Laura hastete die Stallgasse entlang und schob den Riegel an Sternenschweifs Box zurück. „Bin ich froh, dich zu sehen!“, wisperte sie und schlang die Arme um seinen Hals. „Ich fühle mich so allein und habe niemanden außer dir, mit dem ich reden kann. Aber eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein!“ Rasch flüsterte sie den Verwandlungszauber:
Silberstern, Silberstern,
hoch am Himmel, bist so fern.
Funkelst hell und voller Macht,
brichst den Bann noch heute Nacht.
Lass dies Pony grau und klein
endlich doch ein Einhorn sein.
Ein violetter Blitz flammte auf und durchzuckte den nächtlichen Stall. Nur Sekunden später hatte Sternenschweif die Gestalt eines strahlend schönen Einhorns angenommen.
„Warum dürftest du gar nicht hier sein?“, fragte er verwundert.
Laura erklärte ihm die Regeln des Ferienlagers. „Ich darf mich also auf keinen Fall erwischen lassen. Aber ich weiß nicht, ob ich es aushalte, eine ganze Woche lang nicht mit dir zu sprechen.“
„Du solltest auf jeden Fall kein Risiko eingehen“, sagte Sternenschweif besorgt. „Wenn sie dich hier erwischen, bekommst du eine Menge Ärger und …“
Plötzlich verstummte er. „Ich glaube, ich höre Schritte!“ Unruhig blickte er zur Tür. Sein Horn fing an, ganz hell zu leuchten, als er sein magisches Gehör einsetzte. „Rasch! Gleich kommt jemand!“
Laura flüsterte in Windeseile den Rückverwandlungsspruch. Gleich darauf stand Sternenschweif wieder als normales Pony vor ihr. Mit zitternden Händen schloss sie die Boxentür. Hoffentlich konnte sie unbemerkt aus dem Stall entwischen!
Doch plötzlich zerriss der Strahl einer Taschenlampe das Dunkel. Zu spät!
4
„Wer ist da?“, fragte eine Stimme in scharfem Ton.
Laura blieb wie angewurzelt stehen. Das war Hilary! Sie kam genau auf sie zu.
„Was machst du denn hier?“, fragte Hilary erstaunt als sie sie erkannte.
Lauras Wangen brannten vor Scham und ihr Herz klopfte wie wild. „Ich … ich wollte nur kurz nach Sternenschweif sehen.“ Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken.
„Du bist zum ersten Mal in einem Ferienlager, nicht wahr?“, fragte Hilary sanft. „Sicher hast du auch ein bisschen Heimweh?“ Laura
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