Sternenschweif 29 - Die goldene Muschel
das Badewasser für sie ein. Wenig später lag Laura von dicken Schaumkronen bedeckt in der Wanne. Es duftete wunderbar nach Orangen. Leona hatte ihr sogarihr Lieblingsbadetuch gebracht. Es tat Laura gut, dass Leona und ihre Mutter sich so nett um sie kümmerten. Und es freute sie, dass Leona sich wie eine Freundin verhielt und versuchte, ihr zu helfen.
Nach dem Bad legte Laura sich ins Bett und tat so, als ob sie schliefe. Sie hoffte, dass Leona und ihre Mutter so bald wie möglich ebenfalls ins Bett gingen, damit sie sich unbemerkt zu Sternenschweif schleichen könnte. Hoffentlich taten ihm seine Hufe nicht zu sehr weh.
Endlich war es ruhig. Diesmal wartete Laura nicht wie sonst, um ganz sicherzugehen, dass alle schliefen. Leise zog sie sich an und schlich nach draußen. Als sie zu Sternenschweif in den Stall kam, hob er müde den Kopf.
„Wie geht es dir?“, fragte Laura und warf ihm einen prüfenden Blick zu. Sein Zustand schien unverändert zu sein. Laura begann, die Worte des Verwandlungszaubers zu sprechen. Kaum hatte sie geendet, zuckte ein Blitz auf. Doch nichts geschah. Laura wartete. Vermutlich würde es diesmal noch länger dauern, bis Sternenschweif sich verwandelt hatte. Doch sie wartete vergeblich. Angst machte sich in ihr breit. Und dann begriff sie: Der Zauber funktionierte nicht mehr. Sternenschweif konnte sich nicht verwandeln!
„Oh Sternenschweif“, rief sie verzweifelt. „Jetzt kannst du nicht einmal mehr mit mir reden. Das ist ja furchtbar! Was machen wir nur?“
Doch Sternenschweif schaute sie nur ratlos an. Laura spürte, dass er genauso beunruhigt war wie sie.
„Komm, lass uns zum Meer gehen“, schlug sie vor. „Dann geht es wenigstens deinen Beinen besser.“
Unbemerkt gelangten sie zum Strand. Sternenschweif ging ins Wasser, während Laura sich an einen Felsen lehnte. Ratlos blickte sie in den Sternenhimmel. Wenn sie doch nur jemanden um Hilfe bitten könnte. Früher war sie immer zu Mrs Fontana in die Buchhandlung gegangen. Die alte Dame hatte ihr stets weitergeholfen. Sie war es auch gewesen, die ihr von Einhörnern erzählt und dazu beigetragen hatte, dass Laura Sternenschweifs Geheimnis entdeckt hatte. Mrs Fontana war eine Hüterin der Einhorngeheimnisse gewesen. Was bedeutete, dass sie Einhörnern und ihren Freunden bei Problemen half. Nach ihrem Tod hatte Laura dieses Amt von ihr geerbt und schon einige Male anderen beistehen können. Aber nun brauchte sie selbst Hilfe. Sie wusste, dass Mrs Fontana in Arkadia, dem Land der Einhörner, über sie wachte. Doch das brachte Laura jetzt nicht weiter. Auch Sidra zeigte sich nicht. Die Einhornälteste hatte ihr in der Vergangenheit etliche wertvolle Hinweise gegeben. Nein, kein Einhorn war am Himmel zu sehen und kein Zeichen zwischen den Sternen zu erkennen. Laura spürte, dass sie ganz auf sich gestellt war. Sie allein musste Sternenschweifs Krankheit auf die Spur kommen – und das so schnell wie möglich!
6
Am nächsten Morgen wollte Laura nicht mit zum Reiterhof. Die Mädchen hatten sich verabredet, um gemeinsam das große Silvesterturnier vorzubereiten. Die Hindernisse in der Halle mussten aufgestellt und vor allem das große Zelt am Strand aufgebaut werden. Dort sollte dann nach dem Turnier die große Silvesterparty steigen. Sie würden grillen, funkelnde Wunderkerzen in die Dunkelheit halten und gemeinsam Blei gießen. Laura hattesich schon so lange darauf gefreut, aber nun konnte sie sich gar nicht mehr vorstellen, fröhlich zu feiern, während es Sternenschweif so schlecht ging.
„Ach, komm doch mit“, bat Leona. „Du kannst doch nicht den ganzen Tag bei Sternenschweif im Stall sitzen.“
„Nein, aber ich kann zumindest oft nach ihm sehen“, entgegnete Laura. „Außerdem bin ich dann da, wenn der Tierarzt mit den Ergebnissen der Blutuntersuchung anruft.“
„Ich bin mir sicher, dass er sich erst heute Nachmittag melden wird“, meinte Mrs Tuck. „Am Vormittag bin ich auch da. Ich gehe heute erst später in die Bücherei. Du solltest nicht den halben Tag lang hier herumsitzen und grübeln. Sternenschweif ist in guten Händen, glaub mir.“
Mrs Tuck arbeitete als Bibliothekarin. Sie war zuständig für alle Bücher über Natur und Gesundheit und half Besuchern, die ein bestimmtes Buch suchten oder sich zu einem Thema informieren wollten.
„Genau, im Reitstall würdest du zumindest auf andere Gedanken kommen“, gab Leona zu bedenken. „Und wir können ja zusehen, dass wir am frühen Nachmittag zurück
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