Sternenschweif, 40, Ein Fohlen für Laura (German Edition)
vielleicht“, antwortete Laura zögerlich, denn sie konnte ihrer Mutter leider nicht erzählen, dass vermutlich etwas ganz anderes dahintersteckte. Und was, das würde sie heute Nacht erfahren.
2
Ausgerechnet heute musste Laura lange warten, bis alle aus ihrer Familie ins Bett gegangen waren. Lauras Eltern hatten beschlossen, dass ihre drei Kinder heute so lange aufbleiben durften wie sie wollten. Und besonders Lauras Bruder Max freute sich darüber. Mit seinen acht Jahren musste er sonst immer viel früher schlafen gehen. Nun saß er fröhlich vor dem Fernseher und schaute sich mit seinem Vater einen Zeichentrickfilm an.Aber auch Sophie, Lauras fast zweijährige Schwester, war putzmunter. Sie saß in der Küche und spielte mit ihrem Lieblingsteddy, während Lauras Mutter einen Artikel in der Zeitung las.
„Ich gehe in mein Zimmer“, meinte Laura etwas missmutig und ging die Treppe hinauf. Lustlos suchte sie ihr Regal nach einem spannenden Buch ab, doch ausgerechnet heute wollte ihr keines gefallen. Stattdessen legte sie sich auf ihr Bett und grübelte weiter über Walters Geheimnis.
Erst zwei Stunden später wurde es endlich still im Haus. Ihre Eltern schauten nacheinander bei ihr vorbei und wünschten ihr eine gute Nacht. Laura wartete noch einen Moment, dann schlich sie leise zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Die Luft war rein.Auf Zehenspitzen huschte sie die Treppe hinunter. Erst draußen zog sich Laura ihre Schuhe an, dann lief sie zur Koppel.
„Tut mir leid, Sternenschweif, heute war es wie verhext“, entschuldigte sie sich, doch ihrem Pony schien das Warten nichts ausgemacht zu haben. Mit einem fröhlichen Nasenstupser begrüßte Sternenschweif seine Freundin.
Gleich hinter den Bäumen sprach Laura die magischen Worte und Sternenschweif wechselte seine Gestalt.
„Hallo Laura! Lass uns schnell losfliegen, du bist doch bestimmt schon ganz gespannt!“
„Und wie!“ Flink schwang sich Laura auf seinen Rücken und mit einem großen Sprung flogen sie in die dunkle Nacht.Ein funkelndes Meer aus Sternen erwartete die beiden oberhalb der Baumkronen. Laura atmete tief ein. Obwohl es tagsüber noch richtig warm war, hing nachts schon ein feuchter, erdiger Geruch in der Luft. Es konnte nicht mehr lange dauern und der Herbst würde die Wälder in seine warmen Gelb- und Rottöne tauchen.
Langsam näherten sie sich der geheimen Lichtung. Schon von oben konnte Laura die tanzenden Glühwürmchen erkennen. Es mussten hunderte sein!
Elegant landete Sternenschweif auf der Wiese und Laura ließ sich von seinem Rücken gleiten. Jetzt erkannte sie, dass nicht nur die Glühwürmchen so leuchteten. Auch die goldenen Spitzen der Mondblumen glitzerten im Mondlicht und alleswar von funkelnden Punkten übersät. Doch Laura war zu neugierig, um den Anblick lange zu genießen.
„Erzähl! Was hat Walter gesagt?“, fragte sie und schaute Sternenschweif erwartungsvoll an.
„Er ist selber ganz verwirrt und weiß nicht so genau, was los ist“, fing Sternenschweif an zu berichten. „Irgendwie zieht ihn der Wald magisch an und er glaubt, dass dort ein Geheimnis auf uns wartet. Außerdem muss er oft an Mrs Fontana denken. Dann spürt er überall ein Kribbeln und wird ganz unruhig.“
„Ja, das haben wir bemerkt“, meinte Laura und setzte sich auf einen großen Stein.
„Es hat also etwas mit Mrs Fontana zu tun“, murmelte sie vor sich hin und seufztewehmütig. Walters frühere Besitzerin hatte eine kleine Buchhandlung in der Stadt besessen. Laura hatte sie dort oft besucht. Den Klang der kleinen Türglöckchen und den Geruch nach schwarzen Johannisbeeren würde sie nie vergessen. Mrs Fontana war genau wie Laura eine Einhornfreundin gewesen und hatte ihr damals geholfen, das Geheimnis der Einhörner zu entdecken.Sie hatte ihr ein Buch geschenkt und Laura hatte herausgefunden, dass Sternenschweif ein Einhorn war. Ihr Einhorn!
Vor einiger Zeit war Mrs Fontana ihrem Einhorn Mitternacht nach Arkadia, in das Land der Einhörner, gefolgt. Vorher hatte sie das Amt der Hüterin der Einhorn-Geheimnisse an Laura weitergegeben. Nun war es Lauras und Sternenschweifs Aufgabe, anderen Einhörnern und deren Einhornfreunden zu helfen. Am Anfang hatte Laura oft Angst gehabt, etwas falsch zu machen. Doch inzwischen hatte sie schon viele Erfahrungen gesammelt und war sicherer geworden.
„Sehr rätselhaft“, meinte Laura schließlich. „Hast du eine Idee, was das Geheimnis sein könnte?“
Doch Sternenschweif schüttelte
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