Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt
gefasst.
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† D u weißt doch, wo sie leben.« Calista lief unruhig auf und ab, während sie verächtlich die Einrichtung registrierte. Sie waren bei Samuel und Lilly zu Hause. Verschlissenes Treppengeländer, zusammengewürfelte Möbel von Ikea und billige Kunstdrucke an den Wänden. Das war nicht ihre Welt, und sie hoffte, dass sie es nie werden würde. Lukel tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Ein leichtes Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus, aber es war nicht nur sein umwerfendes Aussehen, das dieses auslöste. Ihr blieben nur noch wenige Monate bis zum Ende der Schulzeit, und anders als ihre Mitschüler würde sie zum Abschluss keine eigene Wohnung und einen Platz an einer Eliteuni geschenkt bekommen. Alles, was sie im Leben erreichen wollte, würde sie sich selbst erkämpfen müssen. Die Freundin eines Rockstars zu sein, auch wenn es nur für kurze Zeit war, würde ihr so manche Tür öffnen und so viel Aufmerksamkeit nach sich ziehen, damit sie nicht so schnell vergessen würde. Eine Sternenseele? Auch damit konnte sie leben.
»Ich darf es dir nicht sagen.«
»Ist das dein Ernst?«
»Ich helfe euch, und du vertraust mir noch immer nicht?«
Er wand sich unter ihrem eisigen Blick, wie sie mit einer gewissen Genugtuung bemerkte. »Noch haben wir keinen Beweis, dass Michelle tatsächlich die Bestie ist. Vielleicht ist es auch nur eine Falle.«
Sie schnaubte. »Das wäre aber ziemlich umständlich. Wenn ich wirklich so mächtig wäre, könnte ich die Wahrheit nicht einfach aus dir herauspressen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, aber was weiß ich schon von der ganzen Sache. Auf die paar Minuten wird es wohl nicht ankommen. Lucretia hat Michelles Körper nicht erst seit gestern.«
»Sind sie vielleicht an der Ruine? Dort war ich schon. Erinnerst du dich?«
»Kann sein. Und wenn nicht, dann irren wir nachts vergeblich durch die Dunkelheit. Hältst du das für klug?«
»Besser, als tatenlos herumzusitzen. Du hast keine Ahnung, wo Lilly steckt, und diese Nacht ist schon fast wieder vorbei.« Calista nahm ihren unruhigen Lauf wieder auf. Sie war nicht dafür geschaffen, ruhig abzuwarten, Geduld nicht ihre Stärke. Zudem wollte sie nicht erneut ausgeschlossen werden. Sobald Lilly die Informationen hatte, würde sie sie wieder zurücklassen.
No risk, no fun. Das war ihr Lebensmotto. Sie sah Samuel an. »Ich gehe zur Ruine. Allein.« Alles war besser, als tatenlos zu sein, und wenn sie dabei noch Lukel oder Mikael beeindrucken konnte, umso besser. Sie war etwas Besonderes, und das musste sie beweisen.
»Wenn einer geht, dann ich«, brauste er auf. »Ich lasse doch kein Mädchen allein im Dunkeln herumlaufen.«
»Ach ja? Und was erzähle ich deinen Eltern, wenn sie wiederkommen?«
»Zum einen habe ich nur einen Vater, Moni ist Lillys Mutter. Zum anderen ist mir das reichlich egal. Du gehst nicht allein.«
»Wegen der ganzen Verbrecher und Vergewaltiger in diesem Kaff?«, gab sie mit ätzender Stimme zurück.
»Nein, wegen der Sternenbestie und ihren Dienern.«
»Jetzt denk doch logisch. Wenn Lilly mich allein hier vorfindet, wird sie mich für einen Spion der Bestie halten. Was glaubst du, was sie mit mir machen wird? Und wer weiß, wann sie hier auftaucht? Unser Wissen ist zu wichtig, um es für uns zu behalten. Wenn sie erst im Morgengrauen zurückkommt, vergeht ein weiterer Tag, an dem sie ihr ausgeliefert sind.«
Frustriert warf Samuel sein Handy, mit dem er mehrfach versucht hatte, seine Stiefschwester anzurufen, auf die Couch. »Das ist Wahnsinn!«
»Halt mich doch auf.« Sie zwängte sich an ihm vorbei und ließ ihn mit hängenden Schultern zurück. »Ihr wisst ja, wo ihr mich findet. Wenn ich niemanden an der Ruine antreffe, komme ich zurück, und wagt es nicht, mich auszuschließen. Dieses Mal nicht!«
Kaum betrat sie den Wald, war sie sich nicht mehr sicher, ob das wirklich eine gute Idee war. Ob sie überhaupt den Weg fand? Zudem kehrten hier all die Erinnerungen an Lillys Tod und das ganze Blut zurück. Ihr lief es eiskalt über den Rücken. Trotzdem biss sie die Zähne zusammen und trabte den Weg entlang. Immerhin hatte sie heute passendere Schuhe an. Das war ihre Gelegenheit, in ihrem Leben eine neue Richtung einzuschlagen. Die würde sie sich nicht entgehen lassen.
Sie war noch nicht weit gekommen, da raschelte es neben ihr im Wald, und plötzlich sprang Michelle mit tiefschwarzen Augen vor ihr auf den Weg. Sie legte den Kopf auf reptilienhafte Weise schief.
»Na,
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