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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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Trick eines Fans, um mit ihm ungestört zu sein? Hoffte sie tatsächlich, dass er sie hier verführen würde?
    Lächelnd wandte Michelle sich ihm zu. »Das sagte ich, ja.«
    Plötzlich war ihm schwindelig, der Boden verschwamm vor seinen Augen. »Ich …« Er stützte sich am Geländer ab. »Was soll das?« Zumindest versuchte er, das zu sagen, aber mehr als ein Lallen kam nicht über seine Lippen. Er blickte die Rothaarige an. Das Letzte, das er sah, war, wie ihre Augen schwarz anliefen.

59
    † M ir ist so kalt.« Ihre bläulich verfärbten Lippen bebten. »Ich habe so lange gelebt und war doch nie an einem Ort, an dem immer Sommer ist.«
    Raphael schluckte schwer. »Ich hätte dir gerne meine Heimat gezeigt. Die Sommer in Maine würden dir gefallen. Grünes Licht, schwüle Hitze, die selbst in der Nacht kaum nachlässt, und Picknicks mit frischem Hummer am Strand. Du hättest es geliebt.«
    »So wie dich.«
    Er nickte steif, und das Wissen um das gemeinsame Glück, das ihnen versagt geblieben war, riss eine tiefe Wunde in seine Seele. Er beugte sich vor, hauchte einen Kuss auf ihren Mund, versuchte, sich sein Erschrecken über die Kälte des Todes, die er an ihr spürte, nicht anmerken zu lassen.
    »Lucretia, sie … Hüte dich vor ihr … Sie …« Amadea hustete, wobei Blut aus ihrem Mund tropfte und sie gequält aufstöhnte. »Sie wandert von Körper zu Körper.«
    Raphael wusste, dass diese Information wichtig für ihn sein sollte, doch in diesem Moment bestand seine Welt nur aus seinem verloren geglaubten Zwillingsstern und der Zukunft, die ihnen nun zum zweiten Mal geraubt wurde. Sanft fuhr er über ihre Stirn und wischte die Schweißperlen fort.
    »So kalt«, wisperte sie, ein letzter Schwall Blut strömte aus ihrem Körper und versickerte im Schnee, dann brachen ihre Augen und blickten starr zum Sternenhimmel empor.
    Raphael vergrub seinen Kopf in ihrem Haar, atmete ein letztes Mal ihren Duft ein. Er wollte nicht sehen, wie ihre Seele aufstieg, fühlte sich nicht bereit für den Abschied. Doch auch so spürte er, wie das helle Licht, das Band der Glückseligkeit, das für wenige Minuten in ihm geleuchtet hatte und ihn mit Amadea verband, verblasste. Er war wieder allein.
    Er blickte auf und sah Torge mit einem Ausdruck grimmiger Genugtuung neben ihm stehen. »Wieso hast du das getan?«, schrie er ihn an.
    »Sie nahm mir Lea.«
    »Und dafür raubst du mir meinen Zwillingsstern? Ich war immer für dich da.«
    »Sie war ein Monster.«
    »Sie hat die Dunkelheit besiegt. Sie wurde wieder eine Sternenseele.«
    »Ja und? Vergeben und vergessen? Nein, was ich getan habe, war das einzig Richtige. Eine Dienerin der Sternenbestie weniger, um die wir uns Gedanken machen müssen. Du hattest ja nicht die Stärke dazu. Raspelst Süßholz mir einer dieser Kreaturen …« Verächtlich spuckte er in den Schnee.
    »Wie kannst du es wagen?«, brüllte Raphael halb wahnsinnig vor Schmerz. Beinahe hätte er sich auf ihn gestürzt. Er verspürte den Drang, etwas zu vernichten.
    »Ich werde mich nicht dafür entschuldigen. Niemals.«
    »Verschwinde, bevor ich mich vergesse.«
    Torge zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. »Wie du willst. Geh zur Seite, damit ich sie mitnehmen kann.«
    Raphael griff nach dem blutverschmierten Messer und zog den erkalteten Körper enger an sich. »Fass sie nicht an.«
    »Die Sternenhüter müssen sie untersuchen, um herauszufinden, was mit ihr geschehen ist.«
    »Wir hätten sie fragen können, aber du hast sie umgebracht. Nun lass mich mit ihr allein. Du hast genug getan für eine Nacht.«
    Das Messer zitterte in seiner Hand. Er hatte sie abermals verloren. Er verfluchte die Sterne für das Schicksal, das sie ihm bestimmt hatten. Erst schickten sie ihm einen Zwillingsstern, nur um sie gleich wieder zu nehmen. Kaum hatte er seinen Schmerz überwunden, verliebte er sich in einen Menschen, raubten sie ihm auch diesen. Als wäre das nicht genug, musste er Amadea nun ein zweites Mal verlieren. Genug war genug.
    Mit einem Schulterzucken wandte Torge sich ab. »Mach, was du willst. Soll Ras sich darum kümmern.«
    Er blieb noch lange so sitzen. Wie sollte es nun mit ihm weitergehen? Er hatte Amadeas Rettung zu seinem Ziel gemacht. Nun, da sie tot war, was blieb ihm da noch? Irgendwann kam Ras vorbei, aber er vertrieb ihn mit harschen Worten und Gesten. Erst Anni gelang es, mit sanften Händen und leiser Stimme ihn von dem inzwischen steifen Körper zu lösen.
    Er hatte einen Entschluss

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