Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
Vom Netzwerk:
vielleicht hat alles einen tieferen Sinn. Ich werde bald sterben, da ist es gut, wenn du jemanden hast.«
    »Moment«, sagte Lilly. »Wie weit ist Alkione entfernt?«
    »Dreihundertsiebzig Jahre.«
    »Und wie alt bist du?«
    »Etwa zweihundertdreißig Sternenjahre. Ich weiß es nicht genau.«
    »Dann wirst du zwar vor mir sterben, doch nicht so bald, dass es uns jetzt beschäftigen sollte.« Nicht jetzt, da so viel Chaos um uns herrscht. Nicht, solange sie jeden Tag darauf wartete, dass Torge anfing zu altern und sie das Leid in Leas Augen ertragen musste. Hatte Torge heute nicht müder als sonst gewirkt? Waren seine Bewegungen steifer und seine Augen umschattet? Sie schüttelte sich, wollte sich nicht ausmalen, wie es sich anfühlte, wenn man auf die Anzeichen des nahenden Todes wartete.
    »Mir wurde der Tod prophezeit. Für dieses Jahr.«
    Sie öffnete den Mund, nicht sicher, ob sie lachen sollte oder ob er es tatsächlich ernst meinte. »Eine Prophezeiung? Wie in einem Märchen?«
    »Wenn du es so sagst, klingt es absurd, aber bedenke, was für ein Leben wir führen, wer wir sind. Erscheint es da immer noch so abwegig?«
    »Vorhin hast du behauptet, nicht ans Schicksal zu glauben.«
    »Das ist etwas anderes. Sie sieht Dinge, Muster, die uns verschlossen bleiben. Sie spricht stets die Wahrheit, irrt niemals.«
    »Wer ist sie?« Lilly wartete gespannt auf seine Antwort. Welches Wesen vermochte einen erfahrenen Sternenjäger dazu zu bringen, an so ein Hirngespinst zu glauben?
    »Andromeda.«
    »Ist das nicht eine Galaxis?«
    »Ja, sie liegt etwa zwei Millionen Lichtjahre entfernt.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie begriff. »O mein Gott, dann ist sie sicherlich uralt.« Die Erinnerungen an Raphaels Erklärungen kehrten zurück. Normalerweise erwählten nur Sterne einen Menschen, doch es kam auch vor, dass die Macht einer gesamten Galaxie sich in einer Person vereinte.
    Mikael nickte. »Ich weiß nicht, wie alt genau, aber mindestens dreitausend Jahre, und sie wird vermutlich noch leben, wenn die Menschen längst nicht mehr auf der Erde wandeln. Sie ist so nah an der Unsterblichkeit, wie ein Wesen nur sein kann, und überaus mächtig.«
    »Und sie hatte nichts Besseres zu tun, als dir deinen Tod vorherzusagen?«

37
    † M ach dich nicht darüber lustig.« Mit einem Mal war alle Freundlichkeit wie weggewischt. Sie hatte einen wunden Punkt getroffen.
    »Es tut mir leid, aber das wirkt vollkommen absurd auf mich.«
    »Lass uns weitergehen«, sagte er und deutete auf den Weg vor ihnen. »Bald wird es hell.«
    Ihr fiel auf, dass er sie nicht wieder berührte, sondern sorgfältig darauf achtete, ihr nicht zu nahe zu kommen. Sie sah zum Himmel auf und stellte fest, dass die Sterne bereits verblassten. In den Büschen raschelten die Tiere, die allmählich aus dem Schlaf erwachten oder zu ihren Höhlen und Bauten zurückkehrten, um den Tag zu verschlafen. Ganz wie sie.
    »Ich begegnete Andromeda das erste Mal vor über zweihundert Jahren – damals scharte sie Sternenseelen um sich, um sie vor einer Gruppe von Sternenbestien zu schützen.«
    »Starb zu dieser Zeit nicht Centaurus?« Centaurus war eine weitere Galaxie, die vor mehreren Jahrhunderten den Bund der Sternenhüter begründete, da der Kampf gegen die Bestien ohne Hilfe aussichtslos war.
    »Madame Favelkap hat dich gut unterrichtet.« Er blickte sie mit einer Mischung aus Stolz und Trauer um eine entgangene Chance an. Fragte er sich womöglich gerade, wie es wäre, wenn sie zusammen wären? »Damals erzitterte die Welt unter einem Ansturm der Sternenbestien. Selbst die Menschen spürten das Böse auf der Erde wandeln, flüchteten sich in Sagen von Vampiren und anderen Mythengestalten, um das Schreckliche zu erklären. Die Bestien sammelten sich ebenfalls unter einem ihrer Führer, Urban, dem Bruder von Centaurus.«
    Lilly glaubte, sich verhört zu haben. »Wie können sie denn Brüder sein? Es sei denn …« Ihre Augen weiteten sich, als sie begriff.
    »Genau. Eine weitere Ironie, die die Sterne für uns bereithielten. Zwillinge, die sich liebten, ihr Leben Seite an Seite verbringen wollten, und dann griff das Schicksal, oder wie auch immer du es nennen willst, ein und verwandelte sie in Todfeinde.«
    »Wie schrecklich.«
    Mikael nickte. »Es geschah lange vor meiner Geburt, und Centaurus weigerte sich, darüber zu sprechen, aber die Gerüchte kursierten. Jedenfalls kam es zu einer Schlacht, in der es ihm gelang, Urban zu töten. Viel Blut wurde an dem Tag

Weitere Kostenlose Bücher