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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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Kontrolle über das, was sie sagt. Zudem glaubt sie ebenso wie ich, dass wir unsere eigenen Entscheidungen treffen.«
    »Und du bist bereit, dich zu opfern.«
    »Natürlich.«
    »Für mich ist das alles andere als verständlich. Indem du dein Leben wegwirfst, ehrst du deinen Bruder nicht – ganz im Gegenteil. Dir wurde dieses Dasein geschenkt, aber nun willst du es einfach so aufgeben.«
    »Andromeda ist so viel mächtiger, weiser und wichtiger als ich. Wie könnte ich da anders handeln?«
    »Du beschreibst sie als halb Verrückte, die die meiste Zeit schläft. Du bist hier und kämpfst. Tag für Tag. In meinen Augen bist du wertvoller als sie.«
    Er lächelte sie von der Seite an. »In dir stecken noch so viel Leben und Leidenschaft. Bewahre dir das. Was auch immer geschieht.«
    Sie gingen schweigend weiter, bis sie ihr im Dunkeln liegendes Haus erreichten. Sie würde sich hineinschleichen müssen und hoffen, dass sie keiner bemerkte. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn ihre Mutter sie am nächsten Tag zur Rede stellte. Was würde sie dann antworten? Behaupten, dass sie geschlafen habe? Moni würde glauben, dass sie sie anlog. Verdammter Mist. Warum musste alles so kompliziert sein? »Ich gehe rein und öffne dir die Balkontür. Du musst leise sein – wir dürfen niemanden wecken.«
    Während sie nahezu lautlos die Haustür aufschloss, dachte sie darüber nach, dass in wenigen Minuten das erste Mal ein anderer Junge als Raphael – und Samuel, aber Stiefbrüder zählten nicht – ihr Zimmer betreten würde und das auch noch bei Nacht.
    Der Flur lag im Dunkeln, dennoch verzichtete sie darauf, ein Licht zu entzünden. Als Sternenseele konnte sie auch im Haus einigermaßen sehen, obwohl das silbrige Schimmern inzwischen viel schwächer geworden war. Als sie an einem Spiegel vorbeikam, blieb sie schockiert stehen. Das sollte sie sein? Dieses Mädchen mit der schneeweißen, schimmernden Haut? Den riesigen Augen mit den endlosen Wimpern und weichen Lippen? Es war nicht so, dass sie sich absolut nicht wiedererkannte. Es war eindeutig ihr Gesicht, nur irgendwie besser. Jeder kleine Makel war verschwunden und nur reinste Perfektion zurückgeblieben. Sie beugte sich vor und betrachtete sich. Auch um ihre Pupillen schimmerte nun ein silberner Stern, der ihre graugrünen Augen wie aus Quecksilber erscheinen ließ. Ich bin wirklich nicht mehr ich selbst.
    Leise ging sie in ihr Zimmer und öffnete die Balkontür, vor der Mikael bereits wartete. Eine seltsame Anspannung lag im Raum, als sie sich nebeneinander auf das Bett setzten. Ein von den Sternen auserkorenes Liebespaar, trotzdem trennten sie Welten.
    »Wann stehen deine Eltern auf?«, fragte er.
    »Sonntags gegen sieben Uhr.« Sie verzichtete darauf, ihn darauf hinzuweisen, dass ihr Vater tot war und sie mit dem neuen Freund ihrer Mutter zusammenlebten.
    »Gut, dann ist es noch dunkel. Gib vor, dass du krank bist, und verkriech dich in dein Zimmer. Alles andere wäre zu viel für den ersten Tag. Vor allem, solange du deinen Stiefbruder nicht eingeweiht hast.«
    »Sagtest du nicht, dass ich besser mit dem Tag zurechtkommen werde?«
    »Sicher wissen wir es nicht, und selbst dann ist es nicht einfach. Du wirst es lernen müssen, aber im Gegensatz zu uns kannst du es nicht in Abgeschiedenheit tun. Nur weil Winter ist, hat Fynn überhaupt zugestimmt. Relativ wenige Stunden Tageslicht, in denen dir Fehler unterlaufen können.«
    Na toll, dachte Lilly. Dann würden sie bald alle für einen Freak halten. Sie betrachtete sich erneut im Spiegel. Sie würde sich schminken müssen, damit ihre Veränderung nicht zu auffällig wäre. Ein wenig Make-up, und jeder würde ihren neuen Teint dem Schminktopf zuschreiben. Vielleicht sollte sie sich auch ein paar farbige Kontaktlinsen besorgen, damit der Stern um ihre Augen nicht so auffiel. Seit die Stargazer so erfolgreich waren, konnte man sogar welche mit Sternmuster kaufen, in der Annahme, dass die Jungs eben solche trugen. »Was erwartet mich am Tag?«
    »Das empfindet jeder anders. Manche versinken in eine Art Schlaf, aus dem sie erst in der nächsten Nacht erwachen. Andere sehen alles wie in einem Film ablaufen, während der Verstand auf Autopilot schaltet. Für mich ist es ähnlich, nur dass ich ab und an für kurze Zeit eingreifen kann und die Beherrschung über meinen Körper zurückgewinne. Kraftsparender sind jedoch Einflüsterungen, mit denen ich mich dazu bewege, bestimmte Dinge zu tun, wie einen Ort aufzusuchen oder mit

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