Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
Vom Netzwerk:
bestimmt war. Nun musste sie feststellen, dass sie niemals fort gewesen war, sondern lebte und ihre eigenen Pläne schmiedete.
    Sie spürte, wie stark es sie zu Mikael hinzog, wie zerrissen sie sich fühlte, dabei liebte sie Raphael mit jeder Faser ihres Seins. Wie musste es da ihm ergehen? Er hatte sich über Jahrhunderte nach Amadea verzehrt, ihren Tod beklagt, und nun konnte er sie wieder in seine Arme schließen. Was konnte ihm da seine Beziehung zu ihr, die nicht mehr als ein flüchtiger Augenblick in seinem Leben gewährt hatte, schon bedeuten?
    Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er war alles, was sie sich jemals gewünscht hatte. Auch wenn sie sich schäbig vorkam, wollte sie nicht, dass er einen Weg fand, Amadea zu retten. Gegen dieses Band könnte sie nicht bestehen, nicht solange sie mit sich kämpfen musste, sich nicht Mikael hinzugeben.
    Raphael würde mit Amadea über längst vergangene Zeiten sprechen können, über Dinge, die Lilly nur aus Geschichtsbüchern kannte, über Einsamkeit und Verluste, die sie noch nicht erlebt hatte. Was war sie schon im Vergleich zu ihnen? Nicht mehr als ein Kleinkind, das gerade zu krabbeln lernte, während alle um sie herum fröhlich herumhüpften. Ihre Augen wurden feucht. Sie ertrug den Gedanken nicht, ihn so zu verlieren.
    »Das ist etwas anderes. Sie ist in Not – niemals würde sich eine Sternenseele freiwillig mit einer Bestie einlassen.«
    »Das kannst du nicht wissen.«
    »Doch, sie ist mein Zwillingsstern. Ich wüsste es.«
    »So wie du gewusst hast, dass sie noch lebt?« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, taten sie ihr leid.
    »Das ist nicht fair«, antwortete Raphael. »Ich habe dich immer unterstützt, selbst als du uns alle in Gefahr gebracht hast, weil du Samuel nicht aufgeben wolltest und dich hinter meinem Rücken mit Ansgar getroffen hast. Ist es so viel verlangt, von dir dasselbe zu erwarten?«
    Das war es natürlich nicht, dessen war sie sich bewusst, aber es änderte nichts an dem Gefühl, dass ihr die Situation immer mehr entglitt, dass sie kurz davor war, ihn zu verlieren. »Aber du weißt nicht, ob sie es wirklich ist. Was, wenn es ein Trick ist, um dich in eine Falle zu locken und uns auseinanderzubringen?«
    »Ich habe Gewissheit, sobald ich sie gesehen habe.« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Lass uns einander vertrauen. Das ist das Einzige, was wir tun können, um die kommenden Tage zu überstehen.«
    Sie ergriff zwar seine Hand, und seine Finger umschlossen ihre ganz fest, während sie gemeinsam zur Hütte zurückgingen, aber die Zweifel waren immer noch da.

36
    † D u hast dir den Falschen ausgesucht. Ich bin nicht gut darin, Menschen zu beschützen«, sagte Mikael mit gesenktem Kopf.
    Als ob meine Wahl auf ihn gefallen wäre , dachte Lilly, aber diese Tatsache stand ohnehin zwischen ihnen, seit sie die Ruine verlassen hatten. Raphael hatte sie mit einem sanften, irgendwie traurigen Kuss verabschiedet, bevor er wieder im Wald verschwunden war. Er behauptete, um den Kopf freizubekommen – sie befürchtete, um Amadea zu suchen. »Wurdest du deshalb zum Jäger?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es gab nicht viele andere Möglichkeiten. Zumindest damals nicht. Und heute? Ich bin kein Wissenschaftler, und mich vor den Sternenbestien zu verstecken, bis sie mich eines Tages doch finden, liegt mir nicht im Blut. Außerdem ist da immer noch Fynn. Ich verdanke ihm alles. Er hat sich um mich gekümmert, als es mir schlecht ging, mir unzählige Male das Leben gerettet. Manchmal frage ich mich, ob er nicht der Einzige ist, der uns noch vor der Übermacht der Bestien schützt.«
    »Ist das nicht die Aufgabe des Rates?«
    »Eigentlich ja, aber sie leben seit zu langer Zeit vollkommen zurückgezogen, nur wenige von uns bekommen sie je zu Gesicht. Ich habe meine Zweifel, wie viel Bezug zur Wirklichkeit sie noch haben.«
    »Und trotzdem dienst du ihnen.«
    »Was sollte ich sonst tun? Unsere Reihen durch einen Aufstand gegen den Rat schwächen? Nein, ich komme mit dem Dasein als Sternenjäger zurecht.«
    »Aber bist du glücklich?«
    Er drehte sich zu ihr um und ergriff ihre Hand. Bei der Berührung durchfuhr es sie wie ein elektrischer Schlag, und an seinen geweiteten Augen erkannte sie, dass es ihm ebenso erging. Ihre feinen Härchen richteten sich auf, ein sanftes Prickeln breitete sich von der Stelle aus, an der Haut auf Haut traf. Sein Daumen fuhr über ihren Handrücken, und das Kribbeln verstärkte sich, raubte ihr fast den Atem, als

Weitere Kostenlose Bücher