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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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vergossen, aber schließlich wurden die Bestien besiegt. Doch Centaurus konnte nicht mit dem Wissen weiterleben, seinen eigenen Zwilling getötet zu haben, und richtete sich selbst. Seither wacht Andromeda über uns, aber sie ist einsam. Die einzige Uralte, von deren Existenz wir wissen.«
    Was für ein grausames Schicksal, dachte Lilly. Seinem einst geliebten Ebenbild gegenüberzustehen, nur um ihm die todbringende Klinge in den Leib zu rammen. Sie hatte lange mit sich gerungen, als Samuel von der Sternenbestie übernommen worden war, und dabei war er nur ihr Stiefbruder, und sie hatte ihn nicht eigenhändig töten müssen. Wie schwer musste Centaurus dieser Schritt gefallen sein? »Und wo ist Andromeda jetzt? Warum hilft sie uns nicht, wenn sie so mächtig ist?«
    »Sie hat sich zur Ruhe begeben. Nach so vielen Jahrtausenden droht sie dem Wahnsinn zu verfallen, wenn sie sich nicht zurückzieht. Das menschliche Gehirn ist mit der Flut an Erinnerungen überfordert. Jede noch so kleine Begebenheit kann einen neuen Sturm von Bildern hervorrufen. Gibt es einen Geruch oder Geräusch, das du mit etwas Positivem verbindest?«
    Lilly dachte kurz nach. »Vanille. Wir sind so oft umgezogen, dass ich in jedem neuen Zuhause Vanilleduftkerzen angezündet habe.«
    »So geht es uns mit vielen Dingen. Wir sehen einen Hund und denken an das eigene Haustier oder eine Kette, die uns mal jemand schenkte. Bei den Alten sammeln sich diese Verknüpfungen, sodass es immer schwieriger wird, sie von der Realität zu trennen.«
    »Dann ist sie also verrückt?«
    »Nein, sie erkannte die Zeichen und zog sich zurück, um ihrem Gehirn Ruhe zu gönnen. Wir dürfen sie nur im äußersten Notfall wecken.«
    »Und wo ist sie? Und warum hat sie dir den Tod vorhergesagt?«
    »Auf die erste Frage darf ich dir keine Antwort geben – nur wenige sind eingeweiht. Und zur zweiten: Nach Centaurus’ Tod begab sich Andromeda auf die Jagd, um die zerstreuten Bestien zu vernichten. Nur ein Jagdtrupp durfte sie begleiten.«
    »Du und Fynn.«
    »Genau. Lukel und Phil waren damals noch nicht bei uns, sondern Electra und Maia.«
    »Gehören die beiden nicht ebenfalls zum Sternbild Stier?« Lilly hätte nie gedacht, dass die Begeisterung ihres Vaters für Astronomie sich eines Tages als so nützlich für sie erweisen würde. Sie hatte ihr Teleskop nur behalten, um das Andenken an ihn in Ehren zu halten und sich die Erinnerung an die Nächte, die sie auf dem Dach ihres Wohnhauses verbracht hatten, zu bewahren.
    »Eines der Rätsel, die Fynn umgeben. Ihm gelingt es, alle Plejaden und vor allem sämtliche Sternenseelen des Sternbilds Stier aufzutreiben, und wir alle folgen ihm. In seinen Augen sind wir Sternengeschwister, miteinander verbunden und dazu auserkoren, gemeinsam zu kämpfen.«
    »Und zu sterben«, sagte Lilly düster. War das auch ihr Schicksal? Sich ihnen anschließen und ihr neues Leben dem Kampf widmen? Was würde Fynn sagen, wenn sie sich weigerte? Und wollte sie das überhaupt? Die Vorstellung, aktiv zu werden, nicht nur auf die Sternenbestien zu reagieren, sondern sie umgekehrt zu jagen, Böses zu verhindern, übte auf einmal eine große Anziehungskraft auf sie aus. Doch sie war keine Kämpferin. Voller Scham dachte sie an ihr Kampftraining mit Torge, wie sie kläglich gegen Amadea versagt hatte, lieber weggerannt war, statt sich ihr zu stellen. Nein, sie war nicht dafür geeignet.
    »Irgendwann wirst du den Tod nicht mehr fürchten. Du musst deine Zeit als Geschenk sehen. Eigentlich wärst du bereits tot.«
    »Wie kann man keine Angst vor dem Tod haben? Dich scheint es doch auch zu beschäftigen.«
    Er legte seinen Kopf schief, betrachtete sie nachdenklich. »Natürlich lässt mich der Gedanke an meinen baldigen Tod nicht kalt, aber was haben wir noch zu fürchten? Wir wissen, was uns erwartet. Wir wissen um die Sterne, die Seelen. Wir kehren zurück. Da ist nichts Schlimmes daran.«
    Wie alt musste man werden, damit man so abgeklärt mit dem Thema umging? »Was genau hat Andromeda gesagt?«
    »Im Jahr der Schlange des achtundsiebzigsten Zyklus wird sich entscheiden, wer du bist. Sternenseele oder Brudermörder. Dein Opfer oder mein Tod. Deine Wahl.«
    »Sie spricht von dem chinesischen Kalender?«
    »Wir vermuten, dass sie dort geboren wurde.«
    »Ist es nicht grausam, so etwas zu sagen? Wenn sie weiß, was dir bevorsteht, sie aber nichts daran ändert – warum verschweigt sie es nicht?«
    »Sie wird von Visionen heimgesucht und hat dann keine

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