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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Bereich abtastet; und dann, wenn wir uns dem Ziel nähern, enge den abgetasteten Bereich ein.«
    Reyna befolgte Verras Instruktionen; der Anzeigeschirm des Gerätes leuchtete auf. Reyna betrachtete die Sichtanzeige mit gerunzelter Stirn: eine Serie konzentrischer Kreise und ein blinkendes rotes Licht in einem Segment des äußersten Kreises.
    Da ist es ... du hast es schon«, sagte Verra und schwebte er.
    »Das?« Das blinkende Licht? Sie hatte etwas Handfesteres erwartet; etwas, das der gewaltigen Masse des abgestürzten Handelsschiffes entsprach.
    »Das ist es. Ändere deine Flugrichtung – nimm aber nur kleine Korrekturen vor, keine heftigen Änderungen ... so lange, bis die Anzeige konstant bleibt. Sobald das der Fall ist, behalte die Flugrichtung bei und enge den Radius ein. Du kannst die Masse erst genau orten, wenn du den kleinsten Radius eingegeben hast.«
    Reyna nickte geistesabwesend. Das blinkende Licht hatte schon angefangen, sich zu bewegen, über den Schirm zurückzuweichen. Reyna starrte auf das Anzeigefeld und änderte ihre Flugrichtung um ein kleines bißchen, indem sie eben über den Kronen der vereinzelten, weißstämmigen Schößlinge schwebte, die gegen das dichte Gebüsch um Licht und Raum kämpften. Das Blinklicht bewegte sich noch immer. Reyna betrachtete das Anzeigefeld mit zunehmender Konzentration und wurde sich nur oberflächlich bewußt, daß Juaren und Verra ihr zur Seite kamen und Geschwindigkeit und Kurs den ihren anpaßten, als sie methodisch die Richtung änderte. Wenn sie den richtigen Kurs fände, wenn sie nur das schwer zu fixierende Licht zum Stillstand bringen könnte ... Sie sah empor, ermittelte ihren Kurs anhand des Sonnenstandes und nahm erneut eine Korrektur vor.
    »Wenn du die Masse mitten auf dem Anzeigefeld hast, Reyna ...«
    Wenn sie die Masse mitten auf dem Anzeigefeld hatte, brauchte sie nur noch hinabzuschauen. Dort würde sie das verunglückte Schiff vorfinden. Reyna nickte geistesabwesend; es wurde ihr bewußt, daß sich das blinkende Licht schon seit einer Weile nicht vom Fleck gerührt hatte – seit einer halben oder sogar einer ganzen Minute –, daß sie also den richtigen Kurs ermittelt hatte. Sie drückte auf das nächste farbige Feld in der Reihe und engte den Radius ein. Das Blinklicht wanderte wieder, aber langsamer diesmal. Eine Serie kleiner Korrekturen, und es blieb wieder an Ort und Stelle.
    Endlich verblieb die blinkende Anzeige im Mittelpunkt des Indikators. Nach kurzem Staunen sah Reyna nach unten und erblickte ein verformtes Metallgebilde, das matt durch das Gebüsch schimmerte. Zu ihrer eigenen Überraschung lachte sie laut auf.
    »Canto cri!«
sagte Verra und senkte ihr Flugaggregat dem Boden entgegen.
    Reyna schwebte ebenfalls tiefer, wobei sie es vermied, das Gesträuch zu berühren. »Was?« rief sie.
    »Canto cri!
Einer der letzten noch üblichen Flüche der Arnimisprache. Es bedeutet, daß ich versuche, einen Fehler in deiner Handhabung zu finden, und daß es mir nicht gelingt und das ärgert mich gewaltig!« Verra traf auf dem Boden auf, die grüne Seide kam auf ihren Schultern zur Ruhe.
    Reyna lachte erneut. »Du ärgerst dich, weil du keinen Fehler darin entdeckst, wie ich die Arbeit gemacht habe?«
    Verra zuckte mit den Schultern und raffte die Enden ihrer Seide zusammen. »So hört es sich an, oder? Möchtest du gern einen Blick ins Innere des Schiffes werfen? Es ist gründlich ausgebrannt.«
    Ein kurzer Blick auf das verkohlte Interieur reichte Reyna völlig aus. Sie verspürte kein Bedürfnis, in den verbrannten Kontrollgeräten und verkohlten Einrichtungen herumzustochern. Sie zog sich zurück, holte draußen tief Luft und blickte in die helle Sonne hinauf. Dann, während Verra und Juaren das Wrack untersuchten, hielt sie nach dem Container mit den Seiden Ausschau.
    Sie fand ihn einige hundert Schritt vom Wrack entfernt; eine Truhe aus einem widerstandsfähigem Material, das sie nicht kannte, der Deckel halb offen. Darinnen lagen Seiden in allen Farben; an ihren Fingern fühlten sie sich kühl und glatt an. Sie waren dicht zusammengeknüllt, aber als Reyna eine sonnengelbe auswählte, herauszog und ausschüttelte, war sie sogleich wieder glatt und faltenlos. Sie band das Tuch an einen Baumschößling und ließ seine Enden frei hängen.
    Als die Brise sie aufbauschte, sang die Seide mit hoher, lieblicher Stimme. Reyna strich geistesabwesend über ihre Sternenseide und bedauerte, daß sie nicht so jubilierend, so unbekümmert und

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