Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
Vom Netzwerk:
auf dem Boden hatte, der ihm einen Landeplatz hätte bereiten können. Wir sollten am besten zunächst die weniger bewachsenen Gebiete in der Umgebung des Waldes erkunden. Außerdem ist es möglich, daß er in großer Entfernung gelandet ist; so, wie wir es getan haben. In diesem Fall dürfte eine Suche mit Hilfe unserer Augen sehr zeitraubend werden. Aber mit dem Gerät könnten wir ein riesiges Gebiet in kürzester Zeit absuchen.« Sie hob fragend eine Augenbraue. »Reyna?«
    Reyna sah unmutig zu Boden, weil sie erkannt hatte, daß sowohl Verra als auch Juaren erwarteten, daß sie Einwände gegen den Einsatz von Arnimi-Instrumenten bei der Suche vorbringen würde. Zudem erkannte sie, daß die beiden der Verfahrensweise der Suche weit mehr Aufmerksamkeit gewidmet hatten als sie.
    Widerwillig sagte sie: »Wie ... wie würde dein Gerät das Schiff finden?«
    »Es ist ein Metalldetektor. Ein sehr einfaches Instrument. Du selbst kannst es tragen, wenn du möchtest. Ich kann dir in wenigen Minuten beibringen, wie man es abliest. An einem Ort wie diesem, wo keinerlei metallische Geräte in Gebrauch sind außer denen, die wir selbst bei uns tragen, können wir die Parameter auf weite Entfernungen einstellen. Wir können Tage der Suche einsparen.«
    Und möglicherweise Tage der Gefahr. Reyna legte die Stirn in Falten. Sie forschte nach den Motiven, die sich hinter ihrem Sträuben verbargen; und sie war überrascht von dem, was sie dort vorfand: ausgeprägtes Unbehagen angesichts der Aussicht, Birnam Rauths Schiff zu finden und zu erfahren, was mit ihm geschehen war. Sie strich über die Sternenseide und fragte sich unvermittelt, ob sie es noch einmal ertragen könnte, ihrem Gesang zu lauschen, wenn sie wissen würde, weshalb Birnam Rauth nie aus diesem Land zurückgekehrt war. Sie fragte sich, ob sie es dann noch fertigbringen würde, die Seide zu tragen oder auch nur zu behalten.
    Tatsächlich bezweifelte sie sogar, daß sie je erfahren würde, was mit ihm geschehen war.
    Und Verra bot ihr auch noch die anderen Sternenseiden, die sie von dem verunglückten Handelsschiff geborgen hatte. Sie schimmerten in den Händen der Arnimifrau, die auf eine Art lebten, die Reyna nicht begreifen konnte, und nichts weiter benötigten als Licht und Wind, um ihre drängenden Stimmen zu erheben.
    »Juaren ...« sagte sie und schämte sich sofort der Schwäche ihrer Stimme. Aber sie konnte die Sternenseiden nicht annehmen, konnte sie nicht berühren. Es war schon genug, daß sie die eine trug – an dem Tag, an dem sie vielleicht finden würden, was von Birnam Rauths Schiff übriggeblieben
    war.
    »Ich werde eine tragen«, sagte Juaren rasch, »und die übrigen in meinem Gepäck aufbewahren. Es sei denn, daß du einen haben möchtest, Verra.«
    »Nein. Reyna?«
    Reyna blickte auf und erkannte verblüfft, daß weder Verra noch Juaren das Zugeständnis – die Kapitulation in ihrem Gesicht sahen. Sie mußten fragen. Sie betrachtete die beiden eine Weile, dann nickte sie.
    Und mit unechtem Eifer in der Stimme sagte sie: »Ja, zeig mir, wie man das Instrument benutzt.«
     

13 Reyna
    Das Arnimigerät war ein unwillkommenes Gewicht an Reynas Handgelenk, aber sie hörte Verras Erläuterungen gewissenhaft zu und wiederholte sie für sich, als sie sich über die Bäume erhoben. Verras grüne Seide sang im Sonnenlicht, Ohre losen Enden flatterten. Juaren trug seine Sternenseide ebenso wie Reyna um die Taille gebunden und die Enden eingeschlagen. Die Bäume glitten unter ihnen dahin: hohe Stämme, die von weiten Kronen überragt wurden. Gelegentdich erspähten sie das Schimmern einer Seide in den unteren Ästen. Und manchmal sahen sie weit unten kleine, grün überwachsene Lichtungen. Einmal sah Reyna Chatni, die sich sonnten, blickte zu ihnen hinab und fragte sich, ob sie wohl hinaufsehen würden. Sie taten es nicht.
    Sie beobachtete, wie ihr Schatten gemächlich über die Baumwipfel dahinglitt; ihr zuweilen folgte, dann wieder vorauseilte, wenn sie die Richtung änderten. Nach einer Weile wuchsen die Bäume unregelmäßiger und boten wildem Gesträuch Platz, und ihr Schatten stürzte immer wieder ab.
    »Hier ...«, sagte Verra und sank tiefer. »Wir erreichen das verbrannte Gebiet. Du kannst jetzt eine praktische Übung machen, Reyna. Sieh zu, ob du uns zu dem Frachter führen kannst, ohne deine Augen dafür zu gebrauchen. Wir wollen niedrig hineinfliegen. Denk daran, was ich dir gesagt habe – drück auf das blaue Feld, damit es einen großen

Weitere Kostenlose Bücher