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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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sprachen, verwischten sich die Grenzen zwischen den einzelnen Lauten, und es gab keine deutlichen Betonungen. Zudem konnte er einige von den Zischlauten sowie das gelegentlich die Rede unterbrechende Knurren nicht glaubhaft nachahmen.
    Sie lauschten schweigend, gebannt, bis die beiden Stimmen unvermittelt verstummten. Verra erhob sich lebhaft aus ihrem Stuhl und entnahm dem unansehnlichen Kasten, der auf dem Arbeitstisch stand, rasch eine kleine Metallkapsel.
    »Das ist seine Fünfte Klasse«, sagte sie leise. »Er hat seine Fünfte Klasse gefunden.« Als sie Reynas fragenden Blick mitbekam, erklärte sie: »Eine Klassifikation ... eine nichtmenschliche Rasse, die uns in bezug auf Intelligenz, Physis und Psyche so nahesteht, daß verbale Kommunikation mit ihr möglich ist. Und ich weiß nicht, was erstaunlicher wäre: wenn wir nachweisen könnten, daß die Chatni von den von der Erde exportierten
Chatnus
abstammen – oder wenn wir beweisen könnten, daß sie es nicht tun.«
    Reyna fühlte Unmut in sich; die Begeisterung über ihre Spekulation, die in Verras Augen geschrieben stand, störte sie. »Wir haben nichts vorzuweisen, um eine dieser Theorien zu prüfen.«
    Für den Augenblick schien Verra die Schärfe in Reynas Stimme nicht zu bemerken. »Nein, natürlich nicht.« Sie wandte sich wieder dem Werktisch zu. »Er hat einige der Bänder numeriert. Andere hat er offenbar aufgenommen, ohne sie besonders einzuordnen. Sollen wir uns diese zufälligen Aufnahmen zuerst anhören? Oder würdest du es vorziehen, jetzt die gekennzeichneten Bänder ihrer Reihenfolge nach abzuhören und die übrigen für später aufzubewahren?«
    Reyna trat näher an den Tisch und betrachtete die drei großen durchsichtigen Bandcassetten ohne Begeisterung.
    »Wie lange brauchen wir, um alle anzuhören?« fragte sie.
    »Tage. «
    Sie sollten tagelang zuhören, obwohl sie ihre Suche fortsetzen mußten? Reynas Unmut wuchs bei dieser Aussicht. »Müßten wir hierbleiben, oder könnten wir sie uns woanders anhören?«
    »Hmm. Das Wiedergabegerät ist komplett tragbar. Zur Zeit erhält es seine Energie vom Schiff, aber es sollte auch mit standardisierten Energiechips funktionieren. Hast du daran gedacht, auf unser eigenes Schiff zurückzugehen?«
    »Nein ... in den Wald«, sagte Reyna. »Zu der Stelle, an der wir die letzte Nacht verbracht haben.« Dort würde sie sich ebenso zu Hause fühlen, wie anderswo. Und sie wollte hier nicht essen und schlafen. Die Liege, die Werkbank und die ganze stumme Einrichtung der Kabine ... Alles hier wartete auf Birnam Rauth. Sie waren Eindringlinge.
    »Natürlich«, sagte Verra. »Gib mir ein paar Minuten, das Gerät auszubauen und nachzusehen, ob er einen Tragkoffer dafür besaß.
    »Beschädigen wir es nicht, wenn wir es transportieren?«
    »Nur, wenn wir unvorsichtig sind. Und ich habe nicht vor, achtlos damit umzugehen.«
    Sie waren sehr behutsam. Verra, die gewandteste Fliegerin, trug den Koffer mit dem Bandgerät, als sie sich vom Boden erhoben und das Grasland hinter sich ließen. Juaren trug den Behälter mit den Cassetten, und Reyna hatte Birnam Rauths Skizzenbuch bei sich.
    Reyna ließ die gelbe Seide während des Fluges flattern, aber das helle Vergnügen ihres Liedes berührte sie nicht. Sie würden Tage mit Sitzen und Zuhören verbringen müssen – aber wie sonst konnten sie herausfinden, wo sie als nächstes suchen mußten? Mutlos streichelte sie die Sternenseide.
    Unter den Bäumen wuchsen die Schatten, als sie das Ufer des Flüßchens erreichten. Ihre Vorräte und Schlafdecken waren unberührt. Verra kramte ein tragbares Kochgerät aus ihrem Packen, aber Juaren zog es vor, Holz zu sammeln und ein Feuer zu machen. Sie kauerten sich beim Essen so dicht um das Feuer, daß ihre Schultern sich fast berührten; aber das änderte nichts daran, daß sie jeder für sich mit eigenen Gedanken beschäftigt waren.
    Schließlich sagte Verra: »Wenn du die Bänder nicht anhören möchtest, Reyna; wenn du in einer anderen Richtung Ausschau halten willst ...«
    Reyna starrte die Arnimifrau an; verblüfft, daß sie ihre Gedanken so genau erraten hatte. »Wenn ich wüßte, welche andere Richtung wir einschlagen müßten; wenn wir eine Spur hätten, der wir folgen könnten ...« sagte sie leise. Fußabdrücke, abgebrochene Zweige, zerdrückte Grashalme ...
    Aber inzwischen wären gebrochene Zweige und zertretene Gräser natürlich längst verheilt. Die Fußspuren wären nicht mehr zu erkennen. Reyna nahm das erste

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