Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide
... aber Iahn spricht nicht diese
Sprache, und er hat diese Worte niemals benutzt. Du hast den Begriff ›Rauth-Image‹ schon gehört, oder? Du hast ihn in Aden Hallen flüstern gehört. Du hast den Namen Birnam Rauth schon vernommen?«
Reyna erstarrte. »Ich habe derartiges gehört«, sagte sie. Sie pflegte auf solche Dinge nicht sonderlich zu achten. »Ich weiß, daß mein Vater als Kind in einem Sternenschiff hierher gekommen ist und daß du ein zweites Sternenschiff vernichtet hast, das gekommen war, um ihn zu entführen; und daß die Leute sagen, er sei seinem Bruder Jhaviir ähnlich genug, daß sie beide in derselben Jahreszeit hätten geboren können.« Aber es gab noch mehr, was sie gehört hatte ...
»Ja. Iahn und Jhaviir sind sich gleich, weil sie beide Rauth-Images sind.«
Widerwillig nickte Reyna. »Ich habe diesen Begriff schon gehört. Aber was er bedeutet ...«
»Ich bin sicher, daß du ebenso schon gehört hast, was er bedeutet, aber du hast dich geweigert, es zu glauben. Die meisten Menschen im Tal können es nicht leicht akzeptieren. Sie wissen zu wenig über das Universum außer Brakrath und über die Menschen, die dort leben.« Khira beugte den Kopf
und strich über das Seidentuch. »Eine Spezies der Menschen sind die Benderzic, eine Schiffsrasse. Sie bewohnen keine
Welt und haben kein eigenes Land. Ihre Heimat besteht aus einer Reihe von Schiffen, die um eine kleine gelbe Sonne in der Nähe von Pernidas Krone kreisen. Sie unterscheiden sich in mancher Hinsicht von uns; und von den Arnimis. Ich bin sicher, daß es zwischen ihnen und uns oder den Arnimis weit mehr als die deutlich erkennbaren Unterschiede gibt. Eine Abweichung besteht in der Art, wie sie sich vermehren. Sie nehmen sich keine Gefährten wie wir, und ihre Kinder sind nicht das Ergebnis einer Partnerschaft.
Statt dessen entnehmen sie einem ausgesuchten Individuum einige wenige Zellen, aus denen sie Abkömmlinge züchten. Die Zellproben werden in eine Nährsubstanz gebettet, und durch verschiedene ausgefeilte Techniken entsteht schließlich ein in genetischer Hinsicht mit seinem Elternmensch identischer Nachkomme daraus.« Khira hielt inne und studierte Reynas Gesicht. »Ich bin sicher, du findest das ebenso widerwärtig wie ich.«
Reyna schlang in heftigem Abscheu die Arme um sich. »Das tue ich.«
Es war ekelhaft und unglaublich zugleich; und sie hätte nichts davon geglaubt, wenn es ihr jemand anderes als ihre Mutter erzählt hätte.
Khira schauderte und berührte unwillkürlich ihren Unterleib. »Der Vorgang ist ähnlich dem, wie wir Stengellampen aus Ablegern züchten; jedenfalls behaupten die Arnimis das. Aber natürlich sind Menschen keine Ableger. Und sogar noch widerwärtiger ist die Methode, wie die Benderzic ihre Wirtschaft in Gang halten. Sie wählen Individuen anderer Rassen aus und entnehmen ihnen Zellproben, ohne sie um Erlaubnis zu fragen. Die Abkömmlinge – die Images – verkaufen oder verwerten sie auf andere Art.
Nun, vor mehr als einem Jahrhundert trafen die Benderzic auf einen Forscher und Wissenschaftler namens Birnam Rauth und entnahmen ihm unerlaubt Körpergewebe. Später züchteten sie Abkömmlinge daraus und trainierten und unterrichteten diese Images im Sammeln bestimmter Arten von Informationen. Sie machten Datensammel-Geräte aus ihnen – quasi menschliche Instrumente – und setzten sie auf verschiedenen Welten ab. Ihre Funktion war, die Reichtümer dieser Welten zu erforschen und die Gefahren; außerdem die Gewohnheiten und Fähigkeiten der Menschen, die schon dort lebten. Nach einer Weile holten sie die Rauth-Images wieder ab, und die Informationen, die sie gesammelt hatten, wurden an jedermann verkauft, der bereit war, dafür zu bezahlen.
Vielleicht wäre Birnam Rauth mit dem, was die Benderzic loten, nicht einverstanden gewesen, wenn er davon erfahren hätte. Aber er verschwand kurz nach seiner Begegnung mit ihnen. Er reiste immer allein. Niemand wußte, zu welcher Welt er aufbrach und ob er sie erreichte. Er tauchte noch einmal in einem kleinen Hafen auf Rignar auf – in der Nähe seiner Heimatwelt Carynon –, danach hörte man nichts mehr von ihm.
Iahn war natürlich ein Rauth-Image; ebenso wie sein Bruder Jhaviir, dein Onkel. Iahn wurde als Kind hier abgesetzt, um Informationen zu sammeln, die dann jemandem angeboten werden sollten, der Interesse an der Ausbeutung unserer Welt gehabt hätte. Als das Benderzicschiff kam, um ihn abzuholen, habe ich es verhindert.«
»Du hast das
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