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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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gebraucht, um den Winter über
auf
es aufzupassen, wenn ich in den Bergpalast gehe. Du wirst gebraucht, ihm die Sagen unseres Tales zu erzählen und darauf zu achten, daß es die Rollen lesen lernt und sich anständig benimmt. Solange es eine ältere Schwester gibt, sind das ihre Pflichten. Die meisten Schwestern halten sie für Privilegien.«
    Reyna atmete heftig ein; zu spät erkannte sie, weshalb ihre Mutter auf Entscheidung drängte, und war ärgerlich darüber. Dachte sie, sie wäre so leicht davon abzuhalten, sich ihrer Prüfung zu stellen? Dachte sie, jede Ausrede wäre ihr recht, um den Termin nicht einhalten zu müssen, den sie sich gesetzt hatte? Dachte sie wirklich, daß sie sich darauf einlassen würde?
    »Ich hätte es ebenfalls als Privileg betrachtet, wenn du mir diese Tochter fünf Jahre früher anvertraut hättest, als mein Vater noch deine Gemächer teilte.«
    Für einen Moment dachte sie, sie wäre zu weit gegangen. Khira ließ den Kopf sinken; ihr Gesicht verfinsterte sich.
    Als sie erneut das Wort ergriff, sprach sie sanft, in widerstrebendem Zugeständnis. »Ich wußte, daß du mir diese Antwort geben würdest. Ich wußte es, bevor ich überhaupt etwas gesagt habe. Ich habe mich in dir gesehen, seit du klein warst; und du hast dieselbe Antwort gegeben, die ich gegeben hätte. Selbst dein Ton ist der gleiche: ärgerlich.«
    Khira hatte sich in ihr gesehen? Reyna war es unwohl bei diesen Worten, und sie fragte sich, ob Khira vorhatte, sie damit zu verspotten.
    »Wenn es wahr ist, was du und Verra gesagt haben, dann werde ich niemals wie du sein«, sagte sie.
    Sanft schüttelte Khira den Kopf. »Vergiß, was Verras Gerät gesagt hat. Du weißt, wie ich bin. Ungeduldig. Starrköpfig. Herrschsüchtig. Und an gewissen Stellen sehr empfindlich. Du bist sehr ähnlich. So ähnlich, daß ich dachte, du würdest den Thron von mir übernehmen; sogar nach dem, was mir Verra vor sieben Jahren berichtet hat.«
    Reyna sah rasch auf, verblüfft. »Das dachtest du?«
    Ihre Mutter hatte sie ungeduldig gefunden? Starrsinnig? Herrschsüchtig? Als Kind schon? Es kam ihr nicht so vor, als wäre sie etwas davon, jedenfalls nicht in ungewöhnlichem Maße. In Wahrheit schien es ihr – als sie das Gesicht ihrer Mutter studierte –, daß sie, wenn sie diese Eigenschaften wirklich in ihr gesehen hatte, es einfach unter dem Wunsch getan hatte, sich selbst in einem ihrer Kinder zu spiegeln. Und Reyna war die einzige gewesen, die dieses Spiegeln aushalten konnte, ohne zu beben.
    Ja, als Tanse ging, wußte ich, daß sie nicht zurückkehren würde. Lange Jahre glaubte ich, Aberra würde nicht den Mut finden, zu gehen. Als sie es doch tat, wußte ich, sie würde nicht wiederkommen. Ich wußte es so gut, wie du es wußtest. Aber du ...«
    »Du dachtest, daß ich gehen würde – und zurückkommen?« Wenigstens soviel wollte Reyna gerne glauben, daß ihre Mutter eine gewisse Kraft in ihr bemerkt hatte. Denn falls ihre Mutter sie bemerkt haben sollte, ungeachtet dessen, was die Instrumente der Arnimis behaupteten ...
    »Ich spürte, daß du wiederkommen würdest. Aber ich habe von den Arnimis gelernt, daß meine Gefühle irren können. Daß sie sogar häufig irren.«
    »Vielleicht tun sie es in diesem Fall nicht«, sagte Reyna bedächtig. Wenn ihre Mutter glaubte, daß sie zum Berg gehen und als Barohna zurückkehren könnte, ungeachtet dessen, was Verra behauptete ...
    »Wenn ich gehe ...«
    Der Blick ihrer Mutter wurde verschlossen. Sie wandte sich abrupt um und starrte die schrundige Steinwand an. »Du wirst nicht gehen, das habe ich dir schon gesagt.«
    Reyna schnappte erschrocken nach Luft; ihr Zorn kehrte zurück. »Und ich habe dir bereits mitgeteilt, daß ich gehen werde, an dem Tag, für den ich es mir vorgenommen habe!«
    Aber die Worte klangen nicht ganz so überzeugt wie beim erstenmal. Ein gewisses Zögern war in ihnen. Denn wenn die Arnimis nun recht hätten, und ihre Mutter unrecht ...
    »Du wirst nicht gehen«, widerholte Khira. Sie wandte sich um; plötzlich waren ihre Augen so hart, wie Reyna sie noch nie gesehen hatte. »Weil dein Vater nie ins Terlath-Tal zurückkäme, wenn du es tätest. Und ich habe dir ja gesagt, was ich bin: hartnäckig und herrschsüchtig – und an gewissen Stellen empfindlich. Dein Vater ist eine der Stellen, wo ich empfindlich bin. Ich möchte meine restliche Regierungszeit nicht ohne ihn verbringen.«
    Reyna wich unwillkürlich vor dem verwirrenden Glanz den Augen ihrer Mutter zurück.

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