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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Ihr Vater würde nicht zu rückkommen? Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen »Was ... was hat mein Vater damit zu tun, ob ich mich meiner Prüfung stelle oder nicht?«
    Er hatte niemals mit ihr darüber gesprochen. Nicht ein einziges Mal, und sie hatte ihrem Vater viel näher gestanden als ihrer Mutter. Tatsächlich, so erinnerte sie sich, hatte er sich die wenigen Male, da sie versuchte, mit ihm über die Prüfung zu reden, abgewandt und – viel zu rasch – über andere Dinge zu sprechen begonnen.
    »Möchtest du, daß er für immer in der Wüste bleibt?« »Nein!« Diese Antwort verlangte wenigstens keine Überlegung. »Aber warum sollte er es tun? Weshalb ...«
    »Er hat mir bereits mitgeteilt, daß er nie wieder ins Terlath-Tal zurückkehren würde, wenn ich zuließe, daß du die Herausforderung annimmst; wenn du stürbest. Selbst wenn du bleibst, kann es sein, daß er nicht wiederkommt; denn ich habe Aberra nicht abgehalten. Ich habe es ihr nicht gesagt. Ich habe zu lange gewartet, und sie ist gegangen.«
    Deswegen machte sich ihre Mutter Vorwürfe?
    »Palasttöchter sind immer gegangen«, protestierte Reyna.
    Palasttöchter wurden in dieser Erwartung geboren; seit dem Tag, da Niabi als erste Feuer aus dem Stein gewonnen hatte.
    Khira schüttelte den Kopf. »Du und ich, wir verstehen das. Wir sind Brakrathis. Dein Vater ist es nicht. Er akzeptierte meine Entscheidung, dir das Ergebnis der ersten Untersuchung durch die Arnimis vorzuenthalten. Er respektierte auch meinen Entschluß, Tanse gehen zu lassen.
    Aber ihr Tod hat uns einander entfremdet. Anfangs war es vielleicht nur Kummer ... sein Kummer. Eine Barohna lernt, nur eine lockere Beziehung zu ihren Töchtern zu haben und sie von sich fernzuhalten, egal, wie sehr sie sich um sie sorgt. Das Leben im Tal kann nicht jedesmal unterbrochen werden, wenn eine Palasttochter geht, um ihrem Tier zu begegnen.
    Dein Vater hat nie gelernt, diese Distanz herzustellen. Schließlich, im letzten Jahr, kam er zu mir und teilte mir mit, daß er nicht bleiben könnte, wenn ich Aberra nicht anwiese, jeden Gedanken an die Prüfung fallen zu lassen, und wenn dich nicht im selben Sinne belehrte. Als ich mich weiger ging er in die Wüste. Es war nicht seine Aufgabe mit Aberra oder dir zu reden. Er konnte die Tradition nicht außer sich lassen. Du hättest es gekonnt, Aberra oder ich ebenfalls; aber niemals er. Alles, was er tun konnte, war zu gehen.«
    Das war es, worüber sie spät in der Nacht gestritten hatten. Das war es, weshalb sie am Eßtisch geschwiegen hatten. Weil ihr Vater nicht wünschte, daß seine Töchter der Tradition geopfert würden. Und weil es nicht seine Aufgabe gewesen war, Einspruch zu erheben, hatte er das einzige getan, was er tun konnte. Er war gegangen.
    Reyna dachte angestrengt nach. Konnte sie jetzt noch gehen, da sie wußte, daß ihr Vater in diesem Fall nicht zurückkehren würde? Da sie wußte, daß ihre Mutter dann dazu verurteilt sein würde, allein zu leben oder eine ganze Reihe von Gefährten zu nehmen? Verzweifelt blickte Reyna auf und Nah, daß die Härte aus den Augen ihrer Mutter verschwunden war. Sie waren verschattet.
    ..Der Rat ... weiß der Rat von diesen Untersuchungen der Arnimis?« fragte sie.
    »Ja. Die Mitglieder haben beschlossen, zumindest vorläufig zu niemandem etwas darüber verlauten zu lassen.«
    »Sie wissen es und unternehmen nichts?« fragte Reyna ungläubig.
    Khira zuckte die Schultern. »Die Angelegenheit ist nicht so einfach, wie sie scheint, glaube ich, obwohl sie für mich einfach genug aussieht. Der Rat befindet, daß es nicht damit getan wäre zu bestimmen, welcher Tochter erlaubt wird, sich ihrer Prüfung zu unterziehen, und welcher nicht. Der Rat verlangt Zeit, um die gesamte Struktur unserer Gesellschaft berücksichtigen zu können. Zeit, zu entscheiden, wieviele Veränderungen vertragen werden, ohne daß diese Struktur zerbricht – und jedermann zugrunde geht, der davon abhängt.«
    Reyna schauderte bei diesen Aussichten. Es betraf ihre eigenen Töchter – der Rat hatte beschlossen, es ihnen nicht zu sagen. Er hatte beschlossen, sie sterben zu lassen, wie sie es immer getan hatten, sich auf die brutalste Art selektieren zu lassen, wenn dieselbe Sache auch um so vieles schmerzloser
    vollzogen werden konnte, weniger aufwendig, mit einem kleinen Gerät.
    Aber was würden die Instrumente der Arnimis jenen lassen, die von der Prüfung ausgeschlossen waren? Leben aber unter welchen Bedingungen? Wie viele

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