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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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sie hatte die Seide berührt; hatte der Bitte gelauscht. Sie hatte gewünscht, sie zu befolgen.
    Sie wünschte es noch immer, ganz gleich, wie gering die Wahrscheinlichkeit war.
    Und weshalb, fragte sie sich plötzlich, hatte ihre Mutter ihr diese Dinge überhaupt erzählt? Warum hatte sie die Seide hervorgeholt und singen lassen? Reyna atmete nachdenklich aus und fragte sich, ob die Antwort, die ihr eingefallen war, möglicherweise die richtige sein könnte.
    Zögernd tastete sie sich vor. »Wenn nun jemand ... wenn eine Person beschlösse, sich aufzumachen, um zu erfahren, was geschah ... wie könnte sie dorthin gelangen? Und diese Welt ... wie ist sie? Kennst du sie?«
    Sicherlich lag sie falsch. Sicherlich war ihre Mutter nicht darauf aus gewesen, daß sie gehen würde.
    Aber Khira wies ihre Anfrage nicht zurück. Statt dessen antwortete sie mit sorgfältiger Bedachtsamkeit, als suche sie nach einem gangbaren Weg durch schwierige Verhandlungen; als zöge sie tatsächlich in Erwägung, was Reyna eben angedeutet hatte.
    »Danior hat sie natürlich gesehen. Er erzählte mir, daß es gefährliche Tiere dort gibt; Bestien; so beeindruckend, wie sie sonst nur in den Sümpfen von Terlath zu finden sind.«
    Also stimmte es. Ihre Mutter hatte die Seide zum Vorschein gebracht und sie singen lassen; und sie hatte die Geschichte von Birnam Rauth erzählt; alles nur aus einem einzigen Grund: Sie wollte Reyna eine Alternative zu ihrem Entschluß anbieten, auf den Berg zu gehen. Sie wollte ihr eine Wahl freistellen, die nie zuvor einer Palasttochter geboten worden war.
    »Also könnte ich dort meine Prüfung ablegen«, sagte sie langsam, und konnte es kaum glauben, daß sie diese Worte aussprach.
    Würde sie so weit gehen? Würde sie das Wagnis unternehmen, nach einem Mann zu suchen, der vermutlich längst tot war? Nur, weil sie seine Stimme vernommen hatte? Und weil ihre Mutter nicht wollte, daß sie in den Berg ging?
    Sie hatte bereits gelobt, auf den Terlath zu gehen; und ohne Zweck. Wenn sie nicht versteinern konnte, würde sie auf dem Berg nichts gewinnen; selbst, wenn sie ihr Tier erlegte.
    Aber wenn sie dorthin ginge, wo Birnam Rauth gefangen saß, würde sogar ihr Versagen von einer gewissen Bedeutung sein. Und wenn sie erfolgreich wäre, wenn sie ihn fände oder erführe, was mit ihm geschehen war, wenn sie die Nachricht darüber ihrem Vater überbringen konnte ...
    »Wie kann man dorthin reisen?« fragte sie.
    Hätte ihre Mutter die Reise vorgeschlagen, wenn es keine Möglichkeit gäbe, sie zu unternehmen? Würde sie die Fahrt wirklich wagen, wenn sie machbar wäre? Die Vorstellung war ungeheuerlich. Aber sie hatte sich eine Alternative gewünscht. Sie hatte nach einer Möglichkeit gesucht, sich zu prüfen, zu dienen und nicht nutzlos zu sterben.
    Sie hatte vorgehabt, auf den Berg zu gehen, obwohl sie wußte, daß sie nicht zurückkommen würde.
    Khira sah kurz aus dem Fenster und zerknüllte ihr Gewand in den Händen. »Wenn du vorhast zu gehen«, sagte sie
    schließlich, »werden dir die Arnimis ein kleines Schiff zur Verfügung stellen und dir zeigen, wie man es bedient. Oder sie geben dir einen Piloten mit.«
    »Du hast schon mit ihnen gesprochen?« Hatte sie es seit langem geplant?
    »Nur mit Verra, und sie besitzt keine Autorität. Aber sie werden tun, worum ich sie bitte. Es ist wenig genug nach all den Jahren, während derer ich ihnen erlaubt habe, sich in meinem Palast einzuquartieren. «
    Reyna studierte sie mit einem Gefühl der Unwirklichkeit. Ihre Mutter hatte ihr verboten, auf den Terlath zu gehen, aber eine derart gewaltige Reise würde sie ihr erlauben? Und sie würde die Arnimis bitten, ihr ein Schiff zu überlassen und ihr den Umgang damit beizubringen?
    Sie würde das alles tun. Die Spannung, mit der sie Reynas Antwort erwartete, verriet es deutlich.
    Reyna berührte die Lippen mit ihrer trockenen Zunge und erkannte endlich, weshalb Khiras Stimmung in den letzten Tagen so düster gewesen war. Nicht, weil sie einen Fremden in ihre Gemächer aufgenommen hatte. Nicht, weil sie von ihm eine Tochter empfangen hatte. Sie hatte schließlich einen
    Jäger erwählt. Sobald die warme Jahreszeit vorüber wäre, brauchte sie Juaren nie wiederzusehen. Und ihr Verhältnis mit ihm war notwendig gewesen.
    Nein, ihre Stimmung rührte von Reynas Aktivitäten her.
    Jeden Tag hatte sie beobachtet, wie sie trainierte, und gewußt, daß es umsonst sein würde. Wie hatte sie sich selbst charakterisiert? Ungeduldig,

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