Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
Vom Netzwerk:
ebensogut von feindlichen Schiffen gefunden werden konnten wie von denen ihrer eigenen Gesellschaft.«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern«, sagte sie zögernd. Aber sie hatte nicht alle Rollen gelesen. Sie kannte nicht alle Überlieferungen.
    »Es ist wahr. Komas hat es mir erzählt, so, wie es ihm sein Meister erzählt hat. Und es gab noch eine weitere Erwägung. Die Erstzeiter hatten erfahren, daß es andere Rassen gab, die zwischen den Sternen reisten; nicht einmal menschliche. Wenn sie von einem derer Schiffe gefunden worden wären ...«
    Reyna erinnerte sich an die dunklen Schatten, die sich in dem Dampf bewegt hatten, und schauderte. »Die Wächter mußten also auch darauf achten.«
    »Ja, obwohl sie nicht einmal in der Lage gewesen wären, sich zu verteidigen. Manchmal, in den Bergen, muß ich daran denken: ein paar tausend Leute, gestrandet, kaum fähig, für sich selbst zu sorgen ... und der Himmel.«
    Reyna schauderte. Der Himmel, aus dem alles kommen konnte. Sie schloß die Augen und sah ihre Sonne, wie sie sie in der vorigen Nacht gesehen hatte; wie schwach sie unter Tausenden ihrer helleren Schwestern war. Die Leute vom Terlath-Tal hatten nie gesehen, was sie sah, und nie gefühlt, wie sie fühlte. Sie hatten niemals vermutet, wie düster ihre Welt war. Aber die Erstzeiter hatten es gewußt, und sie mußten erkannt haben, daß ihre eigene Stärke ebenso illusorisch war wie die ihrer Sonne.
    »Manchmal, wenn ich in die Berge gehe, stelle ich mir gerne vor, ich stünde dort Wache für eine der früheren Siedlungen und nähme nur ein paar Felle für mich selbst und um etwas für meinen Unterhalt bieten zu können, wenn ich die Täler besuchte. Unser Gelöbnis stammt aus jener Zeit. Komas war der letzte Jäger, der es in der alten Sprache aufsagen konnte ... mit Ausnahme meiner selbst.« Andächtig zitierte Juaren eine rhythmische Wortfolge.
    Er sprach sie so sanft aus, daß Reyna die Verlorenheit in ihnen vernehmen konnte – und die Liebe. Sie preßte die Hände gegen die Schläfen, momentan verwirrt durch – die Liebe. Die Menschen in den Tälern hatten ihn mit ihren abergläubischen Andeutungen zum Ausgestoßenen gemacht. Wieso hatte er für sie noch Zuneigung übrig?
    Weshalb aber sollte sie sich sorgen, was aus den Leuten im Terlath-Tal wurde? Ihre Schwestern waren gestorben und hatten nichts als einen winzigen Anteil an den Legenden des Tales hinterlassen. Wenn sie gestorben wäre, hätte für sie das gleiche gegolten. Ihre Augenlider zitterten, und sie schloß sie krampfhaft gegen die unwillkommenen Tränen.
    »Was ... was heißt es in die moderne Sprache übertragen?« fragte sie.
    »Nur, daß ich in jedem Sturm verharren und Wache halten werde. Daß ich, wenn ich eine Gefahr entdecke, mich ihr nähern und sie ergründen werde. Und daß ich dann die Menschen warnen werde, damit sie sich vorbereiten können.«
    Wieder öffnete er die Hände und starrte mit gerunzelter Stirn auf die halbmondförmigen Wunden in den Handflächen. »Und das ist es, weshalb ich gekommen bin.«
    Sie sah ihn verwirrt an. Er schien zu glauben, daß er alles erklärt hätte, und wirklich hatte er vieles klarer gemacht. Aber der wichtigste Punkt war ihr entgangen.
    »Du bist gekommen, weil ...«
    »Die Schiffe waren aufgetaucht. Erst brachten sie die Arnimis. Dann brachten sie die Benderzic. Endlich brachten sie die Sternenseide. Komas hat sie alle gesehen, und ich auch. Wir sahen die arnimischen Luftboote über das Land fliegen. Wir inspizierten die Gegend, wo Khira das Schiff der Benderzic gesteinigt hat. Wir erfuhren, wo dein Onkel das Händlerschiff gefunden hatte, und gingen dorthin.
    Anfangs, nachdem wir alle diese Schiffe gesehen hatten, dachte Komas, wir hätten den zweiten Punkt des Gelöbnisses erfüllt. Wir glaubten, die Gefahr analysiert zu haben. Aber als wir das letzte gesehen hatten – das Handelsschiff –, erkannten wir, daß es nicht die Schiffe waren, von denen Gefahr drohte. Es waren vielmehr diejenigen, die sie geschickt hatten. Diese Leute mußten wir ergründen.«
    Reyna, sie seinen Ausführungen sorgfältig gefolgt war, legte die Stirn in Falten. Er hatte gelobt, nach Schiffen Ausschau zu halten und sie zu erforschen, falls sie kämen. Aber als er die Schiffe gesehen und untersucht hatte, erkannte er, daß sie nicht mehr als Schalen waren. Die Gefahr ging von den Leuten aus, die sie geflogen hatten.
    »Die Arnimis. Die Benderzic. Und diejenigen – wer immer es gewesen sein mag –, die das

Weitere Kostenlose Bücher