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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Handelsschiff schickten«, sagte sie langsam. »Sie mußt du ergründen.«
    Die Arnimis hatte er studiert, als er stundenlang auf der Plazamauer gesessen hatte.
    »Ja, aber nicht allein sie. Wir haben noch mehr darüber nachgedacht und herausgefunden, daß wir das Klima außerhalb Brakraths einschätzen mußten. Wir müssen lernen, unsere Stärke gegenüber der anderer Leute einzuschätzen. Wir müssen unsere Schwächen erkennen. Wir müssen lernen ...« Er seufzte. »Wir müssen die Gefahr erkennen. Und dann müssen wir die Menschen wachrütteln.«
    Er sprach die Sätze aus, als hätte er sie sich schon Hunderte von Malen selbst vorgesagt und versucht, ihre volle Tragweite zu erkennen.
Die Menschen wachrütteln.
Etwas in seiner Stimme ließ sie frösteln.
    »Wie meinst du das: die Menschen wachrütteln?« fragte sie.
    »Sie schlafen«, sagte er. »Sie haben an nichts Interesse, was nicht Brakrath betrifft. Sie sehen die Luftwagen der Arnimis, aber sie wundern sich nicht darüber. Sie wissen, was deine Mutter mit dem Benderzic-Schiff gemacht hat, aber sie machen nicht mehr daraus als eine Erzählung. Sie haben die Sternenseide sprechen gehört, als dein Bruder sie trug, aber sie fragen sich nicht, wieso sie reden kann. Sie tun die Fragen einfach mit einem Achselzucken ab und erfinden neue Geschichten. Sie fühlen keinen Antrieb, nach irgend etwas zu schauen, das außerhalb ihres Tales ist.«
    »Alles, was sie brauchen, ist dort«, protestierte Reyna. Noch am Abend zuvor hatte sie sich gefragt, ob es wirklich so war.
    »Aber was ist, wenn jemand anderes – eine andere Rasse -- haben will, was wir haben? Die Benderzic ...«
    Reyna lehnte sich zurück und runzelte die Stirn.
Die feindlichen Rassen, die uns alle berauben wollen,
hatte Verra gesagt. Es mußte viele solcher Rassen geben, wenn die Benderzic gekommen waren, um Informationen über Brakrath zu sammeln, die sie an die Meistbietenden versteigern wollten, und wenn die Arnimis und die übrigen Co-Signatoren es für nötig hielten, sich zum Zweck des gegenseitigen Schutzes zu verbünden.
    Brakrath hatte keinen derartigen Schutz außer der Kraft der Barohnas. Und worin, so fragte sie sich unbehaglich, bestand diese Kraft? Dreihundert Frauen, weitverstreut in den Tälern, die lediglich mittels Paarungssteinen und Boten miteinander kommunizierten. Die Paarungssteine wurden in zwei aufeinander abgestimmte Stücke gebrochen, so daß sich die beiden Frauen, die sie trugen, durch sie verständigen konnten. Aber wenn eine Barohna mit einer anderen kommunizieren wollte, mußte sie einen Boten schicken, der zu Fuß ging.
    War das ausreichend? Und wie würde sich die von der Sonne hergeleitete Kraft der Barohnas gegen die technische Stärke anderer Rassen ausnehmen? Reyna ergriff die Sternenseide, knüllte sie zwischen den Fingern zusammen und gestand sich ein, daß sie es nicht wußte. Sie hatte keine Ahnung von der Stärke anderer Rassen. Sie wußte nur, daß es viele von ihnen gab und daß sie sehr artenreich waren. Sie vermochte nicht einmal annäherungsweise die Anzahl der verschiedenen Arten von Menschen abschätzen, die sie bisher an Bord der
Narsid
gesehen hatte. Sie hatte weder daran gedacht, Verra zu fragen, ob das Schiff auch Nichtmenschliche beherbergte, noch hatte sie daran gedacht, sie zu fragen, wie viele Rassen von Nicht-Menschen es gab, wie weit sie verbreitet waren und wie ähnlich sie ihnen an Gewohnheiten und Temperament waren.
    Juaren hatte recht. Die Menschen auf Brakrath schliefen. Und sie hatte ebenfalls geschlafen. Die Arnimis waren schon auf Brakrath einquartiert gewesen, bevor sie geboren wurde. Und sie hatte nicht versucht, von ihnen die Dinge zu lernen, die sie über das Universum jenseits von Brakrath wußten. Sie empfand zuviel Verachtung für sie, um es zu tun.
    Und worauf gründete sich ihre Verachtung? Etwa auf der Tatsache, daß die Arnimis Instrumente benutzten, die sie nicht verstand, um Dinge zu messen, die sie für unwichtig hielt? Oder einfach auf dem Umstand, daß sie fremd waren, unattraktiv und zurückhaltend – und daß man ihnen keinen Platz in den Legenden des Terlath-Tals einräumte?
    Sie hatte noch mehr Fragen, die ebenso unangenehm waren. Wie, zum Beispiel, konnte man die Menschen aufrütteln, wenn sie nicht wach werden wollten? Wenn der Rat der Versteinerung nicht wünschte, daß sie wach würden? Ihre Mutter hatte gegen den Wunsch des Rates gehandelt, als sie ihr sagte, daß sie ihre Prüfung nicht ablegen durfte. Würde

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