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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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aufmerksamer gewesen zu sein, als Verra sie beide in die Funktionsweise der Datenkonsole eingewiesen und ihnen gezeigt hatte, wie man den Translator benutzte, um die fein sortierten Daten in ihrer eigenen Sprache zugänglich zu machen.
    »Fünf oder sechs Stunden, nehme ich an. In zwei Stunden wird es dunkel. Bist du müde?«
    »Ein wenig«, gestand Reyna ein.
    »Schlaf, wenn du möchtest; ich werde wachen. Dann kann ich ein Nickerchen machen, wenn du später wachst.«
    Reyna zögerte; sie wollte sich nicht bevorzugt behandeln lassen. »Wenn du zuerst schlafen möchtest ...«
    »Nein, ich möchte gerne noch für eine Weile ruhig sitzen bleiben und meinen Gedanken nachhängen.« Verra drehte an den Kontrollknöpfen des Antischwerkraftgerätes, und es ließ ihre schwebenden Besitztümer sanft zu Boden gleiten.
    Reyna kramte das Bettzeug hervor und breitete es im Gras aus. Sie hatte auch noch einiges, um darüber nachzudenken. Sie schloß die Augen und versuchte, die einzelnen Motive ihrer aktuellen Stimmung zu ergründen: Zweifel, Unsicherheit und Mißtrauen, sich selbst und ihrer Urteilskraft gegenüber. Was, wenn sie Juaren und Verra umsonst hierher mitgenommen hätte? Wenn sie keine Spur von Birnam Rauth finden würden? Wenn sie nicht herausfinden würde, was mit ihm geschehen war oder wieso seine Stimme von der Sternenseide sprechen konnte? Sie drehte sich um, legte ihr Gesicht auf das warme Gras und versuchte, in ihrem Inneren die Überzeugung zu finden, daß er hier gewesen war; daß er möglicherweise sogar noch lebte. Als sie in Schlaf fiel, war es ihr, als höre sie erneut den Gesang; voll Verlassenheit und Fragen.
    Endlich schlief sie. Als sie erwachte, war es dunkel, und sie wußte sogleich, daß sie allein war. Sie setzte sich auf und atmete flach; lauschte in die sie umgebende Dunkelheit, ohne jedoch mehr als ihren eigenen Herzschlag zu vernehmen. »Verra?«
    Keine Antwort. Bebend kam sie auf die Füße; ihr Herz raste jetzt. »Verra?«
    Der wolkenlose Himmel stand voller schimmernder Sterne; aber ihr Licht reichte nicht aus, die Schatten auf der Ebene zu bannen. Unwillkürlich streichelte Reyna die Sternenseide und band eines ihrer Enden los. Das Gewebe murmelte, als der leichte Wind darüberstrich.
    »Verra?« rief sie wieder, diesmal lauter.
    »Reyna – hier bin ich.« Die Erwiderung klang schwach, und Vorsicht schien darin mitzuschwingen.
    Erleichtert machte sich Reyna in die Richtung auf, aus der sie die Worte gehört hatte. Verra hockte in der Nähe eines Gesträuchs und beugte sich über einen dunklen Schatten, der ausgestreckt im Gras lag.
    Reyna blieb neben ihr stehen und fragte: »Was ... was ist das?«
    Während sie auf die liegende Gestalt sah, begann diese Form anzunehmen: ein langgestreckter Körper, vier Glieder, ein weit in den Nacken zurückgelegter Kopf, die Augen – sie konnte ihre Farbe nicht bestimmen – starr und der Blick gebrochen. Zögernd kniete Reyna sich hin und berührte den dunklen Pelz. Das Fleisch darunter fing eben an, kalt und steif zu werden.
    »Ich weiß nicht, was es ist«, sagte Verra. »Aber offenbar hat sie kürzlich geboren. Sie ist ein Säugetier; die Zitzen sind prall gefüllt. Ich hatte ein Geräusch gehört ...« Verra nahm behutsam eines der schlaffen Glieder auf und streckte die Pfote.
    Aber es war eher eine Hand als eine Pfote, erkannte Reyna. Sie hatte lange Finger, schwarze Krallen und einen seltsam beschaffenen Daumen. Reyna ging näher mit den Augen daran und sah, daß der Arm nur spärlich behaart war, stellenweise sogar nackt. Und dort waren Quaddeln, die sie schon kannte, aber größer als die auf ihrer Schulter und viel schlimmer entzündet, einige davon waren richtige Geschwüre. Vorsichtig preßte sie das Fleisch am Arm. Er wies keine Fettschicht auf. Der Muskel war fast völlig verschwunden. Sie blickte in das im Schatten liegende Gesicht.
    »Ist sie ... könnte sie menschlich sein?« fragte sie.
    An Bord der
Narsid
waren mit Fell bewachsene Menschen gewesen; Menschen, die sie nicht als solche erkannt haben würde, wenn sie ihnen auf einem Bergpfad begegnet wäre statt auf einem Schiffskorridor.
    Verra schüttelte den Kopf. »Nein. Sie gehört nicht zu unserer Art. Sie hat weit mehr Ähnlichkeit mit
Chatnus Major.«
    »Womit?« fragte Reyna erstaunt und hoffte, daß Verra es ihr erklären würde.
    »Nur eine Klassifizierung. Ich bezweifle, daß es in diesem Falle etwas zu bedeuten hat, bis diese Spezies beschrieben wurde. Zur Zeit des Erdexodus

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