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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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glaube schon.«
    Eine halbe Minute mühte sich der Zähler mit dem Schloss. Die drei langen Finger an den Pfoten waren zwar recht beweglich, es fehlte ihnen jedoch an einem Gegenspieler. Schließlich öffnete er das Fach mit beiden Pfoten und holte eine Laserdisc heraus.
    »Sieh zu … Karel«, brummte ich. Der Wortschatz des Zählers ließ nichts zu wünschen übrig, er verstand mich auf Anhieb.
    Die nächsten Minuten starrte ich in das kalte Leuchten des Kosmos, während der Reptiloid am Pult hantierte, jedes Mal leise zischend, wenn sich die für Menschen gedachten Tasten seinen Anstrengungen widersetzten.
    »Kann ich mich direkt an das System anschließen?«, fragte der Zähler nach einem besonders wilden Kampf mit der CD-ROM. Ich antwortete nicht, weil mir die nächste Drehung des Schiffs ein wirklich schönes Bild bescherte.
    »Karel!«, rief ich ihn leise.
    Der Reptiloid schwebte langsam zu mir rüber.
    »Guck mal!«
    Der Saturn sah aus wie auf einer Abbildung in einem Kinderbuch. Der Ring war uns im spitzen Winkel mit der flachen Seite zugekehrt, das Sonnenlicht ließ ihn reliefhaft und besonders schön hervortreten. Von der gelbbraunen Kugel des Planeten, der irgendwie flach und nicht sonderlich beeindruckend wirkte, hob sich der Ring geradezu körperhaft und massiv ab … ein Steinfluss, der durch den Kosmos sprudelte.
    »Ist das nicht schön?«, hauchte ich, selbst über meine Frage erstaunt. Was für einen Schönheitsbegriff hatte diese fremde Rasse schon?
    »Ja.« Der Zähler atmete schwer und schnell. »Das ist … wie unser Zuhause.«
    »Wie dein Planet?«
    »Ja …«
    Oha! In unserem Nachschlagewerk fehlten jegliche Angaben über den Heimatplarteten der Zähler. Jetzt konnte ich da getrost eintragen: Von einem Ring umgeben …
    »Ist das der Saturn?«, erkundigte sich der Zähler. »War der Jump erfolgreich?«
    »Das ist der Saturn. Aber das gibt uns keinen Anlass zur Freude.«
    Der Reptiloid starrte mich an.
    »Karel, mein Schiff arbeitet mit Flüssigkeitsraketentriebwerken. Du weißt doch, was das ist?«
    »Tinnef«, urteilte der Zähler erbarmungslos.
    »Richtig. Und um zur Erde zurückzugelangen, dürfte das Schiff nicht weiter als fünfhunderttausend Kilometer von ihr entfernt sein, es müsste sich irgendwo in der Ekliptik befinden und sich mit höchstens vierzig Kilometer pro Sekunde relativ zur Umlaufgeschwindigkeit des Planeten bewegen.«
    »Tinnef …«, wiederholte der Zähler. »Habt ihr viele Todesfälle zu beklagen?«
    Ich antwortete nichts, sondern genoss den Anblick des Saturns, der langsam aus meinem Blickfeld entschwand. Am Rand des Fensters loderte ein blendender Lichtreflex auf: Jetzt strahlte uns die Sonne in die Augen.
    »Du brauchst Hilfe, Mensch«, befand der Zähler. »Du brauchst dringend Hilfe …«
    »Versuchen wir es mit einem erneuten Jump.«
    Der Zähler verkrampfte sich. »Gibt es hier denn keine menschlichen Siedlungen?«, fragte er.
    »Auf dem Saturn? Witzbold. Auf Io … das ist einer der Monde des Planeten … will man eine Forschungsstation einrichten. Vielleicht gelingt das ja, in zwei Jahren oder so.«
    »So viel Zeit haben wir nicht.« Der Zähler drehte den Kopf vom Fenster weg.
    Ich sparte es mir, ihn daran zu erinnern, dass wir im Schiff nicht mal genug Sauerstoff für eine Woche hatten. Stattdessen half ich ihm, zum Pult zu kommen, und legte die nächste Disc ein.
    »Mach dich an die Arbeit. Ich hab derweil was zu erledigen.«
    Ich überließ den Reptiloiden sich selbst und schwebte zu dem kleinen Schrank mit den Sanitärutensilien. Mit dem Rücken zum Zähler langte ich nach dem Flexschlauch und knöpfte meine Hose auf.
    »Musst du Ausscheidungsprodukte ableiten?«
    Herr im Himmel!
    Selbstverständlich verkniff ich mir jede Erwiderung. Ich stellte den Saugapparat an und versuchte, den neugierigen Blick des Reptiloiden, der sich mir in den Rücken bohrte, zu ignorieren. Ich hasste diese kleinen Alltagsprobleme. Aber was willst du machen, ohne künstliche Gravitation?
    »In Zukunft spar dir bitte jeden Kommentar zu meinen Bedürfnissen, ja?«
    »Entschuldige«, meinte der Zähler. »Ich habe mich mit Xenobiologie befasst, und das ist ein höchst interessanter Aspekt …«
    »Denk lieber an die nächsten beiden Jumps.«
    »Wenn du es mir erlauben würdest, zusammen mit dem Rechner zu arbeiten …«
    »Ja?«
    »Dann würde ich das Schiff mit maximaler Präzision zur Erde bringen.«
    Dergleichen hatte es noch nie gegeben. Das war derart irrsinnig, dass unsere

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