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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel
Autoren: Sergej Lukianenko
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ablehnen könnt.«
    Ich winkte ab. Sollten sie ihr Angebot machen. Schließlich würde nicht ich darüber entscheiden müssen. Eine halbe Stunde nach der Landung würden diverse Präsidenten, die Experten für Außerirdische und die Generäle der Weltraumsicherheit Kopfschmerzen bekommen …
    Ich schaltete den Hauptsender ein und sandte ein Signal. Es verstrichen zehn Sekunden, bevor mir geantwortet wurde – und zwar auf Russisch, mit leichtem englischen Akzent. Offenbar hatten sie meinen Code bereits entschlüsselt und wussten, wer am anderen Ende saß.
    »Hier Orbitalkontrolle, wir sehen Sie.«
    »Hier Transaero, Flug 36-18. Ich komme von Hyxi zurück, vom Sirius.«
    Eine Pause.
    »Eine gute Flugbahn. Wie ist der Flug?«
    »Hervorragend.« Ich wartete geduldig. Das Schiff musste bereits auf den Radarschirmen aufgetaucht sein – und vielleicht nicht nur da, wer wusste denn schon, welches der Märchen über die Weltraumsicherheit der Wahrheit entsprach und welches eine Lüge darstellte. Natürlich war der Gedanke, ein Dutzend ihrer Satelliten und ein paar Orbitalstationen könnten einem außerirdischen Raumschiff Widerstand leisten, lächerlich. Trotzdem bezahlten alle ohne zu murren die Steuern für den Geheimdienst des Kosmos. Angeblich leisteten sogar die russischen Oligarchen, die sonst jeder Steuerzahlung entkamen, anonyme Spenden.
    Wir haben den Himmel immer gefürchtet. Sie liegt uns Menschen im Blut, diese Angst vor der unendlichen Weite, durch welche die Erde treibt. Die Menschen sind bereit, irgendeinen Scheiß zu fressen und sich in hundsmi serablen Krankenhäusern behandeln zu lassen, solange sie nur wissen, dass über ihnen, in diesem unendlichen Himmel, ein paar Eisenkörner mit Röntgenlasern kreisen …
    »Es ist alles in Ordnung, Transaero. Wir übergeben dich an die Russen.«
    »Transaero an Wesi, bis bald.«
    Der diensthabende Offizier schaffte es entweder nicht mehr zu antworten oder hielt das für überflüssig. An seiner Stelle meldete sich jetzt eine andere Stimme: »Willkommen zu Hause, Transaero! Das Kontrollzentrum ist auf Empfang.«
    »Hallo, Erde!«, erwiderte ich, während ich auf die weißlich-blaue Ebene über mir schaute. Ich flog gerade über Afrika hinweg, die Verbindung musste also über ein russisches Schiff vom Weltraumnachrichtenverkehr oder über eine Relaisstelle der USA realisiert werden. Wir arbeiteten jetzt ja sehr eng mit ihnen zusammen … anders ging es nicht.
    »Du kommst gut runter«, lobte mich der unsichtbare Operator. »Ich bin Maxim, und ich bringe dich bis zum Kosmodrom. Du wirst in Swobodny landen.«
    »Warum nicht in Baikonur?« Ich linste auf den Navigationsschirm, auf dem sich ein Globus drehte, der mit einem Netz überzogen war, welches meine Umlaufbahn symbolisierte. Die Flugbahn schien eine Landung in Baikonur durchaus zuzulassen …
    »Baikonur ist besetzt. Beide Landestreifen. Wenn du unbedingt willst, bringen wir dich auf dem Reservestreifen von Saratow runter. Aber wozu die Mühe?«
    »Okay, Erde.« Jeder Widerspruch war zwecklos. Wenn es nicht nötig war, versuchte man eine Landung in China nun mal zu vermeiden, schließlich bedeutete sie nur Steuern in die Kasse eines fremden Staates. Und der Reservelandestreifen in der Nähe von Saratow – das künftige Juri-Gagarin-Kosmodrom – taugte nicht viel. Ich selbst war da zwar noch nie gelandet, meine Kollegen hatten mir jedoch davon erzählt.
    »Du hast noch fünfundzwanzig Minuten, um eine zu rauchen sozusagen. Der Funkkontakt bricht gleich ab, wir nehmen ihn dann am Apogäum wieder auf, über Alaska, und leiten sofort den Bremsvorgang ein.«
    »Ist mit dem Schiff alles in Ordnung?«, wollte ich wissen. Die Telemetriedaten wurden jetzt automatisch vom Schiff aus übertragen, und die Leute im Kontrollzentrum konnten weitaus besser abschätzen, wie mein Vogel den Jump verkraftet hatte.
    »Alles bestens«, beruhigte mich Maxim. »Entspann dich. Bis zur Funkstille bleiben dir noch dreißig Sekunden.«
    »Ich hab euch auch was mitgebracht …«, brummte ich, während ich zum Zähler rüberschielte.
    »Na, ich will doch hoffen, dass du nicht mit leerem Frachtraum anschwirrst«, meinte der Operator lachend. »Deine Fluggesellschaft löchert uns schon mit ihren Fragen. Es geht da um irgendeinen Vertrag …«
    Die Stimme riss so abrupt ab, als sei sie mit einem Messer gekappt worden. Die Automatik regelte das immer schwächer werdende Signal bis zum letzten Moment aus, dann unterbrach sie die Verbindung
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