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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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sich als weitsichtiger.
    Jeder der drei bezog einen Schlag. Mehr bedurfte es nicht. Jedes Mal in den Bauch, ins Nervenzentrum. Ich wusste nicht, wohin ich schlagen musste, aber meine Hände wussten es. In die Knoten des parasympathischen Nervensystems, direkt ins Zentrum, damit umgehend eine unerträgliche Schmerzexplosion erfolgte. Drei Körper, die sich am Boden krümmten.
    Ich wollte mehr!
    Das gefiel mir!
    »Nnnicht-Freuuund!«
    Die Stimme des blonden Jüngelchens klang gedehnt und zäh. Er war inzwischen in den Vorraum geschlüpft und kam jetzt mit einem Spaten zurück. So linkisch wie er ihn hielt, konnte die Arbeitstherapie wohl nicht für alle im Sanatorium gelten …
    Ich streckte den Arm aus und fing das funkelnde Spatenblatt mit dem Handgelenk ab. Mein Hemd zerriss, vom scharfen Stahl zerschnitten.
    Aus der aufgeschlitzten Stelle in meiner Haut trat ein Blutstropfen.
    Mit der linken Hand umfasste ich das Gesicht des Mannes, vergrub mich in die Haut der rosafarbenen Wangen und schleuderte ihn in Richtung der Bettreihen. Er knallte mit dem Kopf gegen ein Metallgestell und verstummte.
    Rückkehr in den Mimikrymodus …
    »Danke, Cualcua«, flüsterte ich dem Außerirdischen zu, der meinen Körper bewohnte, den Körper eines Menschen von der Erde.
    Schmerz. Schwere. Mein Kopf platzte.
    In ihm brach ein kleines Erdbeben aus. Der Abgrund, der meine Vergangenheit abgeschottet hatte, stülpte sich um, blähte sich zu einem Berg auf.
    Wie weh das tat …
    Zu viele Wörter. Neue Wörter. Zu viel Gedächtnis.
    Ich bin nicht Niki Rimer!
    Ich bin Pjotr Chrumow!
    Ein Konzentrationslager konnte man Sanatorium nennen, aber änderte das etwas?
    »Auf eure Plätze, ihr Wanzen«, zischte ich.
    Die Leute sprangen vom Tisch auf. Sie suchten zwischen den Betten Zuflucht, in der zweifelhaften Vertrautheit der ihnen zugewiesenen Plätze. Selbst die drei, die Kley zu Hilfe gekommen waren, zogen umgehend ab.
    »Schafft den weg!«
    Zwei Männer schleppten den ehemaligen Ausbilder gehorsam auf sein Bett.
    »Gibt es hier … einen Arzt?«, fragte ich, inzwischen wieder in normalem Tonfall. Einer der Gefangenen hob zaghaft die Hand. »Befass dich mit … ihm.«
    Ich setzte mich vor der Wand auf den Boden und bedeckte mein Gesicht mit den Händen.
    Zu viele neue Wörter. Ein allzu rasanter Wechsel.
    Großvater, Schule, Ausbildung, Fluggesellschaft, Hyxi, der Zähler, Danilow, die Alari …
    … und die hatte ich getötet. Wirklich getötet!
     
    »Alles muss echt aussehen«, erklärte der Kommandant des rot-violetten Geschwaders der Alari. »Du wirst mit uns kämpfen und uns umbringen. Wir werden ebenfalls versuchen, dich umzubringen. Aber du hast gute Chancen. Keiner von uns wird einen Panzeranzug tragen. Die Landeeinheiten werden aus dem Flaggschiff gebracht. Die Reihen, die du durchbrechen musst, werden ausschließlich aus Piloten und Technikern bestehen. Und die beherrschen die Kunst des Zweikampfs nicht.«
    »Ich will das nicht«, sagte ich der schwarzen Maus.
    »Niemand will sterben. Das ist ein Gesetz des Lebens. Aber manchmal muss man alle Gesetze vergessen …«
     
    Mein Kopf barst vor Schmerz. Mein Herz verlangsamte sein Rasen.
    Cualcua!
    Ja …
    Warum bin ich so erbarmungslos gewesen?
    Deine Aggressionszentren waren vorübergehend aktiviert. Für den Kampf war das unerlässlich.
    »Nik Rimer, ich möchte mit Ihnen reden …«
    Ich schlug die Augen auf. Die Worte luden sich nicht sofort mit Sinn auf. Ich lernte gerade erst, in zwei Sprachen gleichzeitig zu denken. Agard Tarai stand vor mir. Ein hässlicher, finsterer Zwerg mit einem von Grind übersäten Kopf. Seine Strickmütze hatte er abgenommen und zerquetschte sie jetzt in der Hand.
    »Sprich«, sagte ich.
    »Die Patienten der sechsten Baracke des Sanatoriums Frischer Wind warten auf Ihre Anweisungen. Es sind bereits zwanzig Minuten vergangen, Nik Rimer.«
    Nach terrestrischen Maßstäben war er um die fünfzig. Hier hatte das Jahr eine andere Länge, insgesamt lag die Lebenserwartung aber nicht viel höher …
    Ich schaute zu den Männern hinüber, die vor ihren Betten warteten. Der blasse Schönling schluchzte und rieb sich den Kopf. Kley lag im Bett, sein linker Arm war entblößt und mit durchscheinendem Stoff umwickelt worden. Er war jünger als Tarai, vierzig vielleicht oder fünfundvierzig …
    »Was ist mit ihm?«, fragte ich.
    »Ein Bruch und eine ausgekugelte Schulter. Morgen wird Kley Schwierigkeiten bei der Arbeit kriegen.«
    »Soll er sich erholen«,

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