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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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allerdings den Schwachen Rassen anschließen … wessen Schuld ist das dann? Das ist eben unsere Natur. Wir beherrschen nun mal nicht viel mehr als den Jump …
    Was ist dann aber den Geometern vorzuwerfen? Sie predigen das Prinzip der Effizienz nicht nur gegenüber ihren Freunden, sondern wenden es auch auf sich selbst an. Der Junge Nik Rimer, der so gern Gedichte schrieb, wurde Regressor. Weil der Ausbilder dies für die beste Anwendung seiner Fähigkeiten hielt. Er setzte Niki ein Konzentrat der Weltdichtung vor, stukte den Jungen mit der Nase in die Werke reifer und anerkannter Lyriker …
    Wie hatte er es ausgedrückt? »Tausenden Vögeln die ertrinken.« O nein, man hätte Nik nicht erlauben dürfen, Dichter zu werden. Auf gar keinen Fall.
    Aber ich erinnere mich! Erinnere mich noch an andere Gedichte von ihm! Denn er wollte nicht einfach klein beigeben, dieser Niki Rimer! Er trug die Gedichte dem Steuerungssystem seines Schiffs vor, dem treuesten Zuhörer und Bewunderer. Sein Gedächtnis kehrt zu mir zurück, genau wie mein eigenes, durch die Vermittlung des Zählers und des Cualcua.
    Jetzt, da ich nicht mehr er bin, kenne ich ihn viel besser als zuvor. Den Regressor und Poeten Nik Rimer …
     
    Gegen meinen Willen eingestellt in der Ideenfabrik boykottiere ich die Stechuhr. Gegen meinen Willen eingezogen desertiere ich.
    Das stimmt nicht, Niki, du hast dich geduckt. Du konntest weder boykottieren noch desertieren. Du hast Freunde nach dem Vorbild und in Analogie zu deiner Rasse geformt. Deiner mächtigen und unglücklichen Heimat. Und nur in der Stille deines Schiffs, in der Leere der Kabine, hast du dir die Worte gestattet, die du sagen wolltest.
     
    Große Dinge habe ich nie begriffen
    Große Dinge gibt es nicht
    kleine auch nicht
    Sondern nur andere
    Andere Dinge
    nämlich zu lieben wen ich will
    und zu machen was ich will.
     
    Nik Rimer, ich habe mich nicht geschämt, deinen Namen zu tragen. Doch es war ein wenig niederträchtig.
    Denn ich bin ein anderer.
    Und ich muss mein eigenes Schicksal finden.
    Ich weiß nicht, was die Ethik des Konklave und der Geometer ersetzen kann.
    Ich weiß nicht, was stärker als Effizienz und Liebe ist. Wenn der Verstand und das Herz zum selben Schluss kommen, was soll man ihnen dann noch entgegensetzen?
    Noch weiß ich es nicht.
    Mein angenommener Großvater, Andrej Chrumow, du wolltest, dass ich zum Maß aller Dinge werde. Zu meinem eigenen Maßstab.
    Ich werde es versuchen.

Zwei
     
    Der Morgen begann mit Sirenengeheul.
    Ein langgezogener Ton drang von draußen herein, von der weißen Wüste, die rund ums Sanatorium lag. Die Fenster wurden durchscheinend, trübes Licht ergoss sich in die Baracke. Vor der unteren Hälfte der Scheiben türmten sich Schneewehen, an der oberen klebte eine feste Schneekruste.
    Niemand hatte in der Nacht versucht, mich umzubringen. Immerhin ein gutes Zeichen.
    Ich schälte mich aus der Decke und zog mich an. Anscheinend schnell, aber alle anderen waren noch weitaus schneller als ich. An der Tür zur Sanitäreinheit hatte sich eine kleine Schlange gebildet, es ging jedoch niemand hinein.
    Was sollte das? Gewährte man mir etwa das Recht, in stolzer Einsamkeit zu pinkeln?
    »Worauf wartet ihr?«, erkundigte ich mich freundlich, während ich mich den dicht zusammenstehenden Gefangenen näherte.
    »Nik, du musst die Arbeit des Sanitärkontrolleurs erledigen«, erklärte Tarai. Er hatte sich inzwischen als meine rechte Hand etabliert, als Vermittler bei den Gesprächen. Die anderen versuchten, meinem Blick auszuweichen. Die drei, die gestern Kley zu Hilfe geeilt waren, hielten sich obendrein auch noch abseits. Nur der blonde Geliebte Harters traute sich, mir mit gesenktem Kopf einen Blick voller Hass zuzuwerfen. Wo steckte eigentlich der entthronte Boss?
    »War der Sanitärkontrolleur bisher Kley?«
    »Ja, Nik.«
    Schweigend ging ich in die Sanitäreinheit.
    Kley Harter stand an den Klos und schrubbte mit einer langen Bürste methodisch das weiße Plastik. Es roch nach Chlor. Na so was! Hatten sie also die gleichen Methoden der Desinfizierung wie wir.
    »Die Sanitäreinheit ist gesäubert«, sagte er mit gelassener, durch keine Emotionen gefärbte Stimme.
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte ich.
    Kleys linker Arm steckte nach wie vor in dem straffen, durchscheinenden Verband, wie ich jedoch erleichtert registrierte, benutzte er ihn fast uneingeschränkt.
    Gäbe es solche Medizin doch auf der Erde!
    »Nik Rimer, ich will mit dir reden«,

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