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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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drehte ich mich noch einmal um und warf einen flüchtigen Blick auf den Turm.
    Teufel auch!
    War ich von Natur aus so klug, oder kam das von der Kälte?
    Ein Spion! Ein Späher der Erde! Ein allseitig entwickelter Vertreter der Menschheit!
    Die Kette meiner Spuren zeichnete sich absolut deutlich ab. Sie begann an den Schneewehen, umrundete den Turm und führte zur Kuppel. Sobald die Sonne aufgegangen war, würde mein Auftauchen für niemanden mehr ein Geheimnis sein. Es würde schwer sein, sich nicht dafür zu interessieren, wer da nachts barfuß durch den Schnee gelaufen war. Wenn dann noch die Nachricht über die Flucht eines Patienten aus dem nahe gelegenen Sanatorium durchkam …
    Ich jammerte leise auf, als ich mir klarmachte, was ich da angerichtet hatte.
    Wenn ich doch wenigstens nicht auch noch um den Turm herumgerannt wäre! Das sah ja aus, als ob ich mich über seine Bewohner lustig machen wollte, damit man unbedingt Jagd auf mich machte!
    Natürlich nützte es rein gar nichts, sich jetzt die Haare zu raufen und zu bereuen. Ich hielt den Handteller in die Luft und fing zarte Schneeflocken auf. Ob die Spuren zugeschneit würden? Es bestand zwar nur eine schwache Hoffnung – aber mit irgendwas musste ich mich ja trösten.
    Als Erstes erforschte ich den Teil der Kuppel, der an die Röhre grenzte, die zum Turm führte. Die terrestrische Logik hätte an dieser Stelle eine Tür vorgesehen.
    Aber nein, ich war nicht auf der Erde.
    Die Kuppel hatte einen Durchmesser von einem halben Kilometer. Ich lief an der Glaswand entlang und schaute unwillkürlich auf die dunklen Silhouetten der Bäume. Warm war es dort, warm. Da drinnen würde ich mich wieder wie ein Mensch fühlen, nicht mehr wie eine Schaufensterpuppe in einem Gummianzug … Bäume, kleine Hügel und Sträucher. Ein sehr lauschiges Wäldchen lag da hinter Glas. Und es war nicht unbewohnt, denn durch das Dickicht drang bläuliches Licht … Gab es hier etwa ebenfalls keinen Eingang? Ob dieses Dorf vollständig von der Außenwelt abgeschnitten war? Vielleicht war der Turm direkt über einem Bohrloch oder einem Schacht errichtet worden und die Bewohner hatten kein Bedürfnis, in die Schneewüste hinauszugehen?
    Jetzt achtete ich darauf, weniger Spuren zu hinterlassen, und rannte dicht am Rand der Kuppel entlang. Hier, an der Schnittstelle der vom Wind zusammengetragenen Schneewehen und der unberührten Schneefläche, dürften meine Abdrücke nicht ganz so stark auffallen.
    Es wurde heller und heller. Am Himmel hingen fast keine Wolken mehr, bald würde Das Mütterchen hervorlugen … wie dieses Wort der Geometer in meinem Gedächtnis haften geblieben war … Wurde Zeit, dass ich von hier wegkam. Nur noch ein paar Fische im Meer gefangen, den Cualcua gefüttert und dann das Ufer entlangwandern oder -schwimmen.
    Ich wechselte in Schritttempo über. Nein, auch in der Kuppel gab es keine Türen. Aber gut zehn Meter von ihr entfernt störte eine einsame Schneewehe von gleichmäßiger Würfelform die ansonsten makellose Schneefläche. Der Wind bringt dergleichen nicht zustande.
    Es dauerte lange, bis ich den Schnee weggefegt hatte. Dann jedoch wunderte ich mich nicht, als ich unter dem Harsch glattes Plastik entdeckte. Ein Verschlag von halber Mannshöhe. War den tadellosen Handwerkern also doch ein Fehler bei der Arbeit unterlaufen?
    Ich fuhr mit der Hand übers Plastik und versuchte, das Schloss zu ertasten und zu aktivieren. Na, komm schon! Los jetzt!
    Die Klinke brachte mich völlig aus dem Konzept. Meine starren Finger stießen gegen sie, und ich bemerkte, wie die Plastikwand leicht zitterte. Aha! Mit neuer Energie fegte ich den Schnee beiseite und legte schon bald eine kleine Klappe frei. Nachdem ich ein paar Mal gerüttelt hatte, ließ sie sich problemlos öffnen, denn der Schnee hatte den Angeln nicht zugesetzt. Aus dem Innern des Verschlags strömte mir feuchte Wärme entgegen. Ich tastete mit der Hand: Eben! Es gab keinen Boden. Irgendwo unten rauschte Wasser.
    Bei aller Liebe zu intelligenten Schlössern hatten die Geometer doch darauf verzichtet, jeden Kanaldeckel damit auszustatten.
    Damit standen mir drei Wege für mein weiteres Vorgehen offen. Was hatte mein Großvater über die Zahl Drei gesagt? Es sei die Zahl, die für das menschliche Bewusstsein am bequemsten sei? Ich könnte also weiter nach einem normalen Eingang suchen. Oder abhauen. Oder mich Hals über Kopf ins fließende Wasser stürzen.
    Die beiden ersten Varianten kamen mir vernünftiger

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