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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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einzuschlafen. Mir tut Katti leid, die es nicht wagt, auch nur ein Wort zur Verteidigung ihres Freundes vorzubringen! Mir tun Tag und Han leid, die ihren Freund ins Sanatorium schleifen! Aber das sind eure Kinder, eure Männer und Frauen. Also lebt euer Leben! Ich verschwinde von hier, Ausbilder. Ich entführe ein Schiff, das kann ich, daran solltest du nicht zweifeln, und verschwinde. Aber wenn ihr eure Freundschaft auch zu uns bringen wollt, dann komme ich wieder.«
    »Würde sich deine Welt wirklich der Freundschaft verweigern?«, wollte Fed in sachlichem Ton wissen. »Der Liebe zu allem Lebendigen, der Ordnung und Selbstsicherheit?«
    »Sie würde sich nicht verweigern«, räumte ich ein. »Deshalb werde ich es euch ja auch nicht erlauben, zur Erde vorzudringen.«
    »Du triffst diese Entscheidung für die ganze Rasse?«
    »Ja.«
    »Hast du das Recht dazu?«
    »In demselben Maß, wie Rig der Stinkende das Recht hatte, eure Welt zu vergiften.«
    Ich musste mich davon überzeugen, dass er das wusste. Und ich überzeugte mich, indem ich den Hass in den Augen des Ausbilders wahrnahm.
    »Du bist ein Regressor des Schattens«, behauptete Fed. »Du hast gelogen. Du wirst nicht verschwinden. Verteidigung aktivieren!«
    Ich hatte mich genau im richtigen Moment vom Heimtrainer erhoben. Ich hatte nicht die Absicht, den Ausbilder zu schlagen, ich wollte einfach verschwinden. Und sei es auf dem Weg, auf dem ich gekommen war, durch die Kanalisation …
    Aber die Luft um mich herum verdickte sich und presste sich mit unsichtbaren Händen um meinen Körper. Ich erstarrte wie eine Fliege in Bernstein.
    »Glaubst du wirklich, ich würde einem Nicht-Freund trauen?«, fragte Fed müde. »Ich wusste, dass du hierherkommen würdest. Selbst wenn die Berichte der Wendigen dagegen sprachen, selbst wenn alle Vernunft dagegen sprach. Denn Nik wäre gekommen … wenn es in menschlichen Kräften gestanden hätte. Und in dir steckt zu viel von Nik.«
    Ich vermochte nicht zu antworten. Der Raum um mich herum wurde zu Gummi, fest und elastisch. Ich war außerstande, mich von der Stelle zu rühren.
    »Die ganze Nacht über habe ich Aufputschmittel geschluckt und zum Fenster rausgeschaut«, fuhr Fed fort.
    »Die Wendigen schämen sich ihrer Niederlage und wollen mir weismachen, du seist gestorben – das habe ich mir immer wieder vorgebetet. Der Rat will die Gefahr nicht eingestehen und hält dich für einen verrückten Regressor. Aber ich habe alles begriffen, wenn auch zu spät. Du bist ein Außerirdischer im Körper von Nik. Du bist ein Nicht-Freund. Und als ich dich gesehen habe, wie du um den Turm herumgelaufen bist, da habe ich mich nicht gewundert. Als du in den Garten eingedrungen bist, da habe ich mich nicht gewundert …«
    Ich war nicht einmal imstande, ein Wort herauszubringen.
    »Ich bleibe hier, im Weißen Meer. In diesem Internat am Rande der Welt. Es ist meine Schuld, dass euch Nik Rimer in die Hände gefallen ist. Aber du, Nicht-Freund, du wirst dem Rat alles erzählen, was du weißt …«
    Soll ich intervenieren?
    Ja, Cualcua! Ja!
    War denn für meinen Symbionten nicht einmal ein Kraftfeld ein Hindernis?
    »Du wirst untersucht werden, Pjotr.« Fed spie die Worte förmlich aus. »Du …«
    Etwas geschah. Feds Gesicht erzitterte, nahm einen seltsamen, einfältigen Ausdruck an. Einen unangenehmen Anblick bot er, dieser korrekte Alte, aus dessen Mund jetzt Speichel tropfte.
    »Verteidigung deaktivieren!«, sagte Fed. »Verteidigung abschalten! Verteidigung aufheben …«
    Seine Stimme klang monoton und schwach. Da bewegte nicht sein eigener Wille seine Lippen …
    Der Gummimatsch um mich herum löste sich auf. Schweigend trat ich an Fed heran. Das Gesicht des Ausbilders ergraute zusehends.
    »Ich will dir keinen Schaden zufügen«, sagte ich. »Keine Sorge. Ich verschwinde.«
    Schweiß trat auf die Stirn des Ausbilders. »Der Schatten …«, flüsterten seine Lippen.
    »Ich bin von der Erde gekommen«, sagte ich. »Beruhige dich …«
    »Der Schatten …« In seinem Blick lagen nur Hass und Panik. »Ich … ich …«
    Er taumelte nach hinten.
    »Cualcua!«, schrie ich, während ich auf Fed zustürzte.
    Das bin nicht ich. Das bin nicht ich. Er hat schwache Gefäße, Eine Hirnblutung.
    Ich fing den Körper des Ausbilders auf. Er sah mich in hilflosem Schmerz an.
    »Stirb nicht!«, schrie ich. »Du darfst nicht! Bleib am Leben, ich will dir doch nichts Böses!«
    Die Augen des Ausbilders schlössen sich kurz.
    Das bin nicht ich.
    Nik

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