Sternenspiel
ganze Welt konnte man nicht täuschen.
»Was erwartet mich jetzt, Fed?«
»Das Sanatorium natürlich nicht. Das Sanatorium ist für Menschen gedacht, sogar wenn diese schlecht sind.«
»Was dann?«
»Wir müssen wissen, wer du bist«, informierte mich Fed sachlich. »Wie du zu uns vordringen konntest. Wie du zu Nik werden konntest.«
Ich fing an zu lachen. »Es ist viel leichter, eine ganze Zivilisation zu verstehen als nur einen einzigen Menschen. Und ich habe nicht einmal das geschafft. Ihr seid wie ein Zerrspiegel. Alles sitzt an der richtigen Stelle – und trotzdem sieht man ausschließlich negative Eigenschaften.«
»Das kommt dir nur so vor, Peter.« Der Ausbilder legte beiläufig die Hand auf den Aktivator des Terminals. »Wirst du dich deiner Festnahme widersetzen, Peter?«
»Ich weiß es nicht.«
»Versuch es lieber gar nicht erst.«
Er hielt mich mit festem, beinahe körperlich spürbarem Blick gepackt.
»Du weißt, was ich jetzt tue?«
»Du rufst eine Einheit von Regressoren.«
Der Ausbilder brach in Gelächter aus. Dann wurde er wieder ernst. »Wetterkontrolle«, sagte er bewusst laut. »Zwei Stunden Schneefall über dem Territorium des Internats. Die Anordnung erteilt der Ausbilder Fed. Das Ziel besteht in einer Unterrichtsstunde zum schlechten Wetter.«
Ich brachte keinen Ton heraus.
»Du weißt, warum ich deine Spuren verbergen will?«
»Um die Kinder nicht zu beunruhigen.«
»Ganz genau, Pjoter. Manchmal benimmst du dich fast wie ein richtiger Mensch … Natürlich sind die Abdrücke der nackten Füße im Schnee eine gute Sache. Sie stacheln die Phantasie der älteren Kinder an und geben den kleineren Nahrung für ihre Schauermärchen. Aber nicht, wenn in der Nähe ein Sanatorium für Schwerkranke liegt. Irgendwann werde ich selbst einmal durch den Schnee rennen. Wenn das Sanatorium weit, weit weggezogen ist … und die Spuren niemanden mehr auf falsche Gedanken bringen. Die Kinder sollen sich ruhig wieder an die Legenden von den Eismenschen erinnern, die Nase in ihre Geschichtsbücher stecken und sich auf diese Weise stählen …«
»Ausbilder Fed«, sagte ich, »du frappierst mich ebenfalls. Du benimmst dich wie ein Mensch. Aber wenn man die Gründe für dein Verhalten freilegt, stinken sie wie Aas.«
»Wer bist du, um über uns zu urteilen?«
»Ein Mensch.«
»Du bist ein fremder Mensch. Du bist ein Regressor des Schattens.«
Erst jetzt verließ mich die Hoffnungslosigkeit: Also irren auch die Geometer.
»Nein, Ausbilder Fed. Ihr fürchtet die Feinde, die ihr hinter euch gelassen habt, dermaßen, dass ihr nicht mehr nach vorn schaut. Hier, am Rand der Galaxis, gibt es einen Planeten namens Erde. Auf ihm leben Menschen … Menschen wie ihr. Nur betrachten sie die Welt mit etwas anderen Augen.«
Schweigend dachte er über meine Worte nach. »Wenn du die Wahrheit sagst, ist das für Die Heimat umso besser«, bemerkte er schließlich. »Wie sich gezeigt hat, ist die Welt des Schattens uns überlegen. Aber sie ist einmalig. Möglicherweise sind einige Entwicklungslinien identisch, aber die Ergebnisse unterscheiden sich nun mal. Wie sieht es aus, Peter, ist eure Rasse uns überlegen?«
»Nein«, antwortete ich ehrlich.
»Und eure Freunde? Das sind die Alari – und wer noch?«
»Die Alari sind nicht einmal unsere Freunde«, berichtete ich. »Möglicherweise sind es unsere Leidensgenossen. Wir sind nicht ideal.«
»Dann …«
»Im Unterschied zu euch verstehen wir, dass wir voller Fehler sind.«
»Stopp!« Fed hob die Arme. »Stopp, Pjoter! Du zeigst Kooperationsbereitschaft, das weiß ich zu schätzen. Aber überlassen wir diese Anerkennung dem Weltrat.«
»Es wird keine Anerkennung geben«, erklärte ich müde. »Ich habe nicht die Absicht, mich vor eurer Welt zu rechtfertigen, Ausbilder.«
»Soll das eine Aggression sein?«, fragte Fed höchst gelassen. Er erhob sich aus dem Sessel, müde und sich auf die Armlehne stützend.
»Was heißt hier Aggression?«, erwiderte ich wütend. »Wie lange wollt ihr euch an eure Ideen klammern? Freundschaft – Nicht-Freundschaft … Niemand auf der Welt braucht eure Liebe! Ihr seid in unsere Welt gekommen, wir haben uns eure angeschaut. Ich habe sie mir angeschaut! Es gefällt mir hier nicht, aber ich habe nicht die Absicht, eure Energiewerke in die Luft zu sprengen oder eure Schützlinge umzuerziehen. Lebt euer Leben! Mir tut der Junge leid, der die ganze Nacht unter einer Holzharpune stehen muss und sich erst am Morgen traut
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