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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel
Autoren: Sergej Lukianenko
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gegen das zerbrechliche Innere des Pults schleudern.
    Trotzdem würde er mir nicht entkommen.
    Bestimmt nicht.
    Worauf hoffte er denn bloß, dieser geschuppte Außerirdische namens Karel? Der Schlag bei der Landung würde viel zu stark sein, als dass …
    Aber woher wollte ich eigentlich wissen, welche Beschleunigung sein Körper aushielt?
    Eingehüllt in ein explodierendes Feuergewand schoss die Spiral auf die Erde zu.
    Der Zähler linste zu mir rüber. Seine Bedingungen waren längst nicht so gut wie meine, saß er doch nicht in einem bequemen anatomischen Sessel mit breiten Gurten, sondern musste mit einem Stahlseil um die Taille vorliebnehmen …
    Der Monitor funkelte mit einem orangefarbenen, Aufmerksamkeit heischenden Licht auf. Ich schaute auf den Schirm. Oberhalb der Berechnungen für die Flugbahn liefen langsam ein paar Zeilen dahin: Pjotr, es ist alles in Ordnung. Sag etwas, aber sprich mich nicht an. Uns bleibt keine Zeit, die Aufzeichnungen noch einmal zu löschen.
    Warum, wüsste ich nicht zu sagen, doch ich kam der Aufforderung nach. »Das Schiff kann nicht außerhalb des Kosmodroms landen«, brachte ich heraus.
    Du schaffst es.
    »Nein, das ist einfach unmöglich!«
    Du bist ein guter Pilot.
    »Zwanzig Tonnen! Dafür braucht man einen speziellen Landestreifen!«
    Hör auf damit! Schweig!
    Ich sagte kein Wort mehr. Das Schiff vibrierte, nicht sehr stark, eigentlich wie sonst auch. Feuer peitschte gegen die Fenster. Normalerweise bist du in diesen Minuten leicht rieben der Spur. Obwohl die Wärmedämmung sicher ist, sind bereits zwei Shuttles bei der Landung verreckt. Irgendein Teil war durchgebrannt oder eine Keramikplatte abgesprungen, so dass der Plasmastrahl ins Schiff schoss.
    Mir drohte momentan jedoch eine weitaus realistischere Gefahr.
    Noch nie in der Geschichte der Raumfahrt musste ein Schiff auf einer nicht dafür vorgesehenen Piste landen. Immer nur auf speziellen Streifen, bei einer Notlandung nur in den besten Militärflughäfen, immer nur auf von der Natur selbst geglätteten Flächen ausgetrockneter Salzseen.
    Aber niemals auf einer Straße.
    Eine Komödie, ein alter Film noch aus Sowjetzeiten, fiel mir ein, in dem ein Passagierflugzeug auf einer Chaussee runterging. Die Szene war auf einem Flugplatz gedreht worden – der normale Straßenbelag hätte den Vogel nicht verkraftet.
    Wovon ich mich gleich in der Praxis überzeugen würde.
    Was für seltsame Dinge heutzutage passieren! Interstellare Flüge und fremde Zivilisationen sind für uns Realität geworden. Aber nichts – nichts! – hat sich deswegen geändert! Die Straßen, über die Kamas-Laster und Shigulis brettern, sind so löchrig wie eh und je, im Fernsehen laufen nach wie vor dieselben Seifenopern, die Wasserleitungen sind undicht, und jeder Frühling bringt Rotznasen.
    Die Zukunft hatte die Gegenwart berührt, ihr herablassend auf die Schulter geklopft und sich schlafen gelegt.
    Zwanzig Prozent der Erdbevölkerung arbeiten im Kosmosbereich. Sie bauen Raumschiffe, bereiten den Treibstoff auf, errichten lächerliche orbitale Festungen und versuchen eine Ökologie, die seit dem Raketenboom verrückt spielt, in den Griff zu kriegen.
    Und ich musste auf unter sengender Hitze aufgedunsenem Asphalt landen.
    »Leb wohl«, sagte ich zum Zähler. Der reagierte nicht, gab keinen Ton von sich, schloss sich nicht an den Rechner an.
    Na schön.
    Der Feuersturm ums Schiff legte sich bereits, jetzt glitten wir durch die Stratosphäre, in einer Höhe von gut zwanzig Kilometern, genau wie jedes andere Überschallflugzeug auch … nur halt mit ausgefallenen Triebwerken. Ich schaltete die Automatik ab und griff nach dem Steuerrad. Ich bewegte das Schiff ein wenig hin und her … so schlecht sprach es nicht auf das Steuer an, schließlich gleicht bei dieser Geschwindigkeit der Druck der anströmenden Luft die geringe Dichte aus.
    Wäre in den Tanks wenigstens noch die normale Brennstoffreserve gewesen, hätte ich versucht, zu manövrieren und doch noch im Kosmodrom zu landen. Aber die Tanks waren fast leer.
    Innerhalb von nur zehn Minuten erreichten wir die Wolkendecke. In dem Moment stand auch die Funkverbindung wieder.
    »Transaero, antworte!«, wiederholte der Operator müde.
    »Ich höre euch.«
    »Flug 36-18! Wir sehen dich!«
    »Freut mich ungemein«, sagte ich.
    »Die Hubschrauber sind in der Luft, Pjotr. An dem Punkt, wo du runterkommst, ist die Straße frei. Du fliegst direkt auf sie zu, deine Chancen stehen nicht schlecht.«
    Ich
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