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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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verzichtete darauf, mir diese Chancen in Prozenten angeben zu lassen. Zum Fluchen war das nicht gerade der beste Zeitpunkt.
    »Was ratet ihr mir, Erde?«
    »Pjotr, hier kommt Alexander Danilow«, informierte mich der Operator. Gleich darauf schaltete sich eine zweite Stimme ins Gespräch. Ich kannte sie flüchtig. Danilow, den besten Piloten der Transaero, hatte ich vielleicht drei Mal gesehen. Er flog jetzt eine Buran, angefangen hatte er aber ebenfalls auf einer Spiral.
    »Wir haben keine Zeit für Beileidsworte, Pjotr«, kam er gleich zur Sache. »Außerdem geben wir uns alle Mühe, dass sie überhaupt nicht nötig sind. In zehn Minuten überfliegst du das Kosmodrom. Zwei Minuten später bist du etwa fünf Kilometer über der Straße.«
    Wenigstens verzichtete er auf den Ausdruck »über der Autobahn«.
    »Die Straße ist beschissen«, bemerkte Danilow in schonungsloser Offenheit. »Ich bin da schon mit dem Auto langgefahren. Aber das Stück, an dem du auf null Meter runtergehst, ist relativ intakt … Chinesische Händler nehmen sie öfters, die haben den Belag ausgebessert. Hoffe nicht auf die Automatik. Wie steht’s mit deiner Flugerfahrung?«
    »Zwei Flüge mit meinem Ausbilder, sieben allein. Alle auf der Spiral.« Ich schluckte, bevor ich fortfuhr: »Alle Landungen mit Automatik …«
    »Das weiß ich. Militärische Einsätze?«
    »Neun Flüge.«
    »Womit?«
    »Mit einer Suchoi, einer S-37.«
    »Gut. Vergiss nicht, dass sich die Spiral wirklich manuell steuern lässt. Sie reagiert bei der Landung sehr träge aufs Steuer, aber unmöglich ist es nicht. Ich selbst bin zwei Mal ohne Automatik gelandet.«
    »Ist die Straße breit?«, wollte ich wissen. Die ruhige, kräftige Stimme Danilows hatte etwas Hypnotisierendes.
    »Fünf Meter. Könnte schlimmer sein. Wenn du präzise runtergehst, landen die Räder nicht im Graben. Rolle mindestens hundert Meter aus, um die Geschwindigkeit zu drosseln. Dann hast du Chancen, es zu überstehen, wenn du von der Straße abkommst.«
    »Sind da noch Leute unterwegs?«
    »Nein. Die Straße ist frei, mach dir darum keine Gedanken.«
    »Sascha …« In meiner Nervosität vergaß ich jeden Respekt. »Habe ich wirklich eine Chance?«
    »Eine kleine, aber die ja. Ich bin jetzt im Hubschrauber … Ja, ich sehe dich! Schau nach unten … Scheiße, du hast kein Rundumblick … Siehst du das Kosmodrom?«
    Das tat ich. Vor mir – und sehr weit unten.
    Bei keiner Landung in Swobodny war ich in dieser Höhe über den Weltraumbahnhof geflogen. Natürlich nicht …
    »Du kommst gut runter«, tröstete mich Danilow. »Der Vogel wird noch ein Weilchen fliegen. Hast du die Kursdaten?«
    »Ja«, antwortete ich mit einem Blick auf den Monitor. »Zwei Korrekturen?«
    »Eine, damit du auf die Achse der Straße kommst, die andere vorm Aufsetzen.«
    »Mein Treibstoff reicht aber nur für eine.«
    »Dann mach nur die erste«, entschied Danilow nach einer Schweigesekunde. »Ansonsten landest du völlig ab vom Schuss. Und dann setze auf.«
    »Verstanden.«
    »Na, dann los«, munterte mich Danilow auf. »Es ist praktisch windstill, die Sicht ideal. Ich bin auf Empfang, störe dich aber nicht weiter. An alle: Ab jetzt wird geschwiegen!«
    Ich schaute noch einmal auf das rechter Hand liegende Kosmodrom. Vier Hauptstartrampen für die Raumschiffe, dazu drei kleinere für Sputniks. Zwei exzellente, breite und mit allen Finessen ausgestattete Landebahnen. Am Himmel entdeckte ich einen winzigen Punkt: den Hubschrauber. Innerlich winkte ich Danilow zu.
    Der Zähler hüllte sich in Schweigen, fuhr lediglich mit der Pfote über das Gehäuse des Jumpers. Das leise Scharren irritierte mich. Als ich den Reptiloid böse anguckte, hörte er damit auf. Allem Anschein nach hatte er verstanden.
    Die Berechnung der letzten Kurskorrektur war bereits im Computer. Eigentlich wird die Nutzung des Haupttriebwerks in der Atmosphäre nicht empfohlen. Ich hatte jedoch eh nichts mehr zu verlieren.
    Nachdem ich das Manöver bestätigt hatte, schaltete sich ein paar Sekunden später das Triebwerk automatisch ein. In der Atmosphäre arbeitete es irgendwie schwerfällig und gluckernd … aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Es folgte ein Impuls von zwei Sekunden, das Schiff ruckte kurz, als fiele ihm ein, dass es ja gelernt hatte, selbstständig zu fliegen, dann setzte es seinen Fall fort.
    Zumindest flogen wir tatsächlich direkt über der Straße. Herr im Himmel, sollte man in Russland etwa gelernt haben, Straßen

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