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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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solchen, die abflogen, und solchen, die in der ehemaligen Hauptstadt Russlands ankamen, es funkelten die Schaufenster. Hier scherte sich niemand um einen Kosmonauten, der sich noch vor vierundzwanzig Stunden in der interstellaren Leere herumgetrieben hatte.
    Mir sollte das nur recht sein.
    Ich hatte mich bereits für ein Taxi entschieden, als ich kurz vorm Ausgang einen Schrei hörte: »Pjotr! Chrumow!«
    Der Kommandant der Boeing holte mich ein. »Mist!« Schnaufend blieb er stehen. »Verdammt! Beinahe wärst du mir entwischt.«
    »Was ist passiert?«
    »Ein Wagen wartet auf dich. Das hätte mich den Kopf kosten können.«
    »Wieso das?«
    Der Pilot brachte seine Verärgerung lediglich mit einer unwirschen Geste zum Ausdruck. Sobald wir die Halle verließen, empfingen uns schmeichlerische Stimmen: »Spottbillig … Wohin wollt ihr, Leute? … Zum Stadtzentrum? …«
    Gennadi bleckte die Zähne in Richtung der Taxifahrer. »Gestern haben sie einen von unseren Leuten ausgeraubt«, erklärte er mir. »Der hatte sich auch … einfach ins erstbeste Taxi gesetzt. Sie haben ihn zusammengeschlagen und alles mitgehen lassen. letzt hat die Gesellschaft den Befehl ausgegeben, dass wir vom Flughafen einen Dienstwagen nehmen.«
    »Und wen hat es erwischt?«
    »Keine Ahnung. Aber dir wird man es bestimmt sagen.«
    Wir steuerten den Parkplatz für die Dienstwagen an. Gennadi sah sich um. »Da drüben«, rief er aus. »Der graue Volvo. Verdammt, wenn ich dich nicht eingeholt hätte …«
    Ich fuhr relativ häufig mit einem Dienstwagen. Aber früher war es nicht verboten gewesen, eigene Wege zu gehen.
    Irgendwie wollte mir nicht in den Kopf, wie man einen Kosmonauten zusammenschlagen und ausrauben konnte. Einen von denjenigen, die der Erde ihren Platz in der Galaxis sichern.
    »Viel Glück, Pjotr …« Der Pilot drückte mir die Hand. »Du bist schon in Ordnung …«
    »Aber?«, fragte ich.
    »Was?«, fragte Gennadi irritiert.
    »Du bist schon in Ordnung, aber …«
    »Stimmt«, sagte der Pilot, »wahrscheinlich hast du recht. Du bist in Ordnung, aber etwas zu korrekt. Und zu ernst. Also, viel Glück.«
    Ich nahm auf dem Rücksitz Platz. Auf dem Beifahrersitz saß ein mürrischer Wachmann vom Sicherheitsdienst der Transaero.
    »Chrumow?«, erkundigte sich der Fahrer.
    »Ja. Wartet ihr auf mich?«
    »Hmm. Wir stehen hier schon seit über einer Stunde. Der Flug hatte Verspätung. Wohin willst du?«
    »Nach Peredelkino.«
    »Ach ja«, sagte der Fahrer. »Da hab ich dich schon mal hingefahren, weißt du noch?«
    Sicherheitshalber nickte ich.
    »Die Gauner werden immer unverschämter«, knurrte der Fahrer. Der Wagen schoss vom Parkplatz runter und bog rasant in die Straße ein. »Jetzt müssen wir alle unsere Leute von hier wegbringen.«
    Vielleicht eine Minute lang hörte ich mir seine Meinung über das private Kutschiergewerbe an, über die Auswüchse der Kriminalität sowie die üblichen Versprechen seitens des Bürgermeisters Poljankin, ihrer Herr zu werden, dann schlief ich ein, ohne es zu merken.
    Als wir zur legendären Datschensiedlung kamen, war es bereits völlig dunkel. Der Fahrer weckte mich, ich zeigte dem Sicherheitsmann an der Einfahrt zur Siedlung meine Papiere. Es war Abend, bereits der zweite Abend, aber weil ich inzwischen geschlafen hatte, meinte ich, der Tag habe sich auf wenige Stunden verdichtet.
    »Jetzt nach rechts«, instruierte ich ihn. »An Pasternaks Datscha biegen Sie ab …«
    »Welche ist das?«
    »Die da …«
    Der Fahrer legte sich meisterlich in die Kurve. »Pasternak?«, fragte er dann. »Ist das auch einer von uns?«
    Ich verschluckte mich und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
    »Ach nein, der hieß ja Paterny oder so …«, überlegte der Fahrer laut. »Nein, jetzt hab ich’s! Das ist doch so ein Schriftsteller, oder?«
    »Ja«, erwiderte ich kraftlos. »Ein Schriftsteller. Ein Dichter. Ein ziemlich berühmter …«
    Zufrieden ob seiner Bildung fing der Fahrer an, leise vor sich hinzupfeifen. Der steinerne Nacken des Wachmannes zitterte. »Berühmt zu sein gehört sich nicht«, gab er mit überraschend weicher Stimme von sich.
    Sie sind schon seltsam, diese zufälligen Begegnungen. Das Auto hielt vor der Datscha meines Großvaters. Beim Aussteigen versuchte ich, das Gesicht des Wachmannes zu erkennen, was mir jedoch nicht glückte, dazu war es einfach zu dunkel im Wagen.
    »Vielen Dank, Kollegen«, verabschiedete ich mich. Der Volvo fuhr leicht heulend davon.
    Ich blieb zurück, allein

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