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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mir ein Vergnügen, an Bord unseres Flugzeugs heute den tapferen Kosmonauten Pjotr Chrumow zu begrüßen, dessen Heldenmut Tausenden von Menschen das Leben gerettet hat …«, fuhr der Kommandant inzwischen fort. Sämtliche Passagiere der Business-Class spendeten bereitwillig Beifall. Also musste ich die Augen öffnen und noch ein wenig mehr von meinem Lächeln stiften.
    Doch die Bürde des Ruhms brauchte ich nicht lange zu tragen. Die Boeing gewann an Tempo, hob schwerfäl lig ab und beschrieb langsam eine Kurve. Die Passagiere erstarrten in ihren Sitzen und blickten tapfer geradeaus. Ich spähte zum Fenster hinaus auf das Feld des Flughafens, das sich unter uns gleichsam auf die Hinterbeine zu stellen schien, atmete tief durch und entspannte mich.
    Bald würde ich zu Hause sein.
    Und wenn auch niemandem sonst – aber meinem Großvater müsste ich alles erzählen.
    Ein Schauder rieselte mir über den Rücken.
     
    Wie groß ist dieses Land, meine Heimat!
    Selbst wenn man in einem amerikanischen Überschallflugzeug darüber hinwegfliegt.
    Der Flug dauerte fast sechs Stunden. In der Zeit schlief ich mich aus, einmal aß ich sogar etwas, nachdem mich die zärtliche Stimme der Stewardess geweckt hatte. Es könnte alles so schön sein … wenn jetzt nicht ein Zähler durch die Lande spazierte. Ein Alien. Ein trickreicher und hinterhältiger Feind, den ich selbst in meine Heimat eingeschmuggelt hatte.
    Was hatte ich da bloß angestellt …?
    Im Halbschlaf träumte ich krudes Zeug zusammen. Ein Reptiloid kroch, behängt mit Patronengürteln, über den Kamm eines Staudamms. Seine kleinen Augen funkelten hämisch. Er bereitete alles für einen Terroranschlag vor.
    In der Ferne erhoben sich die Antennen der Kommandozentrale der Weltraumsicherheit. Gleich würde der Zähler ein Kraftwerk in die Luft sprengen, die Antennen würden versagen, die ihrer Verteidigung beraubte Erde an die Außerirdischen fallen …
    Vermutlich hatte ich in meiner Kindheit zu viele Spionageromane gelesen. Mein Großvater hatte ein ganzes Zimmer voller Schränke mit Krimis und Actionromanen. Er las diese Bücher übrigens nicht bloß, sondern arbeitete sie regelrecht durch, machte sich mit dem Laptop auf den Knien Notizen …
    »Unsere Maschine setzt zur Landung im Flughafen Scheremetjewoi an. Bitte legen Sie den Gurt an, stellen Sie das Rauchen ein und bereiten Sie sich auf die Landung vor …«
    In Moskau dämmerte es gerade erst. Die Boeing landete und rollte zum Terminal. Meine Nachbarn packten geschäftig ihre Sachen zusammen, hüllten ihre in teuren Anzügen steckenden Körper in nicht minder exquisite Mäntel und Jacken. Eine ältere Dame bedachte mich mit einem rätselhaften Blick, mein schlaftrunkener Sitznachbar bewegte den Kopf hin und her und guckte mich an, als suche er nach einer Erklärung, wie er plötzlich zu einem Nachbarn kam.
    »Pjotr …« Der Kommandant kam aus dem Cockpit. »Ich habe gehört, da würden schon Reporter lauern. Wie stehst du dazu?«
    Anscheinend stand die Antwort klar in meinem Gesicht geschrieben.
    »Komm mit.«
    Zusammen mit dem Kommandanten und einer der Stewardessen verließ ich das Flugzeug. Wir gingen über das Feld zum Personaleingang. Die Luft war feucht und schwer, wie vor einem Regenschauer.
    »Wo musst du hin?«, erkundigte sich der Kommandant.
    »Nach Hause.«
    »Ins Sternenstädtchen?«
    »Nein, einfach nach Hause. Zu meinem Großvater, nach Peredelkino.«
    »Holt dich jemand ab?«
    »Nur die Journalisten.«
    »Also … schön. Mach’s gut. Wenn du noch mal mit uns fliegst, schau im Cockpit vorbei.«
    Ich nickte dem Flieger zu und schüttelte ihm die Hand.
    »Vielleicht werde ich ja auch irgendwann …« Der Kommandant lächelte verlegen. »Ich habe einen Antrag auf Aufnahme in die Kosmosgruppe eingereicht.«
    »Aber die nimmt doch nur Militärpiloten«, gab ich vorsichtig zu bedenken.
    »Die Zeiten sind vorbei. Vor einer Woche haben sie erklärt, jetzt könnten sich alle melden.«
    Interessant …
    »Wie ist es da? Bei den Sternen?«, fragte der Pilot. Völlig ernst, ohne jede Ironie.
    Ich schaute zur Halle des Flughafens rüber, auf die kreuz und quer kurvenden Busse, auf die einer Perlenkette gleichende Landebahnfeuerung. »Also eigentlich …«
    Damit betraten wir die Halle.
    Nach Hause zu kommen ist schön. Selbst die Sehnsucht nach der Euphorie des Jumps gibt dich dann frei. Ich betrat die Flughafenhalle durch die Personaltür, sah mich um und durchquerte sie. Es wimmelte von Menschen,

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