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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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wieder wie ein kleiner Junge.
    »Du Tausendsassa …«, flüsterte mein Großvater. »Petka … Bengel … die haben zunächst durchgegeben, du seist verunglückt …«
    »Wirklich?« Entsetzen packte mich. Wenn ich mir vorstellte, was mein Großvater durchgemacht hatte!
    »Es hieß, du habest das Schiff von der Stadt weggelenkt und seist zerschnellt …«
    »Und das hast du geglaubt?«
    Mein Großvater trat um die Länge eines ausgestreckten Arms von mir weg. Er blickte mir fest in die Augen. »Ob ich es geglaubt habe? Natürlich. Wäre das nicht typisch für dich gewesen?«
    Ich erwiderte kein Wort.
    »Eine halbe Stunde lang habe ich auf neue Nachrichten gewartet. Gott und die Welt habe ich angerufen. Dann kam durch, dass das Schiff auf einer Straße notgelandet ist.«
    Mein Großvater stieß ein leises, hüstelndes Lachen aus.
    »Da habe ich mich wieder beruhigt. Dass du bei dem Versuch, Menschenleben zu retten, verunglückst, das hätte durchaus stimmen können. Aber bei einer Notlandung? Niemals!«
    »Warum das denn nicht?«
    »Darum nicht!«, blaffte mein Großvater, der damit wieder in seinen üblichen Ton wechselte. »Haben dich die Ärzte durchgecheckt?«
    »Selbstverständlich!«
    »Gehirnerschütterung, Quetschungen, Knochenbrüche?«
    »Dann wäre ich jetzt nicht hier! Nein.«
    Mit einem Nicken schlurfte mein Großvater zum Sessel. Ich nahm auf dem harten Wiener Stuhl in der Zimmerecke Platz. Schon in meiner Kindheit hatte ich gern hier gesessen, um still zu beobachten, wie mein Großvater arbeitete. Ab und an hatte er mir erlaubt, meinen Laptop mit herzubringen, den ich auf den Rand des Tischs stellte, um dort meine Hausaufgaben zu erledigen, während er arbeitete. Wenn er in guter Laune war, verbanden wir gegen Abend unsere Notebooks und spielten ein Strategiespiel …
    »Dann erzähl mal«, forderte mich mein Großvater auf, während er es sich im Sessel bequem machte. »Nein … warte noch.«
    Leicht verlegen wich er meinem Blick aus und entnahm einer Schublade seines Schreibtischs einen gewaltigen Kristallaschenbecher, Streichhölzer, eine Pfeife und einen Tabakbeutel. Schon vorhin, beim Betreten des Raums, war mir aufgefallen, dass mein Großvater heute Abend geraucht hatte. Ich hatte ihm jedoch keinen Vorwurf gemacht.
    Aber dass er sich in meiner Anwesenheit den Organismus vergiftete, das war lange nicht vorgekommen.
    »Bei der Berechnung der Landeflugbahn …«, setzte ich an, während ich Hilfe heischend auf das Photo an der Wand starrte. Es zeigte meine Mutter, meinen Vater und mich. Ich war damals noch ganz klein, ein Knirps mit hellblonden Locken und einem naiven, beleidigten Gesicht.
    »Halt«, unterbrach mich mein Großvater, nachdem er sich seine Pfeife angezündet hatte. »Die Details deiner Landung interessieren mich nicht. Ich will wissen, was auf Hyxi passiert ist.«
    Also kein Präludium.
    Aber was hätte ich von meinem Großvater anderes erwarten sollen?
    »Ich habe die Fracht aufgenommen … Kortrison …«
    »Petja, mein Junge … mich interessiert vor allem eins: wer? Die Alari, die Zähler oder die Cualcua? Sprich ganz offen, hier kann uns niemand hören.«
    »Die Zähler …«, hauchte ich.
    Mein Großvater blies weißen, eher nach Kräutern als nach Tabak riechenden Rauch an die Decke.
    »Ich hätte auf die Alari getippt«, bemerkte er. »Sie haben mit der Sache definitiv nichts zu tun?«
    »Ich weiß es nicht …«, gab ich völlig verwirrt zu. »Sieht so aus, als ob nicht.«
    »Petja, wozu habe ich dir beigebracht, dass eine Verneinung niemals eine ausreichende Information darstellt?«
    »Eventuell haben sie was damit zu tun.«
    »Gut. Und jetzt erzähl alles der Reihe nach.«
    »Hyxi. Die Kortrison-Ladung. Ein normaler Start. Beim Eintritt in den Orbit kam mir ein Raumkreuzer entgegen … ein Kreuzer der Alari …«
    Mein Großvater lächelte selbstzufrieden.
    Ich gab alle Versuche, etwas von den Ereignissen zu begreifen, auf, und erzählte schlicht, was mir passiert war. Kurz und knapp, solange es um die Vorgeschichte ging, und detailliert, kaum dass der Zähler die Bühne betreten hatte – falls die winzige Kabine der Spiral als Bühne bezeichnet werden durfte.
    »Vorzüglich«, urteilte mein Großvater. »Das ist besser als erwartet.«
    »Ich verstehe wirklich nur Bahnhof«, gab ich zu.
    »Was begreifst du denn nicht?«
    »Was haben die Alari damit zu tun?«
    »Was hat dich daran gehindert, vor dem Jump die nötige Kontrolle des Schiffs vorzunehmen?«
    »Der Kreuzer

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