Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
verschlossenen, grimmigen Gesichter der Fußgänger und die verrückte Bettlerin. »Wenn wir die Wirtschaft des Landes ruinieren … nein, nicht nur des Landes, sondern des ganzen Planeten. Wenn selbst Spanien, Portugal und Brasilien Kosmodrome einrichten … ist das eine Situation, die nicht mehr normal ist.«
    »Aber?«, forderte mich mein Großvater zu weiteren Überlegungen auf.
    »All diese Unglücksfälle … im Küstengebiet soll die Ökologie bereits völlig vor die Hunde gegangen sein … Und ja … es stimmt, wir können mit dem vorgegebenen Tempo nicht mithalten. Aber wenn wir uns zum aktiven Widerstand entscheiden, Großpapa, dann vernichten die Außerirdischen vielleicht die ganze Erde.«
    »Niemals. Das Huhn, das goldene Eier legt, landet nicht in der Suppe. Selbst dann nicht, wenn es seinem Herrn in den Finger hackt.«
    »Der Vergleich hinkt«, wandte ich ein.
    »Gut, er mag hinken. Aber das ändert nichts am Kern der Sache. Eine Gefahr droht nur uns persönlich, Petja. Wenn wir eine Dummheit begehen, kriegen wir einen Schauprozess und werden zum Holzfällen geschickt.« Mein Großvater kicherte, als sehe er sich gerade vor seinem inneren Auge, mit einem Beil in der Hand und bis zu den Knien im Schnee versunken. »Aber unserem Mütterchen Erde wird es nicht schlechter ergehen.«
    »Ich hoffe, du weißt, was du tust, Großpapa.«
    »Ja.«
    »Du hast mich noch nie betrogen, Großpapa. Ich vertraue dir. Aber ich habe Angst.«
    Mein Großvater wandte den Blick ab. »Alles wird gut, Petja. Aber ohne deine Unterstützung wird unser Plan scheitern. Also, was ist, hilfst du uns?«
    Ich nickte. Was sollte ich auch sonst tun? Mein Großvater hatte diese mehrzügige Kombination auf Jahre im Voraus geplant und gespielt. Es wäre dumm zu versuchen, ihn an einem einzigen Tag von seinem Vorhaben abzubringen.
    »Hast du dich schon mit Mascha angefreundet?«
    »Also … ein bisschen.«
    »Sie ist ein interessantes Mädchen«, sagte mein Großvater.
    »Ja, sehr klug …«, brachte ich das einzig mögliche Kompliment hervor.
    »Und das ist alles?«, fragte mein Großvater, dem die Anspannung in meiner Stimme nicht entgangen war.
    »Sie ist ordentlich …«, meinte ich, während ich dem Rauschen des Wassers im Parterre lauschte.
    »Manchmal überraschst du mich, Pjotr«, sagte mein Großvater lachend. »Du mich auch, Großpapa. Kennt ihr euch schon lange?«
    »Ja. Ich kenne viele seltsame Leute, Petja.«
    »Großpapa … Danilow lässt dich grüßen!«, fiel mir wieder ein.
    »Alexander Olegowitsch?« Mein Großvater riss aufgeregt die Hände hoch. »Ach ja, er hat dich ja abgeholt …«
    »Und ich soll dir nicht nur einen Gruß ausrichten«, druckste ich kleinlaut. »Er hat mir auch was für dich mitgegeben … Ich hab völlig vergessen, meinen Aktenkoffer auszupacken.«
    »Bring ihn her«, befahl mein Großvater. Er wirkte absolut angespannt. »Aber bring ihn ungeöffnet her!«
    Ich stürzte nach unten. An der Haustür drückte sich Tyrann rum, der mit der Pfote nach dem Schloss tatzte. Ich öffnete ihm die Tür, und der Hund jagte in den Garten. Sollte er ruhig, schließlich hatte der Regen inzwischen nachgelassen. Vielleicht reagierte ja einer der Sensoren auf ihn – andernfalls würde Mascha allzu selbstgefällig auftreten.
    Während ich den Aktenkoffer holte, vernahm ich aus dem Bad Wasserrauschen und Gesang. Mascha hatte ein gutes Gehör. Mit der Stimme verhielt es sich leider nicht ganz so gut.
    Mit dem Aktenkoffer in der Hand kehrte ich zu meinem Großvater zurück – und erstarrte.
    Mein Großvater stemmte sich aus seinem Sessel hoch und hing sich eine seltsame Plastikpelerine über. Ein durchsichtiges, zweilagiges Stück, wobei sich zwischen den beiden Schichten ein spinnwebfeines Kupfernetz spann. Das Gesicht schützte ein Helm mit Sichtscheibe, die ebenfalls ein Drahtgeflecht aufwies.
    In der Hand hielt er ein kleines grün-braunes Metallgerät mit einer kompliziert geformten Antenne, zwei Kippschaltern und einem Display.
    »Den Koffer auf den Tisch«, klang die Stimme meines Großvaters barsch unter dem Visier hervor. »Und tritt zurück.«
    »Was ist denn das für ein Ding?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Ich bin kein richtiger Schweißer, das habe ich auf einer Baustelle gefunden«, antwortete mein Großvater eindeutig mit einem Zitat. Woher es stammte, wusste ich nicht. »Das ist ein Indikator für organische Stoffe, mein Junge.«
    Auf dem Bett lag ein offener Koffer, anscheinend einer von Maschas. Er

Weitere Kostenlose Bücher