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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ein Albtraum! Gut, mit ihrem Sinn für Humor stand es nicht gerade zum Besten – dafür hatte sie mit ihrer Direktheit nicht die geringsten Probleme!
    »Nein. Aber das ist etwas ganz anderes. Es ist, als würde man dich bitten, den Geschmack von Orangen mit einem Orgelkonzert von Bach zu vergleichen.«
    »In dem Fall würde ich immer die Orangen wählen«, erklärte Mascha entschieden. »Gut, lass uns jetzt unsere Fracht löschen.«
    Die nächsten zwanzig Minuten packten wir die Kartons und Taschen aus. Wir förderten verschiedene elektronische Apparaturen zutage, Kabelrollen und – sorgfältig, als handle es sich um den Tannenbaumschmuck, in Watte und Papier eingepackt – Detektoren.
    »Wenn dein Passagier auftaucht«, sagte Mascha, »erwartet ihn eine Überraschung. Hier ist eine Videokamera mit einer pseudointelligenten Identifizierungseinheit, Magnetsensoren, Infrarotdetektoren, aktive Funksysteme, Geräte, mit denen elektrische Felder gemessen werden können … Da kommt niemand dran vorbei.«
    »Wir haben einen Hund«, gab ich zu bedenken.
    »Den sperren wir ein. Obwohl … nein, das wird nicht nötig sein. Den Hund nehmen wir in die Liste der zugelassenen Objekte auf.«
    Ab und an huschte Mascha in die Küche rüber, eine Gelegenheit, die ich jedes Mal nutzte, um mir ihr Wunderwerk genauer anzusehen.
    Das war keine Arbeit vom Band, das hatte sie alles selbst angefertigt.
    Und zwar höchst akkurat.
    Konnte ein Mensch allein das alles herstellen, selbst wenn er fertige Schaltkreise und Bauanleitungen benutzte? Und die weitaus interessantere Frage: Ließ sich diese Arbeit vor den entsprechenden Organen verheimlichen? Die so sehr darum bemüht sind, jede Antipathie den Außerirdischen gegenüber im Keim zu ersticken?
    Ich glaube nicht an die genialen verrückten Wissenschaftler!
    Aber ich glaube an meinen Großvater. Und der glaubte an Mascha …
    »Ich habe das Gas ausgeschaltet«, teilte Mascha mit, als sie aus der Küche zurückkam. »Lass uns die Detektoren aufstellen.«
    Wir gingen in den Regen hinaus und machten uns daran, die Sensoren im Garten der Datscha zu verteilen. Eine einfache Aufgabe, denn alle waren mit Funksendern ausgestattet, so dass wir keine Kabel verlegen mussten. Innerhalb von einer halben Stunde hatten wir im welken Gras, um die Baumstämme, am Zaun und auf den Wegen rund hundert winzige Plastikgegenstände platziert, die wie Steine oder dürre Zweige aussahen. Einige Detektoren deponierte Mascha in einigermaßen abgeschmackten Gehäusen. Es gibt ja diese Läden, die überdimensionale Windeln, »abgehackte Finger«, »echtes Blut« und ähnlichen Unsinn verkaufen, der Fünftklässler und Erwachsene mit schwachem Intellekt begeistert … Ich musste allerdings zugeben, dass die künstlichen Hundehaufen recht glaubhaft aussahen.
    Schließlich ließ sich Mascha mit der Mini-Empfangsstation in der Diele nieder, während ich den verständnislosen Tyrann über das Gelände führte. An die provozierend gestalteten Sensoren verschwendete er nicht die geringste Aufmerksamkeit – sie verbreiteten nicht den richtigen Geruch.
    Wir kehrten wieder ins Haus zurück, durchgeweicht und ohne dem Spaziergang irgendein Vergnügen abgewonnen zu haben.
    »Perfekt«, urteilte Mascha zufrieden. »Der Hund kann ungehindert übers Gelände streifen.«
    Sie streichelte Tyrann ohne jede Furcht über den Kopf, was mir einen weiteren Beweis lieferte, dass die beiden sich schon länger kannten.
    »Ich werde mal in deinem Bad verschwinden«, kündigte Mascha an, schnappte sich die kleinste und unscheinbarste Tasche und ging sich waschen. Da mir nichts anderes übrig blieb als zu warten, begab ich mich nach oben.
    Mein Großvater saß am Laptop und hämmerte mit der Miene eines Dichters, dem ein seltener Moment der Inspiration zuteil wurde, auf die Tasten ein.
    »Wir haben das Sicherheitssystem installiert«, teilte ich ihm mit.
    »Sehr schön …«
    »Glaubst du, dass es funktioniert, Großpapa?«
    Er sah mich nachdenklich an.
    »Der Zähler hat sogar die Blackbox im Schiff umprogrammiert …«
    »Wir sollten davon ausgehen, dass die Außerirdischen nicht allmächtig sind«, erwiderte mein Großvater leicht verärgert. »Ansonsten müssten wir uns nämlich mit dem Status quo abfinden …«
    »Wäre das denn so schlimm?«
    »Siehst du das etwa anders?«, fragte mein Großvater erstaunt.
    »Nein, im Großen und Ganzen nicht.« Mir fielen die Moskauer Straßen ein, auf denen fast keine Autos gefahren waren, die

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