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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mich der Oberst diesmal. Er zuckte mit den Schultern und drehte sich weg.
    Sollte er.
    Halte mich ruhig für einen Hysteriker, du Mitarbeiter des FSB, Mitbesitzer der Transaero, ehemaliger Kriegsgefangener und bester Pilot der Gesellschaft! Du wirst nie begreifen, was ich mit einem Blick auf dein altes Photo erkannt habe. Du bist seit langem zerbrochen, seit dem Zeitpunkt, da man dich in den Krieg gejagt hat, dich zum Tod verurteilt und gegen zwei Güterzüge Masut freigekauft hat. Du kannst gar nicht mehr zerbrechen, denn jeder Schlag trifft nur auf die alte Fraktur.
    Aber ich, ich bin dazu noch imstande.
    Ich habe die Schnauze voll davon, ein anständiger Junge zu sein.
     
    Das Zimmer, das ich im Hotel bekam, war weitaus besser als meine bisherigen. Aber jetzt war ich ja auch nicht der übliche Todeskandidat, der auf einem alten Schiff durchs Weltall saust. Jetzt gehörte ich zu Danilows Crew.
    Ich schleuderte den Aktenkoffer aufs Bett und ließ mich in den Sessel plumpsen. Noch hatte sich die fahle Morgendämmerung kaum ausgebreitet, trotzdem war es in den Gängen und im Park vor dem Hotel bereits laut. Ein Kosmodrom schläft nie. Flüge, Flüge … ein Loch durch die Ozonschicht, Luft und Erde, die vergiftet wurden, der unwiderrufliche Verlust von gefühllosem Metall und naiven Piloten. Für ein Häufchen außerirdischer Scheiße, für einen Teller dünner Linsensuppe, für einen Himmel, in dem es keine Schiffe Starker Rassen gibt. Und wofür würde ich sterben?
    Für mich.
    Was kostete denn das Leben noch – außer dem Leben selbst?
    Ich tastete nach der Fernbedienung auf dem Tisch. Ich wollte den Fernseher schon einschalten, überlegte es mir dann aber. Was würde ich da zu sehen kriegen? Die Landung der Spiral, den dröhnenden Bass des Präsidenten, den sagenhaften Korkenzieher? Der war am Ende ja noch am sinnvollsten. Mit dem konnte man ganze zwanzig Flaschen pro Minute öffnen.
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Herein!«, rief ich.
    Danilow trat ein, ihm folgte ein lächelnder, hagerer Typ im Trainingsanzug.
    »Dann will ich die Crew mal bekannt machen!«, verkündete Danilow aufgeräumt.
    Der Jump-Navigator schüttelte mir die Hand. »Rinat.«
    »Pjotr«, sagte ich. »Auf den Vatersnamen verzichten wir besser.«
    Danilow rieb sich die Nasenwurzel.
    Turussow war noch jung. Wenn er ein Flieger gewesen wäre, hätte er einen oder zwei Jahrgänge über mir seine Ausbildung absolviert. Aber die Jump-Navigatoren bildete die Bauman-Uni aus.
    »An diesem Kommandanten wirst du noch deine helle Freude haben«, unkte Rinat, als er sich neben mich setzte. »Dieser Drill! Nicht mal ausschlafen lässt er mich, aus dem Bett schleift er mich raus!«
    »Ich würde eigentlich selber gern noch ein bisschen schlafen«, gestand ich. »Wann ist der Gesundheitscheck? Um zwölf?«
    »Hmm.« Ohne sich zu erheben, streckte sich Rinat zum Kühlschrank, öffnete ihn und seufzte. »Dir haben sie auch das ganze Bier abtransportiert, diese Schweine …«
    »Vergiss dein Bier!«, ereiferte sich Danilow. »Dir winkt ein Querfeldeinrennen, die Sauna und die Schwimmhalle. Und keine faulen Ausreden!«
    Rinat verzog das Gesicht.
    »Komm schon«, drängelte ihn der Oberst. »Mensch, früher, da hätte man dich nicht mal einen Flug in der Atmosphäre machen lassen! Vom Kosmos ganz zu schweigen!«
    »Kommst du mit, Pjotr?«, fragte Turussow gequält.
    »Nein, ich schlafe noch ’ne Runde.«
    »Genehmigt«, verkündete Danilow. »Der Mann kann nicht im Flugzeug schlafen, Rinat. Er ist müde. Und wir joggen jetzt.«
    »Heiliger Himmel …«, stöhnte Rinat und erhob sich.
    Ich konnte den Rat, sich das Gefluche für später aufzuheben, gerade noch unterdrücken. Nachdem ich die Tür hinter den beiden abgeschlossen hatte, legte ich mich angezogen aufs Bett.
    Ich musste fit sein. Ich musste ausschlafen. Danilow hatte gelogen, ich konnte in jeder Position und bei jeder Lautstärke schlafen.
    Ich brauchte lediglich die Gewissheit, dass in der Nähe ein Licht schimmerte.
     
    Nach einer Stunde weckte mich das Klingeln des Telefons. Ich wusste, wer anrief, ich wusste, was ich hören würde. Darum ließ ich mir Zeit. Ich rieb mir die Augen und tastete nach dem Telefon auf dem Nachttisch.
    »Ja?«
    »Petja?« Danilows Stimme klang nicht besorgt – sondern völlig gebrochen. »Petja, wir hatten einen Unfall.«
    »Was ist passiert?«, fragte ich, dabei aus dem Fenster guckend. Auf dem Tennisplatz vor dem Hotel spielten zwei Frauen. Die kräftigen,

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