Sternenstaub (German Edition)
Stück an sich genommen. Nun saß sie hier im Bus, war umringt von Rentnern und wartete darauf, endlich in uralten Gemäuern herumrennen zu können. Schlechter konnte ein Wochenende nicht verlaufen.
„Wenn sie sich so wenig für die alte römische Geschich-te interessieren, Frau Weil, warum haben sie diese Reise dann überhaupt mitgemacht?“ Der Reiseleiter schaute die junge Studentin aus Frankfurt böse an, die sichtlich gelang-weilt an der Öffnung des Mausoleums lehnte.
„Weil ich es meiner Oma versprochen habe“, antwortete Eva schnippisch.
„Wollen sie jetzt etwa auch noch frech werden?“
„Nein , warum? Meine Großmutter hat die Reise gebucht und konnte leider nicht teilnehmen, weil sie krank wurde. Sie hat mich gebeten an ihrer Stelle die Tour mitzuma-chen.“
„Sonderlich begeistert scheinen sie darüber ja nicht zu sein.“
„Geschichte hat mich noch nie interessiert“, sagte Eva.
„Lassen sie mich einfach in Ruhe und machen sie ihre Füh -rung weiter. Ich verspreche auch ganz brav zu sein und ihre Vorträge nicht zu stören.“
„So ein freches Ding“ , sagte eine ältere Dame zu ihrem Mann. „Früher hätten wir uns so etwas nicht getraut.“
Eva hatte nun endgültig genug von dem kalten Gewölbe und beschloss draußen auf die Gruppe zu warten. Eine Diskussion über die guten alten Zeiten war das letzte wo-nach ihr jetzt der Sinn stand.
Auf dem Weg nach draußen verspürte Eva plötzlich einen Stich in der Brust. Schwindel packte sie. Eine Hitzewelle nach der anderen jagte durch den Körper der jungen Frau. Eva schaffte es nicht mehr einen Fuß vor den anderen zu setzen und versuchte vergeblich einen Halt an den glatten Wänden zu finden. Dann sank sie bewusstlos zu Boden.
Eva zitterte am ganzen Körper als sie aus der Bewusstlo-sigkeit erwachte. Sie konnte sich nicht erinnern jemals in ihrem Leben derartig gefroren zu haben. In der fast völli-gen Dunkelheit konnte sie kaum etwas erkennen. Es kam ihr fast so vor, als wäre die Umgebung in eine dichte, schwarze Watte gepackt. Eva versuchte sich an die zurück-liegenden Ereignisse zu erinnern.
„ Eigentlich müsste ich doch jetzt lauter besorgte Reisende um mich herumstehen haben“, dachte sie, merkte aber schnell, dass sie alleine war. Die Umgebung hatte sich völlig verändert. Außer ihrem eigenen Atem, war nicht das leises-te Geräusch zu hören.
„ Was ist nur passiert?“, fragte sich die junge Studentin. „Wo bin ich hier?“
Verwundert stellte Eva fest, dass der Untergrund, auf dem sie lag, aus dickem Eis bestand. Auf der glatten Oberfläche konnte sie um sich herum nichts erkennen. Eva war klar, dass sie nicht einfach auf dem Eis liegen bleiben durfte, wenn sie sich in T-Shirt und kurzen Hosen nicht den Tod holen wollte. Schon jetzt kroch ihr die Kälte in alle Glieder und sie begann zu zittern.
Nein. Sie musste sich unbedingt bewegen. Weil in der frem-den Umgebung eine Richtung so gut, wie die andere war, ging Eva einfach los.
Nachdem sie einige Schritte gegangen war, stieß Eva mit ihren Füßen gegen etwas Weiches. Ihr spitzer Schrei klang überlaut in der völligen Stille, die sie umgab. Erschreckt wich Eva wieder ein paar Schritte zurück Sie befürchtete, auf ein wildes Tier gestoßen zu sein und schaute einen Mo-ment lang ängstlich auf den vor ihr liegenden Fellberg.
Nachdem auch nach fast einer Minute keine Bewegung zu erkennen war, wurde Eva etwas mutiger. Sie ging auf das Bündel zu und stellte erleichtert fest, dass es sich dabei um Kleidungsstücke aus dickem Fell handelte. Eva zögerte kei-ne Sekunde und zog die fremden Sachen rasch an. Sie machte sich keine Gedanken darum, wem die Sachen gehö-ren konnten und wunderte sich nur darüber, dass sie ihr passten, als wären sie für sie gemacht.
Schon nach kurzer Zeit spürte sie, wie sich ihr Körper lang -sam aufwärmte. Eva hatte noch immer nicht die leiseste Ahnung wo sie sich befand und beschloss die Umgebung weiter zu erkunden. Da sie sich offensichtlich auf einem zu-gefrorenen See befand – wo sonst konnte eine Eisfläche so eben und glatt sein – ging sie weiter geradeaus. Irgendwann würde sie das Ufer schon erreichen. Die neue Kleidung war ein wahrer Segen. Lediglich im Gesicht spürte Eva den eisi-gen Wind, der immer stärker zu werden schien.
Eva wusste nicht genau, wie lange sie jetzt schon stur in eine Richtung gelaufen war. Während ihres Marsches dach-te sie immer wieder darüber nach, wo sie sich
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