Sternenstaub (German Edition)
herumschwenkte. Leif begann heftig zu winken um die Aufmerksamkeit des Tieres auf sich zu lenken, was ihm auch gelang. Langsam richtete sich Drako auf, das mächtige Maul dabei zu einem Gähnen aufgesperrt.
Leif drehte sich um, um das Land auf der anderen Seite der Hügel zu betrachten. Doch was er da sah, ließ ihn schlagartig zusammenzucken. Im Tal vor ihm erstreckte sich ein gewaltiges Lager.
Schwarz gekleidete Männer huschten zwischen den bunten Zelten her und am entfernten Rand des Lagers konnte Leif erkennen, wie große, menschengleiche Gestalten, die aus purem Stein zu bestehen schienen, von den schwarzen Männern g ewaltsam an dicken Ketten herumgezerrt wur-den.
„Harbolds Männer, hier sind sie auch schon!“, flüsterte Leif leise zu sich selbst. „Und sie haben die Trolle unterjocht.“ Eines der Steinwesen machte Anstalten sich gegen seine Peiniger zu wehren, doch sofort waren zehn der schwarzen Männer zur Stelle und hielten es mit langen Speeren in Schach.
Leif wollte sich umdrehen und zurück zu seinem Dra-chen laufen, doch es war schon zu spät. Das Schlagen von mächtigen Flügeln kam näher und Drako landete majestä-tisch neben seinem Herrn.
„Wir müssen hier weg.“, sprach Leif mit Panik in der Stim-me, die Augen dabei immer noch auf das Lager gerichtet. Er wusste, dass die Blicke aller schwarzen Männer nun auf ihm und seinem Reittier ruhten.
„Wir müssen hier weg!“, wiederholte Leif und sah dabei zu, wie die ersten der Männer zu ihre n Waffen griffen und auf ihn zuliefen. Mit schnellen Schritten war Leif bei Drako angekommen und schwang sich auf den Rücken des Schup-pentieres, welches sich daraufhin mit kräftigen Flügelschlä-gen in die Luft erhob.
Zwei Tage war es nun schon her, dass Leif und Drako die Insel im Eismeer verlassen hatten. Gemeinsam flogen sie über die endlos scheinende See, in der Hoffnung, dass es noch eine weitere Insel, dieses Mal tatsächlich unbe-wohnt, geben würde. Doch es war eine Hoffnung, die lang-sam, aber sicher schwand.
Gerade als Leif erneut mit dem Gedanken an einen Freitod spielte, erschien ein weiteres Mal Land am Horizont.
Eine gigantische und dicht bewaldete Küste schien sich von einer Seite des Horizonts zur anderen zu erstrecken. Je nä -her die Beiden dem neuen Land kamen, umso hoffnungs-voller wurde Leif wieder.
Und die Gruppe von Gestalten, die hoch über dem Wald schwebten, ließ Leifs Herz jauchzen. Es waren Drachen un d auf ihren Rücken saßen Reiter…
E ivelan
Jörg Olbrich
„Ich sitze eindeutig im falschen Bus“, fluchte Eva leise vor sich hin und sah mürrisch aus dem Fenster.
„Was haben s ie gesagt, junge Frau?“, fragte die deutlich äl-tere Dame neben ihr.
Überhaupt durfte das Durchschnittsalter der Reisegesell -schaft, mit der sie unterwegs war, deutlich über sechzig lie-gen. Lediglich der Reiseleiter – ein etwa vierzigjähriger, schmieriger Typ – mit reichlich Gel in den Haaren – hob sich von dieser Gruppe ab.
„Ach nichts“, antwortete Eva und hing weiter ihren Ge -danken nach.
Eigentlich hätte sie jetzt mit zwei ihrer besten Freun-dinnen auf dem Weg nach Paris sein sollen, wo sie gemein-sam das Wochenende verbringen wollten. Es waren schon alle Vorbereitungen für die Fahrt abgeschlossen, als ihre Großmutter sie zu sich gerufen hatte.
„Du musst mir diesen Gefallen tun mein Kind“, waren die Worte von Sheila Weil gewesen, als sie ihre Enkelin bat, den Ausflug nach Trier für sie mitzumachen, weil sie ge -sundheitlich nicht dazu in der Lage war. Dass sie die Tages-reise überhaupt gebucht hatte, war schon schwer zu verste-hen. Ihrer Großmutter ging es seit Wochen schlechter und eine Besserung war nicht zu erwarten. Das lange Sitzen im Bus wäre Gift für die Beine der siebenundachtzigjährigen Frau gewesen. Vergeblich hatte Eva versucht, sich heraus-zureden, konnte Sheila aber nicht von ihrer Idee abbringen. Sie hatte regelrecht so getan, als hinge ihr Leben davon ab, dass Eva an ihrer Stelle die Fahrt mitmachte.
Da Eva ihre Großmutter über alles liebte, hatte sie es nicht übers Herz gebracht ihr diesen Wunsch abzuschlagen.
Nachdem sie schließlich einverstanden gewesen war, hatte Eva von ihrer Großmutter noch eine Kette mit einem ko-mischen Anhänger bekommen, den sie unbedingt mit nach Trier nehmen sollte. Auch wenn Eva nicht verstehen konn-te warum, hatte sie auf eine weitere Diskussion verzichtet und das
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