Sternenstaub (German Edition)
befand und wie sie in diese eisige Welt gekommen war.
Ein Traum konnte es nicht sein, dafür waren die Schmer -zen im Gesicht zu deutlich. Schon immer war sie ein sehr realistischer Mensch gewesen und hatte nie an andere Wel-ten oder Dimensionen geglaubt. Je länger sie jedoch in der beängstigenden Dunkelheit über das dicke Eis lief, desto stärker kam ihr der Gedanke, dass sie sich nicht mehr in der Welt befand, in der sie bisher gelebt hatte.
Plötzlich konnte Eva weit vor sich einen schwachen Lichtschein erkennen. Sofort wuchs ein kleiner Hoffnungs-schimmer in ihr heran.
„ Wo Licht ist, da sind auch Menschen“, dachte sie und be-schleunigte ihre Schritte, glücklich darüber, endlich ein Ziel vor Augen zu haben. Das Ufer – wo sonst sollte der Ur-sprung des hellen Scheins sein – war jedoch weiter ent-fernt, als Eva zunächst angenommen hatte. Es mussten Stunden vergangen sein, seit sie frierend auf der großen Eisfläche erwacht war. Eva spürte langsam, wie die Kraft ihren Körper verließ. Zu der Kälte, die sich längst ihren Weg durch die dicke Kleidung gebahnt hatte, waren Hun-ger und Durst gekommen, die Eva zusätzlich quälten.
„ Lange stehe ich das nicht mehr durch“, dachte sie sich und legte eine kurze Rast ein. Dabei schaute sie sehnsüchtig zu dem flackernden Licht. Außer der großen Eisfläche vor ihr war noch immer nichts zu sehen. Das Seeufer musste also noch ein ganzes Stück entfernt liegen. Eva nahm noch einmal ihre ganze Willenskraft zusammen und zwang sich weiter zu gehen. Endlich sah sie vor sich eine schneebe-deckte Erhöhung. Auch das Licht, das sie jetzt deutlich als Feuer erkennen konnte, war nicht mehr weit entfernt. Eva schaffte es mit letzter Kraft die Feuerstelle zu erreichen, um die sich einige dick vermummte Männer versammelt hatten. Dies nahm Eva jedoch gar nicht mehr richtig wahr und brach neben dem Feuer völlig erschöpft zusammen.
Als sie erwachte schaute Eva direkt in das Gesicht eines unbekannten jungen Mannes, der sie freundlich anlächelte. „Willkommen in der Welt des ewigen Eises“, sagte er.
Eva schaute den Fremden verwundert an. „Wer sind sie?“
Neben ihr spürte sie die wärmenden Strahlen des Feuers, dass in der Mitte einer Holzhütte brannte, in der sie auf ei-ner dicken Felldecke lag. Vor ihr stand ein junger Mann mit langen blonden Haaren. Eine fingerlange Narbe unter dem linken Auge machte das Gesicht des Hünen eher interes-sant, als dass sie abschreckend wirkte.
„Ich bin Hendrik, der Herr des Eisvolkes. Wir freuen uns dich endlich hier bei uns begrüßen zu können.“
„Wieso endlich?“, fragte Eva verwirrt.
„Die Prophezeiung sagt, dass am heutigen Tage unsere Ret -terin aus der Welt der Menschen den Weg zu uns findet.“
„Ich verstehe kein Wort von dem, was du da redest“, sagte Eva. „Wo bin ich hier? Wie bin ich hierher gekommen? Und von welcher Prophezeiung sprichst du?“
„Du befindest dich hier in Eivelan, einer Parallelwelt zu der Welt, in der du lebst“, sagte Hendrik. „Das Land war nicht immer so, wie du es jetzt siehst. Vor langer Zeit erstrahlte unser Land in einem immergrünen Glanz. Hier wuchsen die schönsten Blumen, die du dir vorstellen kannst. Wir hatten riesige Wälder, herrliche Wiesen und einige wunder-schöne tiefblaue Seen. Allen Menschen und Tieren ging es gut in Eivelan.“
„Sag mal , bist du dir sicher, dass du von dem Land sprichst, in dem wir uns gerade befinden?“, unterbrach Eva den Stammesführer.
„ Schade, dass der Kerl nicht mehr ganz richtig tickt“, dach-te sie dabei. „Eigentlich ist er ganz niedlich.“
Die anderen Menschen, die mittl erweile auch in die Hütte gekommen waren, verhielten sich ruhig und schienen Eva überhaupt nicht wahr zu nehmen. Sie legten ihre dicken Fellmäntel ab und setzten sich um das Feuer herum, um sich zu wärmen.
„Zur damaligen Zeit kam die böse Hexe Xerra fast nie aus ihrem Palast heraus“, sprach Hendrik weiter. „Tat sie es doch, konnte sie immer von der guten Fee Shela in ihre Schranken gewiesen werden. Eines Tages verliebte sich Xerra in den damaligen Stammesführer Kai und begann den Menschen in Eivelan großzügige Geschenke zu ma-chen. Kai, der nicht an das Gute in der Hexe glaubte, wies diese ab. Daraufhin schlug Xerras Liebe in grenzenlosen Hass um. Es kam zu einem furchtbaren Kampf zwischen den beiden, bei dem Kai tödlich verletzt wurde. Shela ver-suchte alles, um Xerra zu besiegen, damit ihr Volk
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