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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Erstarrung löste. Seine Augen fühlten sich schwer an, sie wollten ihm vor Müdigkeit zufallen. Hinter den blauen Silhouetten der Berge am Horizont stieg der rote Feuerball der Sonne auf und blendete ihn.
    Die kraftvolle Feuerkugel schien sich von den Bergen zu lösen und nahm stetig an Größe zu. Hoch am noch dunk -len Himmel näherte er sich dem Schloss, der Feuerball aus rotgelb züngelnden Flammen.
    Plötzlich wurde es König Ferfarel klar, dass es nicht ein Sonnenaufgan g war, den er da mit ansah.
    Die rote, sich hoch am Himmel dem Schloss schnell nä-hernde Kugel aus Licht und Feuer nahm mehr und mehr Konturen an, wurde zu einem riesenhaften Vogel, dessen mächtige Flügel und massiger Körper aus Hunderten von Flammen zu bestehen schienen. König Ferfarel erschrak zutiefst, als er erkannte, dass es ein Phönix war, ein Schick-salsbote. Mit banger Erwartung harrte er des Feuervogels, der kurz darauf vom hohen Himmel zu ihm niederstieg und auf dem Turm landete.
         Zum ersten Mal in seinem Leben sah König Ferfarel mit eigenen Augen einen Phönix, stand Angesicht zu Angesicht mit diesem sagenhaften Wesen.
    Der Phönix sprach, und sein Atem war ein heißer Luftzug, der dem König ent gegenwallte: „König Ferfarel vom Ge-schlecht der Seher. Schließe deine Augen und sehe die Zu-kunft.“
    König Ferfarel tat, wie ihm geheißen. Und es war ihm, als würde ein dunkler Vorhang vor seinen Augen abfallen. Er sah vor seinem inneren Auge Bilder. Er sah ein Schlacht -feld, er hörte das Schmerzensgeschrei der Sterbenden und Verwundeten. Er sah sich selbst inmitten dieses Schlacht-feldes liegen, bleich und regungslos. Er sah die rauchenden Trümmer seiner Stadt und wollte die Augen öffnen, um aus diesem Albtraum zu erwachen. Doch er konnte es nicht. Kaum war das eine furchtbare Bild verblasst, entstand ein neues. Er sah die schwarzen Kreaturen, wie sie durch seine Stadt wüteten, und hörte die Angstschreie derer, die vor ihnen flüchteten.
    „Meine Tochter!“, rief der alte König außer sich. „Wo ist sie?“
    Da sah er sie, sie lebte! Zusammen mit zwei jungen Män-nern lief sie dem schützenden Wald entgegen. Der eine der Männer war Prinz Leopold, Blut floss aus einer Wunde an seiner Brust. Den anderen kannte der König nicht.
     
    „Es ist Kedrich vom Volke der Magiker, einst wird er der größte und mächtigste Magiker Kerdoniens werden.“
     
    War es das Schicksalswesen, das zu ihm sprach?
    „Deine Tochter Sebile, Prinz Leopold vom Waldvolk und Kedrich, der Magiker, werden den Widerstand gegen die dunklen Mächte leiten. Viele Jahre wird der Kampf dauern, bis zu dem Tag …“
    König Ferfarel sah diesen Tag kommen, und Angst und Verzweiflung wichen aus seinem alten, faltigen Gesicht.
     
    „So wird alles gut“, sagte der alte König, und als er seine Augen aufschlug, war der Phönix verschwunden. 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    J ohannes, der Harfner
     
    Erik Schreiber
     
         Die Musik, die Johannes seiner Harfe entlockte, klang wunderbar und grenzte schon fast an Zauberei. Die Töne entflohen wie bunte Schmetterlinge durch das Fenster in das morgendliche Sonnenlicht. Ein paar Tauben stolzierten umher, verwirrt und fasziniert gurrend, oder auf dem Bo-den nach Körnern pickend. Ein roter Kater lag nicht weit von ihnen entfernt, hinter einem alten Kübel und betrach-tete die Tauben aus schmalen Augen, den Bauch der wär-menden Sonne zugekehrt. Er war offensichtlich ein Musik-liebhaber und scheinbar nicht hungrig.
         Während Johannes musizierte durchströmte den Harf-ner das angenehme Gefühl frohlockenden Wohlbehagens. Als er seine Harfe sinken ließ, überflutete ihn wieder das unangenehme Gefühl der Schwäche, und er sank auf sein Bett zurück. Stille. Keine Geräusche. Der Kater strich an der offenen Tür zu seinem Zimmer vorbei, und die Tauben erhoben sich vorsichtshalber in die Luft. Eine Frau mit blondem Haar trat über die Schwelle. Johannes sah ihr mit zwiespältigen Gefühlen entgegen. Die meisten Frauen, die er kennen lernte, reizten und erschreckten ihn gleicherma-ßen. Doch dann entspannte er sich wieder. Diese Frau hat-te einen süßen und zufriedenen Ausdruck in ihrem freund-lichen Gesicht. Ihr Herz gehörte bereits jemandem, der nicht hier war. Sie war völlig unerreichbar für ihn. Und da-mit auch gleichzeitig sicher für ihn.
    „Du bist ein sehr talentierter Musiker“,

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