Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
gelang es ihm, und er rannte und stolperte die Treppen des Turmes herab.
    Minuten später läuteten die Alarmglocken von der Burg, dessen eindringliches Läuten von den Kirchenglocken in der Stadt beantwortet wurde.
    All die Glocken hallten tief und schwer, das Geläut schwoll an und ließ die Stadt stillstehen. Mensch und Tier gefror das warme Blut in den Adern, denn sie alle ahnten, was es bedeutete – eine furchtbare Bedrohung näherte sich.
     
         Außerhalb der Reichweite der Alarmglocken, am Wald-rand, an der Grenze zum Reich des Waldvolkes, schritt ein groß gewachsener junger Mann in grünem Wams und mit einem von Wind und Wetter gegerbten vertrauenerwe-ckenden Gesicht. Es war Prinz Leopold, der Waldhüter.
    Er war dabei, seine alltägliche Pflicht zu erfüllen, die Gren -zen seines Landes abzuschreiten, um sich zu vergewissern, dass alles beim Rechten war.
    Über seinen breiten Schultern hing ein langer Bogen aus dunklem Holz, auf seinem Rücken war ein Köcher mit Pfeilen befestigt. Der junge Mann kam zügig voran, seine langen muskulösen Beine ermöglichten ihm ein schnelles Vorwärtskommen. Frohen Mutes schritt er dahin, voll Vor -freude für die kommende Zeit, leicht und unbeschwert wa-ren die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen.
    Abwechselnd sang und pfiff er eine heitere Melodie vor sich hin, wurde aber darin unterbrochen, als plötzlich ein großer Tumult über ihn ausbrach.
    Irgendetwas Dickes und Schweres kam vom Himmel durch die Baumkronen der Bäume herab. Brechende Äste, Laub und herabfallendes Geäst regnete auf den jungen Wald-läufer nieder.
    Verwundert blickte Prinz Leopold nach oben. Bevor er aus -machen konnte, was die Ursache des Tumults war, landete oder vielmehr plumpste es vor seine Füße, überrollte sich einmal, bevor es schließlich im weichen Waldboden Halt fand. Es handelte sich um ein Welietor, eine Kreatur, nicht unähnlich einem kleinen Hund, dessen Fortbewegungsart aus einer Mischung aus Hüpfen und Fliegen bestand. Es besaß zwei kleine Flügel und sehr kräftige Beine, mit denen es, vom regen Flattern seiner Flügel begleitet, hohe flattern-de Sprünge vollführte.
    Die Welietoren waren sehr treue und sehr anhängliche Le -bewesen für die menschlichen Wesen. Solch ein Welietor, ein besonders wohlgenährtes Exemplar, war durch den Wald auf Prinz Leopold zugesprungen und bei seiner Lan-dung etwas unglimpflich gelandet.
    „Wlau! Du bist es!“, lachte Prinz Leopold, denn das Tier war ein gern gesehener Freund. „Du hast mir aber einen Schrecken eingejagt, ich dachte schon, ein Baum stürzt auf mich!“
    Wlau gab ein paar aufgeregte Belllaute von sich, richtete sich auf, nahm einen herumliegenden Ast und begann sorg-fältig, aber mit deutlicher Hast, Zeichen in den weichen Boden zu ritzen.
    „Du hast eine Botschaft für mich?“, sagte der junge Wald -läufer erstaunt und trat näher an Wlau heran, um die Zei-chen zu entziffern. Es waren Zeichen aus dem Veritas, eine Zeichensprache, die alle Lebewesen in Kerdonien beherr-schen mussten, um, konnten sie sich nicht verbal verständi-gen, sich doch auf dieser Art gegenseitig verständlich zu machen.
          Drei Zeichen ritzte Wlau, der Welietor, in den weichen Waldboden, den Ast fest in seinem starken Gebiss haltend. Prinz Leopold las. Das erste Zeichen bedeutete Gefahr, das zweite gab den Ort an, wo sich die Gefahr befand, und das dritte, um welche Gefahr es sich dabei handelte.
    Prinz Leopold deutete die Zeichen, laut vor sich hin spre-chend: „Gefahr auf dem großen Weg, feindliche Armee.“
         Der große Weg führte erst an den grauen Bergen ent-lang, dann quer durch Kerdonien bis zu seiner Hauptstadt, in der König Ferfarel residierte.
    „Das hört sich ja gar nicht gut an“, sagte der junge Wald -läufer nachdenklich. „Ich werde in die Stadt gehen, um Ge-naueres zu erfahren.“
    Er streichelte seinem treuen Welietor beruhigend den klei -nen Kopf, der ihn aufgeregt anbellte und lenkte seinen Schritt aus dem Waldrand hinaus und ging in schnellem Tempo auf einem ausgetretenen Pfad entlang, der sich zwischen grünen Hügelketten hinab zur Königstadt dahin-schlängelte. Schon von weitem konnte er das drohende, wilde Geläut der vielen Glocken hören, und mit ihm kam die Gewissheit, dass Wlaus Botschaft ernst zu nehmen war.
     
         Kerdonien war nicht nur die Heimat des Volkes der Seher. Viele andere Völker lebten hier in Eintracht zusam-men. Kerdoniens Grenzen waren für alle offen, die in

Weitere Kostenlose Bücher